Auf Facebook und Instagram haben wir es bereits angekündigt, in diesem Jahr wollen wir uns verstärkt den klassischen Jagdwaffen, die zugehörige Schießtechnik und der Jagd mit diesen widmen. Als bekennender Iron-Sight-Hunter geht Gasti viel mit seinem alten G98 jagen und dieses verfügt nur über eine offene Visierung. Wie man mit diesen Waffen jagd und wo man mit dieser Form der Jagd erfolgreich ist, beschreibt Gasti im folgenden Artikel.

Die baulichen Vorgaben vieler alter Jagdwaffen geben dem Jäger vor, welche Visierung er zu benutzen hat. Im Fall des Gewehr 98 ist es eine offene Visierung. Das Schießen mit offenen Visierungen will gelernt sein und bedingt viel Übung. Doch wie kann man sich auf die Jagd mit offenen Visierungen vorbereiten? Aus unserer Erfahrung werden die Schussbilder mit offener Visierung ab einer Entfernung von 60m deutlich inkonsistent und die Streuung geht auf. Mit Sicherheit gibt es Schützen, die auch über 100m gute Ergebnisse erzielen allerdings muss man sich immer Fragen, ob man dazugehört. Aus diesem Grund sollte man das Schießen bis zu einer Entfernung von 60m trainieren und beherrschen, denn hier ist für die meisten Schluss. Trainieren kann man dies auf den meisten laufender Keiler-Ständen, die entweder 60m oder 50m lang sind. Wir trainieren vor der Saison die Anschläge stehend freihändig, Schießen vom Zielstock und sitzend mit Unterstützung eines Zielstocks. Nachfolgend wollen wir die wichtigsten Anschläge beschreiben.

DJV Keiler Vorhaltemaße

Sitzend aufgelegt

Lässt die Vegetation und das Gelände den liegend aufgelegten Anschlag nicht zu besteht die Möglichkeit den Oberkörper zu erhöhen, indem man den sitzend aufgelegten Anschlag wählt. Auch für die Anschlag gibt es verschiedene Möglichkeiten eine Auflage herzustellen. Grundsätzlich entspricht die Sitzposition dem Anschlag sitzend mit geöffneten Beinen. Das linke Bein zeigt in Richtung des Ziels und das rechte Bein ist in einem 45° Winkel zum vorderen Bein positioniert.

Die erste Variante eine Auflage zu schaffen, kann der Rucksack sein. Diesen Positioniert man zwischen den Beinen so, dass man bequem die Waffen auflegen kann und eine stabile Schussposition erhält. Voraussetzung für diesen Anschlag ist, dass der Rucksack straff gepackt wurde, um eine genügend stabile Auflage zu erzeugen und diese nicht seitlich wegrutschen kann. Die rechte Hand zieht hierbei die Waffe in die Schulter, die linke Hand kann zur Unterstützung der Waffe am Vorderschafft positioniert werden. Liegt die Waffe ausreichend stabil auf dem Rucksack, kann man die Linke Hand zur Unterstützung am Hinterschaft legen.

Hat man keinen Rucksack dabei, sondern lediglich einen Einbeinzielstock, kann man auch diesen zur Stabilisierung benutzen. Entweder stellt man das verkürzte Einbein senkrecht auf und legt die Waffe in die Gabel oder man lehnt das Einbein gegen einen Baum und streicht die Waffe an diesem an. Die angestrichene Variante dieses Anschlags ist deutlich stabiler, setzt jedoch das Vorhandsein eines geeigneten Baums o.Ä. voraus.

Anschlag sitzend aufgestützt
Stehend aufgelegt mit Primos

In einer letzten Variante kann man Fotostative oder spezielle Dreibeine für das Schießen als Auflage benutzen. Die Grundhalten ändert sich auch bei dieser Anschlagsvariante nicht allerdings muss ein Dreibein zwischen den beiden Beinen Positionieren. Der Vorteil der Dreibeine ist eine deutlich stabilere Auflage. Die Stabilität der Waffenauflage kann man durch sog. Hog Saddle oder spezielle im Vorderschaft eingeschraubte Adapter nochmals deutlich erhöhen. Über die Waffenauflage wird die Waffe fixiert und muss nicht zusätzlich mit der Hand stabilisiert werden, wodurch man die linke Hand frei hat, um das Vorsatzgerät zu bedienen oder andere Tätigkeiten durchzuführen. Der Nachteil dieser Dreibeine ist der Aufwand beim Aufbau. Alle drei Beine des Stativs müssen an den Untergrund angepasst werden und die Höhenausrichtung des Stativs nimmt einige Zeit in Anspruch. Je weiter vorne am Vorderschaft die Waffe aufliegt, desto kleiner wird der mögliche Schwenkbereich.

