Wir wollen die Jagdtaschenmesser gesondert betrachten, weil sie sich durch ihre einklappbaren Klingen und der damit verbundenen Mechanik sehr von Messern mit feststehender Klinge unterscheiden. Neben der Mechanik wollen wir in diesem Artikel auf die unterschiedlichen Funktionen und Qualitätsmerkmale eingehen sowie Kaufkriterien klar darstellen.

Die Stabilität eines Jagdtaschenmessers beruht maßgeblich auf der Fertigungsqualität der Platine und der Gelenke, an denen die Klingen befestigt sind. Jede Querbelastung an den Gelenken belastet auch zusätzlich die Platine und übt Hebelkräfte auf diese aus. Nach langjährige Nutzung haben wir oft einen hohen Verschleiß genau dieser Partien des Taschenmessers festgestellt. Aus diesem Grund sollte genau auf die Verarbeitung der Platinen und der Gelenkstifte bzw. Befestigung der Klinge geachtet werden. Bei Markenherstellern werden genau diese Stresspunkte immer sehr überdimensioniert sein, um zu viele Reklamationen zu vermeiden. Aus eigener Erfahrung könne wir sagen, das Schäden an den Taschenmessern meistens auf die Benutzer zurückgeführt werden können. Für sehr filigrane Taschenmesser kommt man um eine individuelle Anfertigung von einem Messermacher nicht herum.

Messersperre

Die Klingenverriegelung

Unter den tausenden von Patenten für Klingenverriegelungen zu wählen ist nicht einfach. Manche Konstruktionen sind simpel zu bedienen und leicht zu fertigen. Meist sind diese auch die beste Wahl. Bei der Verriegelung ist darauf zu achten, dass die Klinge in der Endposition fest fixiert wird und möglichst wenig Spiel hat. Zudem sollte die Mechanik leicht erreichbar sein oder das Messer sollte zerlegt werden können, um eine Reinigung zu erleichtern.

Eine sehr häufige Form der Klingenverriegelung ist die Federdruckverriegelung. Bei günstigen Messer hält meistens lediglich eine Feder ohne zusätzliche Verriegelung die Klinge in Position. Die Klinge kann durch Überwinden des Federdrucks wieder einklappt werden. Hier steckt auch die Gefahr dieser Messer: Das Fehlen einer Klingenverriegelung birgt ein hohes Verletzungspotenzial in sich.

Die einfachste Form der Klingenverriegelung ist zugleich eine der effektivsten. Mittels einer Kerbe auf dem Rückenteil der Klinge und einer Feder, die in diese Kerbe hineingleiten kann, wird die Klinge verriegelt. Die meisten Messer der Firma POHL FORCE haben eine solche Verriegelung. Die Sperre kann entweder ein fester Bestandteil der Feder sein oder die Feder ein fester Bestandteil der Platine.

Die dritte Variante der Klingensperre ist die Liner-Lock Verriegelung. Diese werden zunehmend bei neuen Messern eingesetzt, wahrscheinlich weil sich die Klingen durch diese Sperre zuverlässig verriegeln und einfach wieder entsperren lassen. Im Gegensatz zu der vorher beschrieben Verriegelung spring die Feder nicht in eine Kerbe am Rücken der Klinge, sondern springt seitlich aus der Platine unter die Klinge und verriegelt auf diese Art.

Eine vierte Varianten der Tschenmesser sind die zunehmend in Verruf geratenen Springmesser, die in Deutschland verboten sind. Nichts desto trotz haben namhafte Hersteller einige zweckmäßige jagdliche Springmesser im Programm, die nichts mehr mit den alten und qualitativ oft sehr schlechten Springmessern zu tun haben. Vor allem die Messer der Firma Hubertus Springmesser erfreuen sich gerade im Ausland großer Beliebtheit.

