In einem vergangenen Artikel haben ich etwas zum Thema Flintenlaufgeschosse und deren Entstehung geschrieben. Nun möchte ich gerne einen Schritt weitergehen und zeigen, wie man mit den Flintenlaufgeschossen schießt sowie die Schießleistung verschiedener Munitionssorten darstellen.
Beim Schießen mit FLG’s muss man mehrere Sachverhalte berücksichtigen. Zum einen geht es um die Wahl der richtigen Munition, um überhaupt eine Chance auf einen präzisen Schuss zu haben. Zum anderen geht es um die richtige Schießtechnik beim Flintenschuss mit FLG. Um beide Sachverhalte darzustellen möchte ich gerne mit der Wahl der richtigen Munition anfangen.
Welche Munition soll ich für meine Flinte nehmen?
Logischerweise sollten Sie die Munition mit dem geringsten Streukreis, verschossen aus Ihrer Waffe, für sich wählen. An dieser Stelle sei die „Langenhagener Norm“ erwähnt. Diese Norm besagt, dass beim Verschuss von 5 Brenneke FLG aus dem Einzellauf ein 10 cm Streukreis auf 50 m nicht überschritten werden sollte. In einigen Fällen garantieren die Hersteller die Einhaltung dieser Norm, bei ausländischen Produkten können Sie sich nicht sicher sein, da die wenigsten internationalen Hersteller wahrscheinlich etwas von der Langenhagener Norm gehört haben.
Am Ende kommen Sie nicht drumherum Ihre Flinte auf dem Schießstand zu testen. Ich habe dies für meine Benelli 828u mit einigen Munitionssorten gemacht. Beim Testen der Flinte bin ich folgendermaßen vorgegangen. Ich habe mir die gängigsten Munitionssorten (s.a. Ergebnis-Tabelle) besorgt (oder die Firmen haben diese zur Verfügung gestellt) und diese auf dem 25 m und 50 m Stand getestet. Der Test lief folgendermaßen ab:
- Schießen einer Fünf-Schuss-Gruppe mit dem unteren Lauf auf 25 m mit Munition 1.
- Danach schießen einer Fünf-Schuss-Gruppe mit dem oberen Lauf auf 25 m mit der gleichen Munition.
- Diesen Vorgang habe ich für alle Munitionssorten wiederholt.
- Danach habe ich den kompletten Vorgang auf dem 50 m-Stand mit einer Winchester SX3 und Visierung wiederholt.
- Zu guter Letzt habe ich noch auf den laufenden Keiler geschossen.
Das Ergebnis des Tests sehen Sie auf der nebenstehenden Tabelle. Anhand der Tabelle können Sie erkennen, dass die Munitionssorten Brenneke Rubin Sabot und die Geco Competition Slugs mit dem unteren Lauf der Waffe die Besten Streukreise ergeben haben; wobei die Geco Slugs außer Konkurrenz laufen, denn diese sind rein sportliche Flintenlaufgeschosse.
Ich habe auf die Distanz von 25m im stehend freihändigen Anschlag geschossen, um ein möglichst realistisches Bild der Schießleistungen zu erhalten. Um die Munition genauer unter die Lupe zu nehmen und mehr Präzision in die Gruppen zu bekommen habe ich mein Vorgehen auf dem 50m-Stand etwas geändert. Hier habe ich im sitzend aufgelegten Anschlag mit einer Visierung geschossen. Zwar habe ich auch versucht mit der Benelli sitzend aufgelegt zu schießen, die Ergebnisse waren ähnlich derer auf dem 25m-Stand, aber meiner Meinung nach ist dieses Schießen jagdlich unrealistisch (Das Testergebnis der Winchestertests sehen Sie auf der zweiten Tabelle.).
Wenn Sie sich nun die Tabelle anschauen, wird Ihnen der Unterschied sofort ins Auge fallen. Alle Streukreise sind dramatisch kleiner geworden und unterbiete allesamt die Langenhagener Norm. Die besten Ergebnisse lieferte die Brenneke Super Sabot und die Rubin Sabot.
Fazit zur Munitionswahl
Rein von den Schießergebnissen auf dem 50m-Stand, müsste ich die Brenneke Super Sabot oder Rubin Sabot empfehlen. Allerdings habe ich auf dem 50m-Stand mit einer sehr guten Selbstladeflinte geschossen. Die Projektile der Super Sabot haben akkurate Löscher gestanzt ebenso die Rubin Sabot.
Da ich aber überwiegend mit der Benelli 828U auf die Jagd gehe, komme ich zu einem anderen Ergebnis. Leider hat sich beim Test die Super Sabot beim Schießen aus der Benelli überschlagen bzw. ist quer ins Ziel gekommen, obwohl ich für beide Chokes Zylinder eingesetzt habe. Am besten konnte die Rubin Sabot und die Brenneke Classic Magnum im Zusammenspiel mit der Benelli 828U überzeugen. Beide Munitionssorten lieferten sehr gute Schießergebnisse und auch die Läufe schossen gut zusammen. Beim Schießen auf den Laufenden Keiler hat mich die Opal Magnum, auf Grund des geringen Vorhaltemaßes, ebenfalls sehr überzeugt. Die Streukreise dieser Munition sind beim Schießen auf dem 25m-Stand zwar etwas größer ausgefallen als bei den beiden anderen genannten Munitionssorten allerdings habe ich diese Munition auch zuletzt geschossen und hatte schon einige Schuss in der Schulter.
