Im zweiten Teil unseres Erfahrungsberichts der Jagd und Hund dreht sich nun alles um Jagdwaffen und Optiken. Auch hier gibt es neue technische Entwicklungen, die im jagdlichen Umfeld ihren Platz suchen. In wie fern sie sich durchsetzen, bleibt abzuwarten. Es zeigt sich jedoch schon jetzt: der technische Fortschritt hält auch hier Einzug.
Die neue Sauer 404
Die Neuvorstellung der neuen Sauer 404 sollte auf der Messe wohl der Höhepunkt in der Jagdwaffenentwicklung sein. Allerdings hatten wir den Eindruck, dass eher die Sauer 101 oder die 202 die Besucher an den Messestand lockten, als der „neue Handspanner“. Dabei ist die Sauer 404 mehr als ein weiterer Handspanner, um dieses Marktsegment zu bedienen.
Der Hersteller vereint in dieser Waffe alle modernen Entwicklungen der Jagdwaffentechnik und liefert dabei ausgereifte technische Lösungen. Die Kombination der verschiedenen Einzelelemente, macht die Sauer 404 damit auf den zweiten Blick zu etwas Besonderem.
Die Handspannung ist lediglich der verwendete Sicherungsmechanismus und keine Besonderheit. Standardrepetierbüchse und Handspannung mag geschmacklich jedoch eine gewöhnungsbedürftige Lösung sein. Wirklich spannend finden wir die Take Down Lösung von Sauer. Im Vorderschaft ist ein Universal Schlüssel integriert, den Sauer kurz SUV nennt. Damit lässt sich die Waffe in wenigen Schritten in ihre Baugruppen zerlegen. Gleichzeitig lässt sich mit dem Schlüssel auch das Abzugsgewicht einstellen. Dafür gibt es 4 voreingestellte Stufen: 550g, 750g, 1000g und 1250g.
Als weiteres Feature ergänzt der wechselbare Verschlusskopf die Waffe. Damit lassen sich durch Wechsellauf, Verschlusskopf und Magazin die Kaliber beliebig wechseln. Sauer wirbt vor allem damit, dass der Wechsel von Standard auf Magnum Kaliber damit kein Problem mehr ist, und einfach von statten geht.
Neu ist an der Waffe eine eigens konzipierte Sattelmontage, welche Sauer SUM nennt. Durch spezielle Klemmen, lässt sich diese besonders schnell und einfach montieren. Die Klemmen ermöglichen einen festen Sitz und eine Wiederholbarkeit der Optik, die mit Leichtigkeit zu vollziehen ist. Die Montagelösung fällt besonders flach aus. Das Offset ist damit möglichst gering.
Es würde an dieser Stelle zu weit führen, auf alle Einzelheiten der Waffe einzugehen. Festzuhalten ist allerdings, dass Sauer die vorangegangen Entwicklungen der letzten Jahre aufgreift, kombiniert und in dieser Waffe sinnvoll vereint. Mit dem folgendem, kurzem Produktvideo erhält man einen guten, ersten Eindruck.
Sauer 101 Holzschäfte
Mit den neuen Schichtholzschäften für die Sauer 101 liefert die Firma, unserer Meinung nach, ein wirklich sehr schönes Produkthighlight. Obwohl wir Waffen mit Kunststoffschäften bevorzugen, sind die neuen Schichtholzschäfte eine wirkliche Innovation in Puncto Ästhetik und Robustheit. Auch die neuen Nussbaumschäfte, mit gelaserter Schaftmaserung, erreichen durch die eingesetzten Fertigungstechniken Qualitätssteigerungen zu günstigeren Preisen. Durch die hochwertige Verarbeitung wirken sie wie sehr teure Holzklasse und stellen nicht nur für Liebhaber von Holzschäften eine jagdlich sehr ästhetische Alternative dar.
Krieghoff Semprio
Mit dem In-Line Repetiersystem preist Krieghoff eine technisch neu gedachte Jagdbüchse an. Ähnlich einem Vorderschaftrepetierer bei Flinten, entwickelte Krieghoff eine technische Lösung für Büchsen, die es erlauben soll, ohne Umzugreifen, schnelles, intuitives Schießen zu ermöglichen. Mit beiden Händen fest umgriffen, wird zum Repetieren schlicht der Vorderschaft samt Lauf und Verschlusshülse nach vorn geschoben. Dadurch wird die Patrone im Magazin frei. Beim zurückschieben, wird die Patrone geladen, die Waffe wird wieder geschlossen und gleichzeitig gespannt. Ist sie damit in der hinteren Stellung verriegelt, kann weitergeschossen werden.
