In vorangegangenen Artikeln haben wir dargestellt, wie sich der Schusswinkel auf die Treffpunktlage der Waffe auswirkt. In diesem Artikel zeigen wir, auf welche weiteren Faktoren einen Einfluss auf die Treffpunktlage bzw. die Präzision Ihrer Waffe haben, die dem Einen oder Anderen Jäger auf den ersten Blick verborgen bleiben.
Temperatur
Ein heiß diskutiertes Thema der Fachliteratur ist der Einfluss der Temperatur auf die Treffpunktlage. Es herrschen viele Meinungen vor und verschiedene Schusstabelle schwirren mit den unterschiedlichsten Ergebnissen durch das Netz. Eine Lehrmeinung gibt es aber leider nicht. Wir haben in sehr heißen Regionen dieser Welt die Erfahrung gemacht, dass bei dem Kaliber .308 Win pro 10°C höhere Außentemperatur, es zu einer Abweichung von bis zu 2cm auf 100m kommen kann. Die Systematik die dahinter steckt ist folgende: Sobald die Temperatur ansteigt, führt dies gleichzeitig auch zu einer geringeren Luftdichte und somit zu einem Reibungsverlust durch den geringeren Luftwiderstand. Letztendlich erhöht sich dadurch die Treffpunktlage. Umgekehrt verhält es sich bei niedrigeren Temperaturen. Bei einer geringeren Außentemperatur hat die Umgebungsluft eine höhere Dichte, einen größeren Luftwiderstand und somit eine tiefere Treffpunktlage.
Höhenlage
Dass die Höhenlage einen Einfluss auf die Treffpunktlage hat, ist unumstritten. Verantwortlich hierfür ist ebenfalls der Unterschied des Luftdrucks. Größere Höhen haben einen geringeren Luftdruck als die Luftsäule auf Meereshöhe. Dies bedeutet je höher man geht, desto geringer ist der Luftdruck, umso weniger Reibungswiderstand ist vorhanden und die Treffpunktlage des Geschosses wandert nach oben. Unserer Erfahrung nach sind es für die .308 Win ungefähr 2cm pro 1000 Höhenmeter. Die verschiedenen Tabellen in der Fachliteratur widersprechen sich auch in diesem Punkt. Was man allerdings feststellen kann ist, dass die rasanten Kaliber einen Vorteil gegenüber den nicht rasanten Kalibern haben. Durch die gestreckte Flugbahn macht sich die Auswirkungen der Höhenlage bei rasanteren Kalibern kaum bemerkbar und geht fast in der Schützenstreuung unter. Nichts desto trotz kommen Sie nicht daran vorbei Ihre Waffe in der Höhenlage einzuschießen auf der Sie jagen wollen.
Regen
Regen ist der Präzisionskiller Nummer 1! Schon wenige Tropfen an der Mündung beeinflussen die Treffpunktlage massiv. Sie sollten also immer Isolierband dabei haben, um die Mündung abzukleben. Grundsätzlich ist es so, dass der Regen zu kürzeren Reichweiten führt und somit tiefere Treffer verursacht. Mit dem Regen geht zwangsläufig immer eine höhere relative Luftfeuchtigkeit einher und auch ein veränderter Luftdruck, der sich ähnlich wie die Temperatur und Höhenlage auswirken kann. Manche versuchen dies mit schwereren Geschossköpfen auszugleichen. Wir können hiervon nur abraten, da auch die Verwendung einer anderen Munition zu einer Abweichung der Treffpunktlage führt.
Licht
Sicherlich hat der Eine oder Andere schon mal von der amerikanischen Schützenweisheit „Bright shoots high“ gehört. Grundsätzlich stimmt diese Aussage auch aber wieso? Stark einstrahlendes Sonnenlicht von der Seite „zieht“ das Ziel optisch an. Mit klaren Worten gesprochen, das Ziel wird auf einer Seite angestrahlt und verschiebt sich optisch in diese Richtung. In der Praxis bedeutet dies, dass ein Ziel welches stark von links angestrahlt wird optisch auch nach links verschoben wird somit die Treffer alle etwas rechts liegen werden. Das Licht „drückt“ das Geschoss auf die gegenüber liegende Seite. Steht die Sonne demzufolge in der Mittagszeit sehr hoch am Himmel, können Hochschüsse die Folge sein. Somit kann es vorkommen, dass Sie ein Zielfernrohr am Morgen justieren und die veränderten Lichtverhältnisse am Abend eine Änderung der Treffpunktlage provozieren. Am besten schießen Sie Ihre Waffe einem leicht bewölkten und regenfreien Tag ein, da diese Wetterverhältnisse den geringsten Einfluss haben.
Fazit
Neben den genannten Faktoren gibt es noch weitere Einflüsse auf die Treffpunktlage ihrer Waffe z.B. der Rechtsdrall oder der Coriolis-Effekt, die aber eher für Schüsse auf sehr hohe Distanzen wichtig sind. Die einzelnen Faktoren dürfen aber nie isoliert betrachtet werden. Alle Einflüsse stehen in Abhängigkeit zueinander und nur in ihrer Gesamtheit betrachtet, lassen sich brauchbare Erkenntnisse für die Praxis ableiten. Ein weiterer sehr großer Einflussfaktor auf die Treffpunktlage ist der Wind, diesen werden wir in einem gesonderten Artikel betrachten.
Sehr geehrte Damen und Herren,
beim Durcharbeiten Ihres Blogs „Licht“ stellen sich mir folgende Fragen. Warum liegt der Schuss links wenn sich das Ziel optisch nach links verschiebt? Durch die optische Verschiebung nach links verlegt man auch den Haltepunkt nach links und der Schuss sitzt dann auch dementsprechen links.
Wenn Sie schreiben das Licht drückt das Geschoss auf die gegenüberliegende Seite heißt das doch Sonne links = Schuss rechts.
Warum sitzt dann bei hochstehender Mittagssonne der Schuss hoch? Müsste er dann nicht Tief sitzen?
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Brand
Sehr geehrter Herr Brand,
am einfachsten könne Sie sich diesen Effekt verdeutlichen, wenn Sie die Optik ihrer Waffe auf einem soliden Stativ platzieren und einen Punkt in etwa 100m Entfernung anvisieren. Am frühen Morgen zeigt das Absehen auf den von Ihnen anvisierten Punkt. Am Mittag mit zunehmender Helligkeit, wirkt es so als hätte sich das Absehen senkrecht nach unten verschoben. Würden Sie jetzt einen Schuss auf die vermeintliche Scheibenmitte abgeben, erhielten Sie einen Hochschuss.
Für einen Sportschützen, der darauf bedacht ist kleine Gruppen zu schießen, ist dieser Effekt belanglos. Sollte Sie jedoch Ringe schießen wollen, hat der beschriebene Effekt erhebliche Auswirkungen. Wurde ihre Optik an einem düsteren Morgen justiert, so kann es sein, dass die Treffpunktlage an einem hellen Nachmittag bis 1,5cm auf 100m von der ursprünglichen Treffpunktlage abweicht.