Anfang 2014 stand ich als Jungjäger mit frisch bestandener Prüfung vor der Frage, welche Büchse ich mir zulegen soll. Ich suchte damals nach einem günstigen „Allroundmodell“ und wurde mit der Savage 10 Precision Carabine im Kaliber 308 fündig.
Die Savage verfügt über einen dicken 51er Matchlauf, welcher sie zwar etwas schwerer, dafür aber für das Geld auch extrem präzise macht. Alles in allem bin ich mit der Waffe sehr zufrieden, sie hat mir nach anfänglichen konstruktionsbedingten Störungen bis zum heutigen Tag, sowohl im Revier als auch auf dem Schießstand, sehr gute Dienste geleistet.
Die Savage 10 PC kommt von Haus aus mit einem sogenannten AccuStock und einem Accutrigger. Während der AccuStock, mit dem integrierten 3-D Aluminiumblock, dafür sorgt, dass die Waffe bereits aus der Fabrik heraus über eine sehr ordentliche Bettung verfügt, kann der AccuTrigger für einige frustrierende Momente sorgen.
AccuTriger
Der Abzug der Savage verfügt über eine Abzugssicherung (einigen Jägern unter Umständen von Pistolen des österreichischen Herstellers Glock bekannt) und ein einstellbares Abzugsgewicht. Meine Abzugssicherung funktioniert tadelfrei, das einstellbare Abzugsgewicht ist jedoch mit Vorsicht zu genießen. Stellt man das Abzugsgewicht zu fein ein, führt das bei meiner Savage dazu, dass beim schnellen und kräftigen Repetieren der Abzugswiderstand bereits durchs Repetieren überwunden wird. Die Abzugssicherung sorgt dann dafür, dass der Schlagbolzen blockiert wird und sich weder gewollt noch ungewollt ein Schuss lösen kann.
Dies ist sicherlich nicht im Sinne des Erfinders. Bei mir selbst hat dies des Öfteren zu frustrierenden Momenten geführt, wenn auf der Schießbahn anstatt eines Schusses nur der blockierte Abzug gespürt wird (nicht ganz so schlimm) bzw. auf der Drückjagd das zweite Stück nicht beschossen werden kann, ohne dass das Schloss nochmals geöffnet und geschlossen wird und die Waffe somit neu gespannt wird. Erst eine Internetrecherche, verbunden mit dem Durchforsten mehrerer US-Foren brachte die Erkenntnis worin der Mangel liegt und wie dieser umgangen werden kann.
- Vorsichtiges Repetieren oder
- Heraufsetzen des Abzugsgewichtes bis der Widerstand hoch genug ist, dass der Repetiervorgang den Abzugswiderstand nicht ungewollt überwinden kann.
Da Sicherheit immer Vorrang hat, war für mich nur die zweite Option denkbar. Seit dem ich den Abzugswiderstand somit wieder hochgesetzt habe, trat der Mangel auch nicht mehr auf. Nichtsdestotrotz konterkariert dieser Mangel die Funktion eines Abzuges mit variabel einstellbarem Abzugswiderstand.
Accustock
Der Fabrikschaft meiner Savage erfüllte alle Primäranforderungen an einen Büchsenschaft die ich als Jungjäger hatte. Er ermöglichte präzise Schussfolgen – auch auf Entfernungen jenseits der 300 Meter (Schießstand) – und die Fertigung aus Kunststoff machte ihn besonders wartungsfrei. Ich betrachte meine Waffe in erster Linie als Werkzeug, das es mir erlaubt meiner Passion nachzugehen. Daher steht für mich die Funktion im Vordergrund.
Um die Funktionalität zu steigern und präzisere Schüsse in allen Anschlagsarten und Jagdsituationen schneller und einfacher zu generieren, habe ich mir Anfang 2017 eine selbstgefertigte Schafterhöhung aus Kydex gebastelt. Die neue Wangenauflage stabilisierte den Anschlag einwandfrei, nichtsdestotrotz ist und bleibt sie ein Provisorium.
Mit der Zeit kam es wie es kommen musste. Der Hunger in uns verlangt nach „mehr“ und auch ich wollte einen Schritt weitergehen. Dabei musste ich auch feststellen, dass ich nicht frei von Sentimentalität bin. Ich betrachte eine Waffe auch heute noch in erster Linie als Werkzeug, muss aber zugeben, dass die erste eigene Waffe noch immer was „Besonderes“ ist.
Zur IWA 2018 stellte GRS den Bifrost, einen sportlichen Schaft aus glasfaserverstärktem Verbundwerkstoff vor. Da die Savage 10 PC von Haus aus eher eine Präzisionsbüchse (Matchlauf) als eine klassische Jagdbüchse ist, fand ich die Kombination mit einem Bifrost sehr passend. Über die Zweckmäßigkeit von GRS Schäften konnten wir uns im Blog bereits mit dem Berserk in Kombination mit Martins Remington 700 überzeugen.