Krieghoff wirbt damit, dass das Absehen beim Repetieren im Ziel bleibt. De Facto ändert sich dennoch minimal die Visierlinie, so dass ein neues Visierbild zu nehmen ist. Die Optik bewegt sich beim Repetieren auf dem Vorderschaft mit. Die Lösung von Krieghoff ist in der Tat eine spannende technische Innovation, die unbestritten von hoher technischer Büchsenmacherkunst zeugt. Ob sich diese technische Lösung allerdings in der jagdlichen Praxis durchsetzen kann, wagen wir zu bezweifeln.
Individueller Ballistikturm von Swarovski
Absehensschnellverstellungen werden in der Regel vom Hersteller speziell für das jeweilige Setup des Endkunden angefertigt. Eine super Lösung, die man je nach Waffe, Munition und Kaliber immer wieder selbst neu einstellen und verändern kann, liefert dagegen Swarovski mit mit dem Ballistik Turm beim Z6(i). Auf Wunsch kann man den Ballistikturm bei der Optik miterwerben.
Der Turm bietet den Vorteil, die Waffe auf verschiedene Entfernungen einzuschießen und dann ganz individuell die Entfernungen am Turm einzustellen. Dazu kann man mit dem dazugehörigen Schlüssel die Schutzkappe lösen. Auf dem Turm ergibt sich damit eine Range für den Schützen, die er dabei selbst festlegen und einstellen kann. Mit den dazugehörigen Ringen, lassen sich die gewünschten Entfernungen sichtbar festhalten. In der Praxis ermöglicht dies einen schnellen Wechsel auf unterschiedliche Entfernungen. Indem der Jäger den Ring mit der jeweilig definierten Farbe für die Entfernung zum Ziel auf seine Markierung dreht, ist er nicht mehr gezwungen durch eine bestimmte Anzahl von Klicks die Korrektur einzustellen.
Besonders für die Jagd und das Schießen auf größere Distanzen kann dieser Ballistiktum von Swarovski eine sehr gute, intuitive Lösung für so manchen Jäger sein.
Burris Eliminator III
Eine noch einfachere Variante liefert die Firma Burris. Mit dem Eliminator III liefert das US Unternehmen ein Zielfernrohr mit integriertem Laserentfernungsmesser und Ballistikrechner. Das Ziel anvisiert, wird die Entfernung zum Ziel gemessen. Das Ballistikprogramm errechnet eine Ablage und hinterlegt den Punkt im Absehen farblich, mit dem auf dem Zielpunkt angehalten werden soll. Die Entfernung wird damit automatisch vorgegeben, ohne dass der Schütze großartig nachdenken oder rechnen muss. Er verlagert lediglich den Haltepunkt mit Hilfe des Absehens. Zusätzlich lassen sich durch die weiteren Zielpunkte standardisierte Ablagen in der Seite durch den Wind mit einbeziehen. Alle 10 mph ist als Anhalt die Ablage in Form eines digitalen Punktes vorgegeben. Diese lassen sich auf das jeweilige Kaliber auch voreinstellen. Mit dieser Zielhilfe lässt sich nach Messung der Windgeschwindigkeit die Ablage ebenfalls durch Verlagerung der Haltepunktes ausgleichen.
Für Schüsse auf weite und sehr weite Distanzen ist diese Entwicklung mit Sicherheit ein Indikator dafür, wohin sich die technische Entwicklung der Jagdwaffenoptik in den nächsten Jahren bewegen wird. Auch deutsche Hersteller entwickeln derzeit ähnliche Modelle, die in Kürze zur Marktreife geführt werden dürften.
Digitalisierung bleibt damit auch in der Optikherstellung ein Thema, welches in der Jagd Einzug halten wird.
Restlichtverstärkervorsatz NIR M
Vor dem Hintergrund der aktuellen Bestrebungen in Bayern, war natürlich auf der Messe auch ein reges Interesse an Nachtsichtoptiken aller Art vorhanden. Bei der Firma NITEHOG wurde neben dem Wärmebildgerät TIR M35 auch das neue NIR-M vorgestellt.
