(mg) In vergangenen Artikeln haben wir uns mit der Psyche des Jägers beschäftigt und untersucht wie diese sich bei der Drückjagd auswirkt. In unsrem jetzigen Artikel beschäftigen wir uns mit dem sogenannten Mucken. Wir ergründen die Herkunft und wollen zeigen, wie man das Mucken wieder ablegen kann.
Doch zunächst sollten wir die Frage klären: „Was ist eigentlich das Mucken“? Den Begriff hört man immer wieder in Jagdgesellschaften, auch unter Sportschützen ist der Begriff sehr geläufig. Eine allgemeingültige Definition des Begriffs herrscht leider nicht vor. Man kann jedoch sagen, dass sich unter dem Begriff „Mucken“ alle Fehler beim Abkrümmvorgang subsumieren. Den richtigen Abkrümmvorgang haben wir bereits beschrieben, das Mucken des Schützen (Zucken in Erwartung des Schusses) während des Abkrümmvorgangs sorgt nun dafür, dass der Schütze diverse Fehlbewegungen auf die Waffe überträgt. Die meisten „Mucker“ machen während des Abkrümmvorgangs unterbewusste Gegenbewegungen in Erwartung des vermeintlich starken Rückstoßes, zittern, verkrampfen und schließen die Augen, trotz des Wissens, dass man dieses unterlassen soll.
Wo liegen die Ursachen des „Muckens“?
Die Ursache für das Mucken liegt in unserem Kopf. Jeder kennt die Aussagen: „Ich habe letztens mit einem Magnumkaliber geschossen und das Zielfernrohr voll abbekommen“. Jeder versucht ein solches „Kentucky-Monokel“ zu vermeiden. Unser Körper merkt sich jede Form von Schmerzen und versucht diesen zukünftig zu vermeiden, ohne dass wir bewusst unseren Körper dazu anweisen. Schlechte Erfahrungen beim Schießen, aufgrund von Selbstüberschätzung, der Wahl von zu großen Kalibern oder der falschen Waffenwahl führen dazu, dass bei jedem weiteren Schuss unser Kopf diese schlechten Erfahrungen zu vermeiden versucht, meist durch falsche Ausgleichsbewegungen.
Ein häufiger Grund für das Mucken ist die falsche Waffenwahl bzw. die falsche Waffenkonfiguration und Fehler in der anfänglichen Schießausbildung. Viele Deutsche Jäger benutzen massive Kaliber, wobei für die Jagd auf heimisches Schalenwild die Untergrenze der gesetzlich geforderten Kaliber völlig ausreichend ist. Noch nie hat die Größe des Kalibers bestimmt, ob das Tier im Schuss liegt, sondern die Platzierung des Projektils. Will man waidgerecht Jagen, so muss man gut schießen! Natürlich ist das Kaliber nicht der einzige technische Grund für das Mucken, ein falsch zusammengestellte Waffe kann auch zu großen Problemen für den Schützen führen. So müssen ebenfalls die Schaftlänge richtig sein und der Augenabstand zum Zielfernrohr sollte groß genug gewählt werden.
Ein weiterer Grund für das Mucken kann, wie bereits angesprochen, unsere Psyche sein. Gerade auf Drückjagden sieht man sich bei schnell herannahendem Wild oft unter zeitlichen Druck gesetzt und vergisst beim Anblick des Wildes alles, was man bisher gelernt hat (s.a. Psyche bei der Jagd). Aus vermeintlichem Zeitmangel bringt man die Waffe überhastet in den Anschlag und versucht das Wild um jeden Preis zu erlegen auch wenn es bedeutet, dass man mit einem falschen Anschlag ohne Rücksicht auf die Schießtechnik einen Schuss abgeben muss. Natürlich führen in diesem Moment, des plötzlichen Erscheinen des Wildes, sämtliche Emotionen der vorangegangenen Stunden des Wartens und der Gedanken, die man sich zu der Jagd gemacht hat, zusammen. Man stellt sich somit selber unter Stress und versucht die wenigen Sekunden, die man für einen Schuss hat möglichst zu nutzen, koste es was es wolle.
Was kann ich gegen das Mucken machen?
Zunächst muss ich mir bewusst werden, was die Ursache meines Muckens ist. Liegt der Grund für mein Mucken in den baulichen Voraussetzungen meiner Waffe oder bin ich bei der Jagd nicht „kühl“ genug? Liegen die Gründe für das Mucken bei meiner Waffe, gibt es mehrere Möglichkeiten dagegen vorzugehen. Vorausgesetzt meine Schaftlänge und der Augenabstand zum Zielfernrohr sind korrekt kann nur noch die Angst vor dem Rückstoß ein Grund für mein Mucken sein. Den Ruckstoß einer Waffe kann ich auf verschiedene Arten reduzieren:
- Verwendung von leichteren Geschossen. Ein leichteres Geschoß reduziert den Rückstoß.
