Maishäcksler donnern über die Felder, Traktoren schleppen die Ernten zum Verbraucher. Die Erntejagd ist nach dem Ende der Maisjagdsaison im vollen Gange. Die Nachfrage nach kurzfristig verfügbaren Schützen ist derzeit groß. Treiber- und Meuteführer leisteten im Hochsommer bereits Schwerstarbeit. Es bedingt eben mehr als ein paar Schützen am Maisschlag um erfolgreich und sicher eine Mais- oder Erntejagd durchzuführen.
In der Regel verbinden viele eine typische Maisjagd mit dem Bild von Schützen in Signalfarben, welche mit dem Rücken zum Mais stehend, flüchtige Sauen beschießen, die aus dem Schlag wechseln. Ob dabei Landmaschienen oder Hunde und Treiber die Sauen aus dem Feld treiben, spielt dabei oft keine Rolle. Auch wenn Ernte oder Maisjagden in der Regel relativ kurzfristig angesetzt und organisiert werden, bedarf es mehr als nur ein paar Schützen um Sicherheit und Erfolg in Übereinklang zu bringen.
Planung ist der erste Schritt
Erfahren Mais- und Erntejäger wissen, dass auch jeglicher Kurzfristigkeit zum Trotz eine genaue Planung erforderlich ist. Diese Planung kann unter Umständen bereits vor dem Drillen des Mais erfolgen. Zusammen mit dem Landwirt lassen sich zukünftige Bejagungsstrategien festlegen und Absprachen für eine eventuell erforderliche Maisjagd zur Wildschadensverhütung treffen. So kann beispielsweise das umliegende Gelände erkundet werden, um Wechselmöglichkeiten auszumachen oder passende Stände für Schützen oder Ansitzeinrichtungen festzulegen. Auch der Weg durch den Mais für Treiber und Meute kann somit gar vorgeplant werden. Besonders bei der Mais und Erntejagd ist in unserer Kulturlandschaft auf Gefahrenbereiche zu achten. Anders als bei der Waldjagd sind in die landwirtschaftlich intensiver genutzte Flächen viel häufiger Agrarbetriebe, Straßen und Wege, Gehöfte, Scheunen und Anwesen eingebettet. Daher ist es zwingend erforderlich das Jagdumfeld auch anhand der Gefahrenpunkte zwingend auf die Jagd abzustimmen. Genau dieses Abstimmen, in Abhängigkeit von Gelände, Erfordernissen und Umgebung machen das Planen dieser Jagd anspruchsvoll. Eine erfolgreiche, waidgerechte Mais- oder Erntejagd ohne Fehlabschüsse oder Gefährdung von Hunden, Personen und Material muss das Ziel sein.
Im Weiteren wollen wir daher Möglichkeiten einer alternativen Gestaltung anhand einer Erntejagd aufzeigen. Dabei soll der Fokus auf die Platzierung der Schützen und die verschiedenen Möglichkeiten der Organisation anhand der Umfeldbedingungen gelegt werden. Der Einsatz von Treibern und Hunden wird dabei weniger von Bedeutung sein. Hier gibt es gesondert Spezialisten, die diese Einsätze bei einer Maisjagd deutlich besser beleuchten können.
Wichtige Grundsätze
Folgende Grundsätze sind mittlerweile selbstverständlich und sind Bestandteil einer jeden Mais- oder Erntejagd:
- Jedem Jagdteilnehmer muss der Stand aller Schützen bekannt sein
- Alle Jagdteilnehmer tragen offen Warnbekleidung in Signalfarben
- Kein Schütze schießt in oder in Richtung Mais
- Alle Telefonnummern müssen ausgetauscht sein und es muss Verbindung untereinander bestehen
- Es muss ein adäquater Kugelfang vorhanden sein
Es empfiehlt sich den Teilnehmerkreis für eine Erntejagd bereits weit im Voraus festzulegen und bei einem gemeinsamen Treffen die Jagdplanung durchzusprechen. Dabei können auch Hundeführer für Nachsuchen bestimmt und vorgehalten, Stände oder zusätzliche Drückjagdböcke festgelegt oder ganz simple die Parkmöglichkeiten der Fahrzeuge aufgezeigt werden. Aufgaben lassen sich so gut gleichmäßig verteilen. Der Jagdherr wird damit entlastet. Die Jagd kann nun auch kurzfristig angesetzt werden, ohne dass es großartig, weiteren Koordinierungsaufwand erfordert.
Individuelle Merkmale erfordern individuelle Überlegungen
Schwarzwildjagd ist Bewegungsjagd und das erfordert ein schnelles Ansprechen, Auffassen und insgesamt eine ausgereifte Schießtechnik. Bei der Erntejagd ist es daher oft besser, wenige geübte Schützen an ausgesuchten Ständen einzusetzen, als eine Menge weniger gute Schützen den Schlag umstellen zu lassen. Dies erhöht in der Regel nicht den Jagderfolg sondern lediglich das Sicherheitsrisiko.Die Organisation der Mais- und Erntejagd ist nun im Weiteren wesentlich vom zu bejagenden Schlag und der dortigen Umgebung abhängig. Dabei unterscheiden wir vor allem bei der Platzierung der Schützen anhand der Wechselmöglichkeiten des Schwarzwildes. Dabei kann es sehr kurze Wechselmöglichkeiten geben, bei denen die Sauen über wenige Meter in den nächsten Schlag oder in den Wald wechseln können. Andererseits sind je nach Erntevorgang auch Fernwechsel über mehrere hundert Meter je nach Gelände möglich.