Aus den oben genannten Gründen fällt meine Wahl für eine Flinte mit einem Lauf, ohne Choke und Visierung auf die Brenneke Super Sabot, da diese sehr präzise Ergebnisse abgeliefert hat und zudem einen moderaten Rückstoß hat. Für die Benelli werde ich in Zukunft die Brenneke Classic Magnum auf Grund der guten Schießleistungen und des moderaten Rückstoßes wählen. Dieses Ergebnis hat natürlich keine allgemeine Gültigkeit, Sie müssen immer Ihre Waffe mit der entsprechenden Munition testen. Selbstverständlich ist mit diesem Test noch nicht Schluss, ich werde noch weitere Munitionsfabrikate für Sie testen.
Schießen mit dem Flintenlaufgeschoss
Im Gegensatz zum normalen Schrotschuss ist der Schuss mit dem Flintenlaufgeschoss kein Streuschuss, sondern ein Punktschuss, der deutlich präziser ausgeführt werden muss. Die Zielverfolgung bleibt vom Bewegungsablauf weitestgehend gleich. Genau wie beim Schrotschuss blickt der Schütze über die Mündung der Flinte auf das Ziel, wo er das Stück Wild erwartet. Sobald er das Wild sieht geht der Schütze wie gewohnt in den Anschlag und überholt das zu beschießende Wild von hinten kommend bis die Mündung ausreichen Vorlauf hat. Beim Schießen mit dem Flintenlaufgeschoss müssen Sie weniger vorhalten als beim Schrotschuss. Für gewöhnlich verlassen die Schrote mit einer Mündungsgeschwindigkeit von 390 m/s den Lauf, FLG’s hingegen mit 430 m/s.
In Abhängigkeit der ermittelten Treffpunktlage der verschiedenen Läufe der Flinte, müssen Sie das Korn hoch oder tief durch den Wildkörper führen. Einige Schießlehrer empfehlen die Mündung immer hoch durch den Wildkörper zu führen, da die meisten Schützen auf Grund der Furcht vor dem Flintenlaufgeschoss einen Tiefschuss provozieren. Ich bin hingegen der Meinung, dass Sie die Treffpunktlage Ihrer Flinte genau kennen müssen, um richtig zu treffen. Sollten Sie Probleme beim Schießen mit Flintenlaufgeschossen haben, sollten Sie besser mit Hilfe eines Trainers diesen Fehler abtrainieren. Ich schule die Schießtechnik mit dem Flintenlaufgeschoss etwa so wie der Büchsenanschlag in unserem Buch „Waidgerecht Büchsen schießen“:
- Etwa Schulterbreiter Stand, wie bei einem Boxer, um schnell das Gewicht, von dem einen auf den anderen Fuß verlagern zu können.
- Gehen Sie in eine leichte Oberkörpervorlage, um mehr Gewicht auf die Fußspitzen zu verlagern.
- Der linke Arm ist bei diesem Anschlag etwas mehr gestreckt, als beim gewöhnlichen Schrotanschlag, um mehr Zug nach Vorne auf die Waffe zu bringen damit die Mündung der Waffe besser kontrolliert werden kann.
- Die Bewegung kommt aus dem Oberkörper, nicht aus den Armen!
- Es wird immer mit beiden Augen offen geschossen.
- Das Ziel von hinten nach vorne verfolgen.
- Zum Zeitpunkt der Schussabgabe, die Führhand nicht ruckartig nach unten ziehen und nicht ruckartig abkrümmen.
Schießen auf flüchtiges Schalenwild mit dem Flintenlaufgeschoss
Bevor Sie das erste Mal mit Flinte auf flüchtiges Wild schießen, müssen Sie unbedingt die Treffpunktlage beider Läufe überprüft und die oben beschriebene Schießtechnik auf den Laufenden Keiler geübt haben.
Auch mit der Flinte ändert sich an den Grundvoraussetzungen bei der Jagd nichts. Meist erscheint das Wild plötzlich und der Schütze fängt an hektisch in den Anschlag zu gehen. Bei der Büchse ist der hektische Anschlag nicht so dramatisch wie bei der Flinte. Wenn Sie Flinte falsch anschlagen, treffen Sie auch nicht. Aus diesem Grund sollte der Flintenanschlag auch bei der Jagdausübung ab und zu trocken trainiert werden. Plötzlich erscheinendes Wild wird mit einem sauberen Anschlag von hinten durch den Wildkörper verfolgt. Dabei dreht sich der Oberkörper, nicht die Arme und es werden keine ruckartigen Bewegungen gemacht.
Wenn Sie das Korn hoch durch den Wildkörper führen, sollte das Haupt als Vorhalt ausreichend sein (Abweichungen je nach verwendeter Munition möglich). Bis 50 m treffen Sie i.d.R. mit einem hohen Korn den Träger oder das Blatt, das beschossene Stück sollte in jeden Fall im Knall liegen. Der Vorteil einer Flinte liegt im schnellen zweiten Schuss. Sollte das Stück nicht im Knall liegen, so können Sie schnell einen zweiten Schuss antragen, um der Schöpfung unnötiges Leid zu ersparen.
Fazit zum Flintenschuss auf flüchtiges Schalenwild
Der Schuss mit Flintenlaufgeschossen auf flüchtiges Schalenwild will geübt sein. Tun Sie sich selbst den Gefallen und überprüfen Sie, wie oben beschrieben, die Treffpunktlage Ihrer Flinte und zwar beide Läufe unabhängig voneinander. Danach üben Sie das Schießen auf den Laufenden Keiler, um Sicherheit beim Schuss auf flüchtiges Wild zu erhalten. Wenn Sie sicher mit der Flinte auf dem Stand treffen und Sie Erfahrungen mit der Flinte auf der Jagd haben, werden Sie verstehen, dass die Flinte in Kombination mit Flintenlaufgeschossen eine konkurrenzfähige Jagdwaffe auf Distanzen bis 35m ohne Visier/ 50m mit Visier ist. Geübte Schützen sind auf Drückjagden erfolgreicher mit Flinte und FLG als mit der Büchse.
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