Stehend aufgelegt

Der stehend aufgelegte Anschlag dürfte der gängigste Anschlag auf der nächtlichen Pirsch mit Vorsatzgeräten sein. Aus diesem Grund sollte man den Anschlag auf jeden Fall auch auf dem Schießstand real trainieren. Alle Varianten des stehend aufgelegten Anschlags haben den Vorteil, dass man hoch über die Vegetation blicken kann.

Diesen Anschlag kann man mit allen drei Zielstockvarianten ausführen allerdings muss man unterschiedliche Sachverhalte beachten. Bei der der Verwendung eines Einbeins, zieht man diesen bis auf Nasenhöhe aus und positioniert es in einer Armlänge Abstand vor dem Körper. Die Füße nehmen eine 12 Uhr – 3 Uhr – Stellung und die linke Hand hält den Zielstock. Im nächsten Schritt führt man die linke Hand und die rechte Hand (in der die Waffe ist) zusammen, legt die Waffe in die Gabel und hebt beides an. Nachdem dies geschehen ist, nimmt man ein Visierbild und macht einen Probeanschlag. Ist die Waffe zu hoch geht mein in sehr kleinen Schritten etwas zurück, bis die Waffe die richtige Höhe hat. Sollte die Waffe in der Seite korrigiert werden, macht man dies durch ein seitliches Verschieben der Füße um den Auflagepunkt des Zielstock am Boden.

Zweibeine gibt es derzeit viele. Aus unserer Sicht sind Zweibeine, die eine Schaftauflage vorne und hinten an der Waffe haben besonders gut geeignet. Bei der hier gezeigten Variante des Zweibeins, muss man diese bereits vor der Jagd auf die richtige Körpergröße eingestellt und den Abstand zwischen dem vorderen und hinteren Teil des Zielstock auf die Länge der Waffe abgestimmt haben. Die Anschlagsausführung mit dieser Art von Zweibeinen ist denkbar einfach. Am Stand angekommen klappt man das Zweibein aus, legt den Vorderschaft der Waffe in die Gabel, zieht die Hinterschaftauflage heraus und legt den Hinterschaft der Waffe auf die Auflage. Nun liegt die Waffe stabil an zwei Auflagepunkten auf und man muss lediglich mit der rechten Hand die Waffe in die Schulter ziehen. Auch bei dieser Anschlagsvariante empfiehlt sich der 12 Uhr – 3 Uhr – Stand der Füße. Stellt man beim Probeanschlag fest, dass die Waffe zu Hoch oder zu niedrig ist, kann man durch eine Bewegung nach vorne oder hinten, die Waffe in der Höhe korrigieren. Die seitliche Korrektur nimmt durch ein Versetzen des Vorderschaftes oder Drehen der Gabel vor. Sollte man einen deutlich größeren Schwenkbereich benötigen, kann man einen Standfuß anheben und den Zielstock über den auf den Boden befindlichen Standfuß drehen. Alternativ zu diesem Anschlag, kann mit Hilfe dieser Zielstöcke auch eine Auflage für den rechten Ellenbogen herstellen. Anstatt den Hinterschaft der Waffe auf die dafür vorgesehene Auflage zu platzieren, verlängert man die Verbindung des Zweibeinvorderteils und Hinterteils. Jetzt hat man die Möglichkeit den Hinterschaft in der Schulter zu Platzieren und den Ellenbogen auf die Hinterschaftauflage zu legen. Vielen Schützen ist diese Variante deutlich lieber und es werden bessere Ergebnisse erzielt (auf dem Schießstand ausprobieren, nicht erst bei der Jagd!).

Ebenfalls sehr stabil ist der stehend aufgelegte Anschlag mit dem Dreibein. Auch beim Dreibein (Fotostativ mit Hog Saddle oder andere Stativvarianten), muss man diesen an den Untergrund anpassen, sprich die Beine über die Verschlüsse ausziehen und die Länge kontrollieren. Steht das Stativ fest auf dem Boden kann man die Höhe über das herausragende Ende des Statives korrigieren. Da das Dreibein allein stabil steht, kann man beide Hände benutzen, um die Waffe in den Hog Saddle oder die Waffenaufnahme zu legen. Genau wie bei allen anderen stehend aufgelegten Anschlägen, empfiehlt sich hier der 12 – Uhr – 3 Uhr – Stand der Füße. Entgegen der beiden anderen Zielstockvarianten kann man sich in das Dreibein etwas hinlegen, um den Rückstoß entgegenzuwirken. Die Linke kann man bei diesem Anschlag an der Waffenaufnahme positionieren oder diagonal am Stativ greifen. Ist man der Meinung auch in das Dreibein noch mehr Stabilität hineinzubringen, kann man spezielle Riemen, die an dem Stativ befestigt sind, dem Fuß auf dem Boden fixieren oder am Gürtel des Schützen.