Dieses Gerät besticht nicht nur durch seine Technolgie, sondern vor allem durch seine Einfachheit in der Bedienung. Während andere Produkte dieses Marktes oft eine intensive Auseinandersetzung mit der Technik erfordern, um einen einwandfreien Einsatz zu ermöglichen, lässt sich das NIR M intuitiv bedienen.
Die Röhre der III. Generation liefert ein hervorragendes restlichtverstärkendes Bild, welches sich durch einen oben angebrachten Taster, ähnlich dem einer Taschenlampe, einfach zu- oder abschalten lässt. Darüber hinaus ist über das seitlich angebrachte Rädchen der benötigte Fokus einzustellen – fertig! Betrieben wird das Gerät von einem Akku, der einfach zu wechseln ist.
Die Innovation ist die Einfachheit. Selbst ein Laie ohne Erfahrung im Umgang mit Nachtsichttechnologie kann dieses Gerät intuitiv bedienen. Bei gleichbleibender Entwicklung in diesem Markt, dürfte sich das vorgestellte Gerät in der Jägerschaft mit Sicherheit steigender Beliebtheit erfreuen.
Fazit
Der technologische Fortschritt bleibt nicht aufzuhalten. Jagdwaffen und Jagdoptiken unterliegen ähnlich der Entwicklung auf anderen Märkten zunehmenden Veränderungen: Schneller, präziser, sicherer, intuitiver und einfacher zu bedienen. Musste sich der Jäger in der Vergangenheit auf individuelle Fähigkeiten und Wissen abstützen, wird wohl in Zukunft mehr und mehr die Technik so manche Aufgabe für den Jäger übernehmen.
Die Handspannung ist lediglich der verwendete Sicherungsmechanismus und keine Besonderheit. Standardrepetierbüchse und Handspannung mag geschmacklich jedoch eine gewöhnungsbedürftige Lösung sein.
Diese Aussage zeugt von einer Sicherheitstechnischen Ignoranz.
Ich selbst verwende seit 43 Jahren Handspannerbüchsen. Ich fühle mich auf dem Hochsitz mit einer gespannten Waffe unwohl. Ich vertraue keiner Sicherung.
Lediglich bei Auslandsjagden hatte ich eine Repetierbüchse alter Bauart, weil Handspanner mit Magnumpatronen noch nicht auf dem Markt waren.
Hallo Poldstetten,
unsere Darstellung zum Thema Sicherungsmechanismen haben wir in folgendem Artikel zusammengefasst:
https://www.deutscher-jagdblog.de/waffensicherungen-sicher-ist-sicher/
Unsere grundlegende Aussage ist und bleibt dabei: Eine Sicherung macht eine Waffe nicht sicher! Sie ist lediglich eine unterstützende Komponente für den Schützen, eine Waffe möglichst sicher zu führen. Handhabungssicherheit ist und bleibt oberste Priorität für den Schützen. Sicher ist immer nur eine entladene Waffe. Eine Sicherungsart ist nicht pauschal besser als eine andere, es gibt jedoch technisch bedingte Unterschiede.
Nachtsichtgeräte sind für einen effektiven Jäger ein MUSS. Ich weiß, was ist nach einbruch der Dunkelheit los. Ich kenne einige Jäger, die 20 Jahre jünger sind als ich und die lehnen NSG aus ihrer Ideologie her ab. Denen haben die Verbandsoberen und die konservativen Kräft in den Jägerzeitungen lang genug ins Hirn geschissen.
Den gleichen Leuten ist aber der Waldzustand vollkommen egal. Sie fälschen ohne Skrupel die Abschusslisten mit Papierabschüssen.
Ich verwende seit mehr als 25 Jahren ein russisches Baygisch 6 Gen II und bin damit immer noch sehr zufrieden. Es bringt im freien Feld oder Wiese mehr Nutzen als im tiefen Wald, wo ich nur Rückegassen und Holzabfuhrwege als Schussfeld habe.
Trotz der drastisch, gewählten Formulierungen, die die Diskussionen weniger bereichern, teilen wir grundsätzlich den Tenor, dass Nachtsichtgeräte in der waidmännischen Praxis einen waidgerechten Nutzen erbringen können. Zu dieser Thematik haben wir bereits letztes Jahr mehrere Artikel (z.b.: https://www.deutscher-jagdblog.de/nachtsichtgeraete/) oder die Ergebnisse des Tests in Bayern (https://www.deutscher-jagdblog.de/nachtzieltechnik-die-ergebnisse/) veröffentlicht.