Qualitätskriterien für den Kauf

Aufgrund der Produktvielfalt auf dem Markt muss das Messer zu allererst gefallen. Haben Sie sich für ein Modell entschieden, sei es ein hochpreisiges Markenprodukt oder eine NO-NAME-Herstellervariante, muss ausgeschlossen werden, dass Sie ein Bananen-Produkt erwischt haben. Gerade Taschenmesser werden in Massenproduktion gefertigt und es kann immer passieren, dass ein Messer aufgrund der Fertigungstoleranzen, eine schlechtere Qualität als ein anderes Messer der gleichen Charge hat. Aus diesem Grund vollziehen sie alle nachfolgend genannten Qualitätskriterien an mehreren Messern der gleichen Baureihe.

Zu Beginn überprüfen sie die Passgenauigkeit des Messers. Mehr als bei feststehenden Klingen kommt es bei Taschenmesserklingen auf eine passgenaue Fertigung an. Besonders präzise gefertigte Klappmesser haben eine leichtgängige Klinge die ohne Rucken geöffnet und wieder geschlossen werden kann. Bei günstigen Produkten versuchen die Hersteller häufig durch ein starkes Quetschen der Klingen zwischen den Platinen einen festen Sitz der Klinge herzustellen, dies gelingt meist nur für kurze Zeit und macht sich in einer Schwergängigkeit der Klinge bemerkbar.

Der erste Prüfschritt beim Kauf eines Klappmessers ist die Sichtprüfung von außen. Überprüfen sie, ob die Griffschalen passgenau eingepasst wurden und stellen Sie sich die Fragen, ob die Kanten abgerundet bzw. geschliffen wurden? Danach überprüfen sie die Leichtgängigkeit der Klinge, indem sie diese langsam öffnen und genau achten wie leicht sich die Klinge öffnen lässt und ob sie gut arretiert. Im nächsten Schritt nehmen Sie das geöffnete Messer in eine Hand und prüfen über den Rücken des Messers, ob die Klinge in einer Flucht mit dem Messerrücken ist.

Messerplatinen

Danach schauen Sie sich genau die Verriegelung der Klinge an. Schließt die Feder bündig mit der Kerbe in Klinge ab? Stehen Kanten vor? Im Anschluss drücken Sie mit Ihrem Daumen seitlich auf die Klinge und prüfen so, ob diese sich in ihrer Position verschieben lässt. Da sie Messer in dieser Phase schon geöffnet haben lohnt sich auch ein Blick ins Innere des Messers. Gibt es Roststellen, Bearbeitungsspuren, wurden Schleifmittel nicht entfernt? Wurden Stellen im Verborgenen auch gewissenhaft bearbeitet (Federmechanik, Klingenstifte)? Zeigen Schleifspuren auf der Klinge, dass diese irgendwo am Gehäuse schleift?

Messerfluchtprüfung
Messerklingenprüfung

Im letzten Schritt schließen Sie das Messer und prüfen, ob die Klinge mittig zwischen den Platinen liegt. Die Klinge darf nicht mit der Schneide im Gehäuse aufliegen, dies überprüfen Sie, indem Sie zischen der Schneide und dem Gehäuse einen Papierstreifen legen und diesen durch den Zwischenraum (Klinge-Gehäuse) hindurchziehen. Der Papierstreifen darf nicht eingeklemmt werden.

Messerzwischenraum

Hat das Objekt ihrer Begierde alle Prüfschritte durchlaufen, sollten Sie im alltäglichen Gebrauch noch einige Dinge beachten, um die Lebensdauer der oftmals sehr teuren Messer zu verlängern. Die Aufwendige Mechanik der Taschenmesser bedarf einer intensiveren und häufigeren Reinigung als feststehende Messer, reinigen Sie Ihr Messer nach jedem Gebrauch. Kaufen Sie sich zu dem Messer eine Scheide, die das komplette Messer umschließt und so vor Verschmutzung schützt.

In weiteren Artikeln werden wir einige Jagdtaschenmesser auf ihre Tauglichkeit testen. Grundsätzlich haben die jagdlichen Taschenmesser eine hohe Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten und bringen im Jagdalltag viel Spaß. Neben der Funktion einer normalen Klinge gibt es viele Varianten, die neben einer Säge zusätzlich noch eine spezielle Aufbruchklinge, Ahlen, Schraubenzieher, etc. besitzen. Somit hat jeder die Möglichkeit, das für seine Zwecke am besten geeignete Messer zu erwerben.

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