Die Jagd auf Jährling und Schmalreh im Frühjahr

Silvester für den deutschen Weidmann ist der erste Mai, mittlerweile ist die Jagd auf Rehwild bereits im April erlaubt. Die jagdarme Zeit wird regelmäßig dafür genutzt, Einstände, Wechsel und Äsungsplätze zu erkunden und in Karten zu vermerken. In deutschen Revieren ist dies, aufgrund der meist eher geringen Ausdehnung der Reviere, nicht im großen Umfang notwendig. Allerdings lohnt es sich auch für den deutschen Jäger durch gezielte Reviergänge auf genau diese Dinge zu achten und ggf. mittels entsprechender Apps in seinem Handy oder auf dem Computer zu vermerken.

Der Fokus des Jägers im Frühjahr soll auf dem Jungwild liegen, denn Jährling und Schmalreh können in keiner anderen Jahreszeit erfolgreicher bejagt werden. Für das Wild ist der Frühjahrsbeginn, wie für einen Berufstätigen der Arbeitsbeginn nach dem Jahresurlaub. Man fängt erst langsam, dann immer schneller an, seine „Arbeit“ wieder aufzunehmen und steckt voller Tatendrang (zumindest Menschen, die gerne ihrer Arbeit nachgehen). Die beginnende Frühjahrsaktivität des Wildes sollte man nutzen, um eine gründliche Auslese unter den Jährlingsböcken zu treffen, die den größten Anteil am Abschuss von männlichem Rehwild darstellen.

Was sind die erfolgsversprechenden Plätze und Zeiten für die Pirsch?

Der Jährling meist am späten Nachmittag, wenn die alten Böcke die Äsungsflächen verlassen haben, in Erscheinung und zieht wie ein neugieriges Kind in der Landschaft umher. In kleinen Revieren ziehen die Jährlinge oft unruhig umher, um die meist sehr eng aneinander liegenden Territorien der alten Böcke zu meiden. Folglich sind die Jährlinge nicht Wechseltreu, sondern scheinbar überall im Revier.

Allerdings kommt der Jährling auch ständig in seinen ihm angestammten Raum zurück. Für die Pirsch oder den Ansitz auf Rehwild, bietet sich im Frühjahr die Zeit zwischen 0600 Uhr und 0900 Uhr, an den zuvor identifizierten angestammten Räumen des Rehwildes an. Spätestens am frühen Abend, wenn die alten Böcke aus ihren Einständen austreten, verschwindet auch der Jährling.

Dies führt uns zu den „fünf goldenen Regeln für die Jagd auf Jährlinge und Schmalreh“:

  • Nutzen Sie den späten Nachmittag im Frühjahr für die Jagd auf Jährling und Schmalreh, die Mutterricken erscheinen zu dieser Zeit oft mit ihren Kitzen auf der Äsung.
  • In der Zeit der einzelstehenden Jährlingsböcke, findet man diese meistens am Rand von Revieren alter Böcke.
  • Beim Morgenansitz nicht von der aufgehenden Sonne beeindrucken lassen, auch nach Sonnenaufgang kann es dazu kommen, dass Jährlinge die Bildfläche betreten.
  • Beobachte angestammte Räume des Jährlings, Äsungsplätze, Waldkannten und Feldschläge.
  • Nutze die Zeit, nachdem die alten Böcke die Äsungsflächen verlassen haben, dies ist die Stunde der Jährlinge.

Am Ende kommt alles anders

Der Reiz an der Jagd mit Kimme Korn ist die Herausforderung nahe an das Wild heranzukommen. Moderne Optiken lassen dem Wild kaum noch eine Chance, die offene Visierung zwingt den Jäger jedoch all sein Geschick einzusetzen, um Jagderfolg zu erzielen. Ob man eine alte Waffe für diese Form der Jagd einsetzt oder eine moderne ist aus unserer Sicht egal. Wir finden jedoch die alten Waffen sehr ansprechend. Im zweiten Teil unserer Artikelserie beschreiben wir die Ausrüstung für die Jagd mit alten Jagdwaffen und zeigen, wie man im Mai und später im Jahresverlauf auf Blattjagd nahe an das Wild heran kommt.

Passende Jagdausrüstung

Krieghoff-Classic_Doppelbüchse

Krieghoff Classic Doppelbüchse

BLASER R8 Ultimate Carbon

BLASER R8 Ultimate Carbon

A-Tec H2 Schalldämpfer

günstiger Schalldämpfer

Prinz No. 1 mit Leica

Prinz No. 1 Kipplaufbüchse