In einer kleinen Artikelserie wollen wir Ihnen ein paar Ratschläge auf den Weg vom Welpen zum Saujäger geben. Im Fokus steht dabei die Integration eines Wildschweingatters in die Jagdhundeausbildung.
Der Frühling hält Einzug und mancher Besitzer eines jungen Jagdhundes hat viele Termine auf dem Plan. Die Jugendprüfung oder Zuchtprüfung steht vor der Tür. Dazu gehören viele Tage Vorbereitungsarbeit mit dem Hund. Entweder individuell oder in einer Gruppe lernen unsere Hunde u.a. ihre Nase auf der Hasenspur zur beweisen und auch den vom Jäger abgegebenen Schüssen gegenüber gleichgültig zu sein.
Neben all diesen Ausbildungen beginnt für manchen auch die Arbeit am Schwarzwild. Wer bisher kaum Gelegenheit hatte den Hund an Sauen heranzuführen hat die Möglichkeit dies in einem anerkannten Schwarzwildgatter zu tun. Unter kontrollierten Bedingungen werden die Welpen und Junghunde an das wehrhafte Wild herangeführt. Der gesamte Gatteraufbau und -betrieb sollte sich dabei an die von der Kompetenzgruppe für Schwarzwildgatter, unter Leitung von Herrn Prof.Dr. Wunderlich, erarbeiteten Richtlinien anlehnen.
Zweck und Ablauf der Ausbildung
Die am häufigsten gestellte Frage „Wofür soll das denn gut sein?“ wollen wir zuerst beantworten. Grundsätzlich wollen wir unseren Hunden die Möglichkeit geben, das Schwarzwild als respektablen Gegner kennenzulernen, ohne dabei gleich negative Verknüpfungen oder Verletzungen davon zu tragen. Selbst ein von seiner Abstammung her gut veranlagter Saujäger kann mit einem schlechten Erlebnis für immer und ewig verdorben werden.
Schauen wir uns nun den Verlauf der Ausbildung an. Die Sauen befinden sich in einem Trainingsgatter. Zunächst gibt man dem jungen Hund die Möglichkeit die Sauen durch einen sicheren Zaun zu „beschnuppern“. Ohne Leine wird der Hund vor dem sicheren Zaun laufen gelassen. (Schritt 1)
Hier zeigen sich sofort verschiedenste Charaktere. Bei manchen meint man, sie haben sehnsüchtig darauf gewartet einem Wildschwein mal gehörig die Meinung zu bellen. Manch einer ignoriert die Schweine bewusst. Beim Bellen gilt es zwischen einem beuteorientierten und einem angstbeeinflussten Bellen zu unterscheiden. Beobachten Sie ihren Hund! Verhält er sich sicher oder unsicher? Ist er gar vollkommen mit der Situation überfordert?
Wie auch immer, nehmen Sie sich Zeit!
Der Hund saß meist vorher im Auto. Einmal im Gatter muss er sich zuerst orientieren. Geben Sie dem Hund die Möglichkeit sich umzuschauen. Der Hund weiß ja nicht, dass es hier um die Schwarzwildjagd geht. Wenn sie seine Aufmerksamkeit haben, lenken Sie sein Interesse auf die Sau hinter dem Zaun. Die Gattermeister werden Sie dabei unterstützen. Wenn der Funken entfacht ist und der Hund bei dieser Gelegenheit schon die Sau als Beute annimmt, diese stetig und heftig verbellt, vergrößern Sie den Abstand zum Hund. (Schritt 2) Macht er auch dies vollkommen unbeeindruckt, bietet es sich an den Hund mehrmals abzurufen und wieder zu schicken. Nimmt er die Sau hinter dem Zaun immer wieder an, vergrößern Sie die Distanz zum Hund immer weiter. (Schritt 3)
Mögliche Fehlerursachen und deren Lösungen
Ein nicht seltener Fall ist der, dass der Hund überhaupt nichts dergleichen tut. Wie vorhin gesagt: „Nehmen Sie sich Zeit!“. Der Hund ist weder blöd, noch ein Weichei. Für sein Verhalten können folgende Gründe eine Rolle spielen:
- Der Hund wurde ungenügend auf diese Ausbildung vorbereitet.
- Der Hund hat auf Grund seines Alters noch nicht genügend Koordinationsfähigkeiten.
- Der Hund hat noch nicht die nötige charakterliche Reife.
- Der Hund gehört einer Rasse oder Zuchtlinie an, die niemals für die Jagd auf Schwarzwild gezüchtet wurde.
- usw.
Unterstützen Sie den Hund in jedem Fall. Rüden Sie ihn motivierend an. Machen Sie ihm begreiflich, dass Sie die Beute haben wollen! Machen Sie den Hund stark! Beenden Sie diese Übung mit einem positiven Erlebnis! Kleine Hunde kann man zum Beispiel auf dem Arm mit Sicht auf das Schwarzwild abtragen.
Sollte all das nicht helfen, bewahren Sie Ruhe. Der alte Spruch bei den Prüfungen: „Sie fahren mit dem Hund nach Hause, mit dem Sie heute Morgen her gekommen sind!“, hat auch hier seine Gültigkeit. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Erst Recht bei einer gesundheits- und lebensbedrohlichen Aufgabe für einen Jagdhund wie die Schwarzwildjagd. Wir Menschen gehen mit einer unverständlichen Selbstverständlichkeit an dieses Thema heran. Welcher Wolf sucht sich eine 70kg Sau zum Fressen aus? Wer fordert einen professionellen Boxer zur Kneipenschlägerei auf? Wohl niemand, der unabhängig von der Uhrzeit, bei Verstand ist.
Von unseren Hunden verlangen wir eine außerordentliche Aufgabe ihres Selbsterhaltungstriebes. Bauen Sie dieses Training methodisch auf! Geben Sie Ihrem Hund die Chance unverletzt und am Leben zu bleiben! Ihr Tierarzt wird deswegen nicht arbeitslos. Lassen Sie genügend Zeit bis zur nächsten Trainingseinheit. Eine Woche sollte mindestens dazwischen liegen.
Die Gatter stellen eine gute und unersetzliche Alternative zur Ausbildung unserer Jagdgefährten gegenüber dem sofortigen realen Einsatz in unseren Revieren dar. Das Heranführen des jungen Hundes an die Sauen ohne den schützenden Zaun erläutern wir im nächsten Beitrag. Viel Erfolg und Geduld bei der Ausbildung!
Hallo Martin, habe Deinen Blog im Internet gefunden. Ich war vor 4 Jahren mit meiner damals dreimonatigen Brandlbracke bei Dir im Gatter. Unser gemeinsamer Freund Ronny Möller hatte mir den Besuch empfohlen. Meine Hündin hatte schon damals gute Anlagen im Gatter gezeigt und wurde bei den Jagden in den letzten Jahren schon mehrmals schwer geschlagen. Die Vorbereitung im Gatter hatte ihr vermutlich das Leben gerettet, denn die Wehrhaftigkeit hatte sie im Gatter kennengelernt. Voriges Jahr hat diese Hündin das erste mal gewölft und ich habe eine Hündin behalten. Sie ist jetzt genau ein Jahr alt ist. Ich würde gern mit ihr die Gatterprüfung bei Dir durchführen. Ist das generell möglich. Wenn ja, welche Voraussetzungen braucht man dafür. Herzlichen Gruß Jürgen Keßler