Schwarzwildjagd ist Bewegungsjagd und das erfordert ein schnelles Ansprechen, Auffassen und insgesamt eine ausgereifte Schießtechnik. Bei der Erntejagd ist es daher oft besser, wenige geübte Schützen an ausgesuchten Ständen einzusetzen, als eine Menge weniger gute Schützen den Schlag umstellen zu lassen. Dies erhöht in der Regel nicht den Jagderfolg sondern lediglich das Sicherheitsrisiko.
Ziel sollte es nun sein, das Schwarzwild in die Richtung aus dem Mais zu drücken, in der sie die längsten Wechsel vollziehen müssen. Dies kann man beispielsweise durch den zielgerichteten Einsatz von Erntemaschinen erreichen, bei denen diese Fluchtmöglichkeiten offen gehalten werden. Die „Erntetaktik“ kann im Vorfeld mit dem Landwirt geklärt werden. Zusätzlich kann man die weniger vorteilhaften Seiten am Mais versuchen zu „sperren“. Beispielsweise können Jagdhelfer dazu beitragen die Sauen hier zu verstänkern indem sie den Kessel abriegeln. Es gibt hier viele Optionen, die wie bereits angesprochen jedoch vom Gelände abhängig sind.
Sind die Wechselmöglichkeiten des Schwarzwildes kurz und ist der Wirkungsbereich für den Schützen stark eingeschränkt empfiehlt es sich zwei Schützen auf einer Seite des Mais zu platzieren. Sie sollten nicht mit dem Rücken zum Mais, sondern zueinander stehen. So kann man mindestens 100m am Mais erfolgreich abdecken.
Möchte man eine größere Fläche mit Schützen versehen sind zusätzliche Maßnahmen erforderlich. Dazu kann man in 75m Entfernung vom Schützen in einem Winkel von 30° eine deutlich sichtbare Stange als Markierung platzieren. Nach 75m folgt das nächste Schützenpärchen. Die Skizze soll dieses Prinzip verdeutlichen.
In jedem Fall ist immer auf einen adäquaten Kugelfang zu achten, wobei wir feststellen mussten, dass vor allem dieser Aspekt in der Praxis oft vernachlässigt wird. Wenn immer möglich sollte man daher mobile Ansitzeinrichtungen vorbereitet haben. Mobile Drückjagdböcke können hier nicht nur schnell platziert werden, sondern ermöglichen dem Schützen mehr Überblick und einen sicheren Kugelfang. Die Markierungen zur Abgrenzung können dabei ebenso verwendet werden.
Erfolgreich bei fernen Wechseln
Die erfolgreichste Methode bei der Erntejagd ergibt sich dann, wenn das Schwarzwild besonders lange Wechsel vollziehen muss. Beim Auswechseln aus dem Mais sind die Sauen hochflüchtig und ändern teilweise in der Rotte blitzartig ihre Richtung. Verfolgt man jedoch diese Flucht über freies Feld bis beispielsweise zum nächsten Waldstück wird man feststellen, dass das Schwarzwild langsamer, orientierter und aufgelockerter einwechseln wird. Die Gefahrensituation hat sich für sie vermeintlich verändert: der sichere Einstand ist in der Nähe, Landmaschinen und Grünröcke weit entfernt. Aus der Flucht im hohen Tempo ist ein gemäßigtes Trollen geworden.
Dies kann der Jäger sich zu Nutze machen. Geben die Geländebedingungen ähnliche Möglichkeiten her, sollte in Richtung der Fernwechsel bei guter Sicht und Schussfeld Ansitzmöglichkeiten eingerichtet werden, um diese Phase des Wechsels für die erfolgreiche Schwarzwildjagd zu nutzen. Die trollenden Sauen können hier vom Schützen besser angesprochen und beschossen werden, ohne dass Sicherheitsrisikos entstehen. Die Mais- oder Erntejagd verliert für diese Schützen zwar ihren ach so typischen Charakter, die Methode aber verspricht reichlich Strecke. Die Jagdschule Soltau lehrt diese Form der Jagd seit mehreren Jahren und richtet jedes Jahr sehr erfolgreich nach diesen Prinzipien Mais- und Erntejagden in Niedersachsen und Mecklenburg Vorpommern aus.
Fazit
Nicht jedes Revier und jede Mais- oder Erntejagd mag für diese Methoden geeignet sein, es genügt jedoch sich im Vorfeld damit auseinanderzusetzen und Optionen anhand des jeweiligen Reviers zu erarbeiten. Revierinhaber sind nicht nur aus Gründen der Wildschadensverhütung vor allem bei Durchführung und Organisation für jegliche Hilfe dankbar. Wenn basierend auf einer guten Planung und Revierkenntnissen die Jagd gründlich und systematisch organisiert ist, und die grundlegenden Sicherheitsregeln beachtet werden, ist die Mais- und Erntejagd eine spannende Form der Schwarzwildjagd, mit guten Erfolgschancen für alle Beteiligten.
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