- Verwendung von „Low-Recoil“ Patronen. Die Firma Hornady bietet eine sog. „Custom lite“-Munition an, diese soll den Rückstoß bei allen gängigen Kalibern um bis zu 40% reduzieren.
- Verwendung oder Anpassung der Schaftkappe. Es gibt moderne Schaftkappen, die nur zu dem Zweck den Rückstoß zu reduzieren, produziert werden.
- Tragen von Schulterpolstern beim Schießen.
- Verwendung eines Gehörschutzes! Viele Schützen haben auch Angst vor dem Knall und mucken aus diesem Grund. Verwenden Sie beim Schießen einfach einen Gehörschutz.
Liegt der Grund für Ihr Mucken jedoch beim Jagdfieber oder dem selbst verursachten Stress durch vermeintlichen Zeitdruck, müssen Sie beim Bekämpfen des Muckens anders vorgehen. Stress bzw. Zeitmangel bei der Jagd ist meistens auf eine schlechte Vorbereitung zurückzuführen. Bereiten Sie bereits einen Tag vor Jagdbeginn Ihre Ausrüstung so vor, dass Sie am Tag der Jagd keinen Gedanken mehr an Ihre Ausrüstung verschwenden müssen. Wenn Sie bei der Drückjagd auf Ihrem Stand angekommen sind, dann nehmen Sie sich die Zeit Ihren Stand einzurichten. Das bedeutet nehmen Sie die wichtigsten Entfernungen, gehen Sie im Gedanken Schusssituationen durch, fragen Sie sich wo sind mögliche Wechsel, sprich seien Sie auf das Unerwartete so gut es geht vorbereitet. So auf den Schuss vorbereitet kann Zeitmangel kein Argument fürs Mucken sein. Jetzt kommt nur noch das Jagdfieber. Jagdfieber hat jeder mehr oder weniger. Jagdfieber lässt sich auch nur schwer abtrainieren. Hier ist es letztendlich die Routine, die Sie zu einem sicheren Schützen werden lässt. Übung macht den Meister, so ist es auch bei der Jagd. Eine gute Übung zum Erkennen und Abstellen von Mucken, sind die sog. „Ball-and-Dummy-Drills“. Bei dieser Übung gehen Sie folgendermaßen vor:
- Der Trainingspartner, der nicht Schieß, bereitet die Waffe vor, indem er die Waffe in unbestimmter Reihenfolge mit Jagdpatronen und Pufferpatronen lädt und dann die Waffe für den Schützen in die Ausgangsposition legt.
- Der Schütze tritt an die Waffe, geht wie gewohnt in den Anschlag und bereitet sich auf den Schuss vor.
- Der Trainingspartner stellt sich so neben den Schützen, dass er die Mündung zum Zeitpunkt der Schussabgabe beobachten kann.
- Sind diese Voraussetzungen geschaffen, kann der Schütze anfangen wie gewohnt zu schießen.
- Zum Zeitpunkt der Schussabgabe beobachtet der Trainingspartner die Mündung. Bewegt sich die Mündung übermäßig, am besten zu erkennen, wenn die Pufferpatronen abgeschlagen wird, ist dies ein Zeichen für Mucken.
- Durch häufiges Wiederholen dieser Übung, wird der Schütze gezwungen sich auf jeden Schuss gleichermaßen zu konzentrieren. Jegliche Fehlbewegungen während der Schussabgabe werden nun bei den Schüssen mit der Pufferpatrone gnadenlos aufgedeckt und der Schütz hat die Möglichkeit, so seine Fehler selber zu erkennen.
Fazit
Viele Jäger mucken und viele Jäger wissen nicht, dass sie mucken. Seien Sie sich immer selber treu und versuchen Sie mit der „Ball-and-Dummy-Drill-Methode“ zu erkennen, ob Sie selber vielleicht mucken. Sollten Sie zu der Erkenntnis kommen, dass Sie ein Mucken-Problem haben, so können Sie anfangen mit den oben genannten Methoden dagegen vorzugehen. Für Alle Jäger, die sich tiefergehend mit dieser Materie beschäftigen wollen oder ein starkes Problem mit dem Mucken haben, hat Gasi einen Onlinekurs kreiert, der Ihnen dabei Hilft die Schussangst zu überkommen. Hier gehts zum Kurs: https://moderne-schiesslehre.thinkific.com/courses/volkskrankheit-mucken-schussangst-bekaempfen
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