(MG) Aus unserer Erfahrung heraus gibt es diverse praxisnahe Anschläge für den schnellen Schuss aus der Bewegung oder Erwartung vorbeiziehenden Wildes. Im folgenden Artikel möchte wir gerne die klassische jagdliche Erwartungshaltung darstellen und eine Variation zeigen, die dem einen oder anderen sicherlich leichter fallen wir.
Wer kennt folgende Situation nicht: Man befindet sich auf den letzten Metern zum Hochsitz, achtet auf jedes Ästchen auf dem Boden und versucht peinlichst genau keine Geräusche zu erzeugen, so dass Wild in der Umgebung nicht vergrämt wird. Doch dann, trotz der größtmöglichen Vorsicht wird in 50 Metern Abstand ein Stück auf uns aufmerksam und nach kurzem Verhoffen springt es ab!
Viele jagdliche Situationen bleiben ungenutzt, weil man die Waffe nicht schnell genug in den Anschlag bringen kann oder einfach zu unerfahren mit solchen Schusssituationen ist. Wie hätte man nun reagieren oder der Situation vorgreifen können? Nun ja, zum Einen hätte man schon während der Annährung an den Hochsitz die Waffe in der jagdlichen Erwartungshaltung haben können, so dass man in einer solchen Situation nach dem Ansprechen nur noch die Waffe in den Anschlag bringen muss. Zum zweiten hätte ein schnell ausgeführter Anschlag zu einem zügigen Schuss, stehend freihändig, führen können. Wie stehend freihändige Schuss in einer modernen Variante aussieht, haben wir bereits im Artikel Schießtechnik VII erläutert.
Wie sieht die jagdliche Erwartungshaltung aus und wofür benötigt man diese?
Profan ausgedrückt benötigt man die jagdliche Erwartungshaltung in allen Situationen, in denen man sich nicht sicher sein kann, wann und wo das Wild auftaucht. Zudem kommt die jagdliche Erwartungshaltung meistens beim Schießen aus einer Bewegung vor. So z.B. auf der Pirsch, beim Annähern auf den Ansitz oder auf Drückjagden.
Bei der klassischen Variante der jagdlichen Erwartungshaltung führe ich die Waffe mit leicht gebeugten Armen vor meiner Brust, die Schulterstütze befindet sich auf der Höhe meiner Hüfte und ich beobachte über die Mündung meiner Waffe das Vorfeld, um so bei Bedarf die Waffe schnell in den Anschlag zu bringen und einen Schuss anzusetzen.
Vorteil: Durch das Beobachten über die Mündung, ist die Mündung der Büchse immer auf das Ziel ausgerichtet. Wenn man es schafft die Schulterstütze exakt in die Schulter zu bringen, führt man automatisch die Visierlinie in die Sichtlinie und ist sofort auf das Ziel ausgerichtet.
Nachteil: Die Waffe zeigt ständig nach oben, dies kann bei falscher Handhabung ein großes Sicherheitsrisiko sein und man ist gezwungen die Waffe durch anheben der Schulterstütze in den Anschlag zu bringen. Dies kostet Zeit und ist eine erhebliche Fehlerquelle.
Durch jahrelange Erfahrung im Schießen aus der Bewegung haben wir eine weitere Variante der jagdlichen Erwartungshaltung kennen gelernt, die einige Vorteile mit sich bringt. Bei der abgewandelten jagdlichen Erwartungshaltung habe ich die Waffe bereits im Anschlag und beobachte über die Visierung das Vorfeld.
Vorteil: Ich muss den Anschlagspunkt an der Schulter nicht erst suchen. Die Waffe zeigt ständig in eine sichere Schussrichtung (den Boden vor mir).
Nachteil: Dadurch dass ich die Visierung in die Sichtlinie führe muss ich das Ziel erneut mittels der Visierung auffassen und die Waffe auf das Ziel ausrichten. Aus diesem Grund ist diese Variation der jagdlichen Erwartungshaltung primär für offene Visiere geeignet.
Fazit
Beide Variationen der jagdlichen Erwartungshaltung bieten Vor- und Nachteile und beide Varianten haben ihre Berechtigung. Man kann beide Varianten für das Schießen aus der Bewegung nutzen, Sie sollten nur zuvor trocken und auch auf dem Schießstand beide Anschläge geübt haben. Und egal wie sehr einen das Jagdfieber packt, bevor ein Stück Wild beschossen wird, muss immer zuerst auf einen vorhandenen Kugelfang und das sichere Ansprechen des Wildes geachtet werden.
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