Der Bifrost selbst ist ein „charaktervoller“ Schaft und viele Jäger würden sicherlich dem Berserk den Vorzug geben. In Punkto Haptik und Design ist der Berserk meiner Meinung nach deutlich im Vorteil. Auch die Möglichkeit sowohl Wangenauflage als auch Längenverstellung bei Bedarf geräuscharm betätigen zu können, sprechen aus jagdlicher Sicht für den Berserk. Genau das ist aber auch der Punkt, der Bifrost ist von GRS meiner Kenntnis nach nicht als sportlicher Schaft konzipiert worden, welcher sich auch zur Jagd eignet.
Die Technik hinter dem Bifrost
Wie bereits erwähnt, besteht der Hauptkörper des Bifrost aus glasfaserverstärktem Verbundwerkstoff. Gummioberflächen am Griff und am vorderen Ende sorgen für sehr guten Gripp, selbst bei Nässe. Das von GRS bezeichnete SpeedLock 2.0-System ermöglicht eine Längen- und Backenverstellung des Schaftes. Wie aus den vorherigen Modellen bekannt, lässt sich auch das Rückstoßpolster bei Bedarf höhenverstellen und kippen. Somit kann der Schaft optimal auf den Schützen angepasst werden, was dazu führt, dass ein stabiler Anschlag deutlich intuitiver und schneller erreicht werden kann.
Einmal richtig eingestellt, wird der Schütze förmlich in seinen korrekten „Anschlag“ gepresst. Das macht den GRS auch für Anfänger sehr interessant.
Der Bifrost verfügt über mehrere Befestigungspunkte für Picatinny Rails. Diese befinden sich auf der Unterseite und beiden Seiten des vorderen Endes des Schaftes sowie auf der Unterseite der Schulterstütze. Dies ermöglicht das einfache Anbringen von Kameras, Leuchten/Lasern (natürlich nur da wo es gesetzlich erlaubt ist), Spornen, Zweibeinen und anderen Geräten. Zwei der Picatinny-Schienen sind im Lieferumfang enthalten. Den Schaft selbst gibt es in den Farben Grün und Hellbraun.
Die Fixpunkte für die mitgelieferten drehbaren Trageriemenösen sind an der linken/rechten Seite des Vorderschaftes, sowie am unteren Bereich der Schulterstütze angebracht. Dies ermöglicht es, die Büchse bei Bedarf auch flach am Rücken oder vor der Brust festzuzurren. So stört das Baumeln der Waffe nicht, wenn beispielsweise weite Strecken zurückgelegt werden müssen oder Wild geborgen werden muss. Ein moderner Trageriemen mit Schnellöseoption sorgt trotzdem dafür, dass die Büchse bei Bedarf schnell in den Anschlag gebracht werden kann.
Schaftwechsel
Ähnlich wie bereits bei dem Berserk Schaft auf der Remington, war auch der Wechsel des Savage Schaftes unkompliziert und dauerte weniger als 5 Minuten.
- Sicherheitsüberprüfung und Entnahme des Schlosses und des Magazines
- Lösen der drei Schrauben (Handschutz, Magazinschacht und Abzugsbügel)
- Entnahme des Laufes, des Magazinschachtes und des Abzugsbügels aus dem alten Schaft
- Einsatz der Baugruppen in den neuen Schaft
- Fixierung der drei Schrauben
- Einsatz des Schlosses und Funktionsprüfung
Der Schafft passte wie angegossen, so dass keine Anpassungsarbeiten vorgenommen werden mussten. Da System, Optik und Montage beim Umbau nicht verstellt oder abgebaut werden mussten, gab es auch keine Auswirkungen auf die Treffpunktlage meiner Waffe. Nichtsdestotrotz empfiehlt es sich, die Waffe immer erst Probe zu schießen bevor man damit wieder auf die Jagd geht.
Fazit
Ich weiß, der Bifrost trifft nicht jeden Geschmack, wer jedoch einen sportlichen Schaft sucht, wird hier voll bedient. Viele stören sich insbesondere an der Umsetzung der Wangen- und Längenverstellung, welche leider nicht geräuschlos durchgeführt werden kann. Für meine Savage 10 Precision Carabine, die sowohl jagdlich als auch sportlich zum Schießen auf weitere Distanzen geführt wird, war es auf jeden Fall eine sehr gute Wahl.
Ein sehr guter Beitrag. Auch führe seit 2015 eine Savage F 110 mit dem starken, kannelierten 20“ Lauf. Aufgrund einer Sehfeldeinschränkung mußte ich auf ein Linkssystem umstellen.
Die angeboten Waffen aus europäischer Fertigung waren sehr teuer und einen Selbstlader wollte ich nicht. Mein Händler stellte mir dann die Savage vor. Der Preis 1200€ war super.
Die Präzision ist hervorragend, 3 Schuß auf 100m , Streukreis 4cm. Die Waffe funktioniert einwandfrei, ich habe allerdings nie das Abzugsgewicht verändert. Der Original
Schaft passt für mich, ich habe das ZF so tief wie möglich montiert und ein 15 mm Gummikeil auf dem Schaftrücken ermöglicht mir einen Anschlag ohne Korrektur!
Guten Tag Herr Feldmann,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Wir nutzen die Waffe nach wie vor und sind zufrieden. Mittlerweile hat sich an der Optik etwas getan aber grundsätzlich haben wir stets erfolg damit.
Beste Grüße
Gasti