In unserem ersten Artikel zum Thema Schießtraining sind wir auf das Thema „Einfluss der Psyche auf den Schuss“ eingegangen, da die Psyche des Schützen einen erheblichen Einfluss auf die Treffgenauigkeit hat. Im Folgenden möchten wir gerne die grundlegenden Anforderungen an ein modernes Schießausbildungssystem darstellen und diese auf ein mögliches jagdliches Schießausbildungskonzept anwenden. Wir hoffe auf ein großes Feedback der Schießobleute, um gemeinsam eine praxisnahe Schießausbildung zu gestalten.
Aller negativen Berichterstattung zum Trotz erfährt die Sehnsucht nach der Jagd eine Renaissance. Jährlich werden in Deutschland über 10000 Jagdschüler ausgebildet. Vor allem wenden sich Menschen der Jagd zu, die eigentlich in einem städtischen Umfeld leben und arbeiten. Die Rückbesinnung auf die Natur spielt dabei eine nicht zu verachtende Rolle. Sie alle müssen dabei eins lernen: Den verantwortungsvollen Umgang mit Schusswaffen und das Erlangen von Schießfertigkeiten. Dabei soll dieser Artikel helfen.
In der moderne Schießlehre ist die Erstellung eines einzigen Schießausbildungssystems für sämtliche Waffensysteme zum gängigen methodischen Ansatz geworden. Wir halten diese Form der Vermittlung von Schießfertigkeiten ebenfalls für sehr zweckmäßig, da im jagdlichen Bereich viele unterschiedliche Waffen verwendetet werden, jedoch allesamt in ähnlicher Art und Weise ausgebildet werden. Der Jagdschüler findet sich in einem einheitlichen Schießausbildungskonzept leichter wieder und das „Schießenlernen“ mit den unterschiedlichen Waffen fällt ihm leichter.
Bei der Erstellung eines modernen jagdlichen Schießausbildungssystems berufen wir uns auf die Lehren des Papstes der modernen Schießlehre, Jeff Cooper, und wenden seine Gedankengänge des triangularen Schießausbildungssystems an. Bei diesem System schuf Mr. Cooper ein aufeinander aufbauendes didaktisches System bestehend aus drei Ausbildungsstufen: Basis-, Aufbau- und Fortgeschrittenenausbildung.
Jede Ausbildungsstufe beinhaltet wiederum drei Grundelemente zu erlernender Techniken und Tätigkeiten. Auf der rechten Seite sehen Sie das von uns vorgeschlagene Dreieck der Basisausbildung. Es beinhaltet die Themen Sicherheit, Waffenhandhabung und Präzision.
Was beinhalten die einzelnen Themenbereiche?
Der Themenbereich Sicherheit sollte an erster Stelle der Schießausbildung stehen und beinhaltet grundlegende Sicherheitsregeln im Umgang mit Waffen. Hier kann man entweder auf die DJV-Schießstandordnung zurückgreifen, eigene Sicherheitsregeln entwickeln oder die vier Sicherheitsgrundsätze von Jeff Cooper übernehmen, die nahezu überall auf der Welt von Behörden genutzt werden. Die vier Sicherheitsgrundsätze sind:
- Jede Waffe ist stets als geladen zu betrachten!
- Die Mündung zeigt nur dort hin, wo ich hinschießen möchte!
- Der Finger berührt erst dann den Abzug, wenn ich mir meines Zieles sicher bin!
- Kenne Dein Ziel und was dahinter steht!
Wir weisen darauf hin, dass die UVV und die DJV-Schiesstandordnung die in Deutschland vorherrschenden Sicherheitsvorschrift somit in ihrem ganzen Umfanf für jeden Jäger bindend. Themenbereich Waffenhandhabung beinhaltet die Bedienung der jeweiligen Waffe. Hierzu gehört das Zerlegen und Zusammensetzen, Ladetätigkeiten, Reinigen etc. Dieser Themenbereich sollte gemäß der moderne Ausbildungslehre zuerst theoretisch und dann mit zunehmender Schwierigkeit praktisch ausgebildet werden. Neben den rein handwerklichen Tätigkeiten kann man zur Auflockerung Trockenübungen in das Training einbauen, um den Schützen Handlungssicherheit an der Waffe zu verleihen. Doch Achtung, Trockenübungen ersetzen niemals das Arbeiten mit einer scharfen Waffe.
Der Themenbereich Präzision beinhaltet die Theoretischen Grundlagen des Schusses sowie die praktische Anwendung des Schießens. Neben vielen Trockenübungen gehören zu diesem Ausbildungsabschnitt entsprechenden praxisnahe Schießübungen, auf welche wir in den jeweiligen Fachartikeln noch genauer eingehen werden.
Für jeden Themenbereich muss man Leistungsziele setzen, die es zwingend einzuhalten gilt, um zum einen etwas Druck aufzubauen aber vor allem, um eine Vergleichbarkeit zwischen Schützen zu schaffen. Durch das stecken von Leistungszielen motiviert man den Schüler und man schafft allgemeingültige Abholpunkte für die nächsten Ausbildungsschritte. Leistungsziele könnten beispielweise Streukriese auf bestimmte Entfernungen oder Zeitansätze für Tätigkeiten sein.
Wie kommt man nun zu einem Gesamtkonzept?
Nach dem erfolgreich absolvierten Basisausbildungsmodul folgen das Aufbau- und das Fortgeschrittenenmodul, die ähnlich der Basisausbildung gestaltet sind. Auf der linken Seite finden Sie eine Abbildung mit einem gesamtheitlichen Ausbildungssystem des Einzelschützen. Wir erheben mit diesem Ausbildungskonzept keinen Anspruch auf Vollständigkeit allerdings haben wir mit diesem System bisher sehr gute Erfahrungen gemacht und man kann es auf jede Waffe anwenden. Wir freuen uns natürlich jeder Zeit über geeignete Verbesserungsvorschläge.
In den folgenden Artikeln werden wir das oben vorgestellte Ausbildungssystem konkretisieren und zunächst anhand des Beispiels einer Büchsenschießausbildung erläutern, die auf unserem Artikel zu den zu erlernenden Kriterien für den perfekten Schuss aufbauen wird. Unser Ziel ist es, jedem Leser einen kleinen Leitfaden zur Erstellung eines eigenen Trainingsplans geben.
Mit einem Schießausbildungssystem kann man nicht nur Schritt für Schritt lernen zu schießen und zu treffen, sondern auch seine Fähigkeiten stetig ausbauen und erweitern. Man kann sich kleine Ziele setzen und immer wieder darauf aufbauen. Das Schießtraining endet nicht mit bestandener Prüfung, denn wir sind unserem Wild stets einen waidgerechten Schuss schuldig.
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