(MB) Für mich war es an der Zeit einen neuen Rucksack zu beschaffen. Der alte hatte einige Jahre gute Dienste geleistet. Nun aber waren manche Stoffteile nicht mehr wasserundurchlässig und die Funktionalität reichte mir persönlich nicht mehr aus. Ich treibe wahrscheinlich jetzt wieder den ein oder anderen Jäger zur Weißglut; Es handelte sich nämlich um einen Snowboardrucksack.

Die Eigenschaften für das Verstauen von „BigFoots“ einem Snowboard und den Stecken kamen mir aber gerade recht, denn ich mag es die Waffe auf den Rucksack verstauen zu können, oder aber auch mal ein Stück Wild bis 15 kg am Rucksack zu befestigen. Ein Sitzkissen und eine Schlauchführung für einen Wasserbehälter waren auch integriert.

Alles Neue bringt der Herbst

Vor dem Herbst aber fiel der Entschluss, es muss was Neues her.Da ich wie erwähnt gerne die Waffe am oder im Rucksack verstaue – teilweise auch zerlegt – beschäftigte ich mit Lösungen auf dem Markt, die zwar mehr aus dem behördlichen Bereich stammen, aber für den jagdlichen Gebrauch genauso gut, wenn nicht gar besser geeignet sind. Wie ihr euch vorstellen könnt, ist da auf Grund der derzeitigen Sicherheitslage in unserer Welt allerhand verfügbar. Die Wahl einen passenden Waffentragerucksack zu finden war also schon mal unheimlich schwer. Wie oft im Leben spielte ein Zufall wieder genau in diese Ecke und ich hatte die Gelegenheit erhalten einen Waffentragerucksack der Firma Tasmanian Tiger, oder einfach TT genannt, zu bekommen und zu verwenden. Die Firma Tatonka ist weitläufig bekannt. Tasmanian Tiger ist der Ableger der Firma für den behördlichen Bereich. Wissen und Textilien aus dem Outdoorbereich werden hier für behördliche Einsätze verwendet und angepasst.

In meinem Fall handelt es sich um den Rucksack mit der englischen Bezeichnung „Modular Sniper Pack 45“. Der Rucksack fasst insgesamt 60 Liter! (45 Liter im Rucksack und 15 Liter im Gewehrfach) Er wiegt ca. vier Kilogramm, was ihn zu keinem Leichtgewicht macht. Die Modularität, die vielseitigen Eingriffe und verwendeten Stoffe rechtfertigen jedoch das vergleichsweise hohe Eigengewicht. Das Tragesystem ist für jemanden wie ich es bin, der sich nicht ständig damit beschäftigt, schon sehr ausgereift und komfortabel.

Vielseitigkeit hat einen Namen

Der Name sagt es schon – Modular Sniper Pack – die Nutzungsmöglichkeiten des vielseitigen Rucksacks sind immens. Ich weiß gar nicht so recht wo ich anfangen soll die einzelnen Funktionen zu beschreiben. Als ich den Rucksack erhielt kam ich mir vor wie im Bällebad für Kinder. Das klingt jetzt sehr nach Fantasterei, aber genauso habe ich mich gefühlt. Strahlende Augen und Los. Man kann sich ohne weiteres eine Stunde mit den Eigenschaften und Möglichkeiten des Sniper Pack beschäftigen. Der Rucksack ist nicht nur ein Rucksack. Wenn man sich traut, diesen einfach mal zu zerlegen, unglaublich was da alles zu Tage kommt.

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Die Entwickler haben sich da echt was einfallen lassen. Ob man all die gleich benannten Varianten benötigt, vermag ich nicht einzuschätzen. Sie sind aber da und wenn man sich mit dem Handling vertraut gemacht hat, auch wiederholgenau in kurzer Zeit herstellbar.

Varianten

  • Rucksack mit großem Stauraum und integrierter Gewehrtasche
  • Rucksacktragesystem nur mit der Gewehrtasche
  • Hüftgurt des Tragesystems als einzelner Gürtel / Dutybelt
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Aus der Praxis für die Praxis

Leider habe ich bei weitem nicht alles was der Rucksack kann ausschöpfen können. Eine Einladung in das herrliche Walsertal in Österreich zum Jagen musste wegen der Schneelage vor Ort kurzfristig abgesagt werden. Dort hatte ich eigentlich vor die Vorzüge des Gesamtsystems und nicht nur einzelne Varianten unabhängig voneinander zu nutzen. 45 + 15 Liter Fassungsvolumen. Da passen die Kleidung für drei Tage, Grundnahrungsmittel und meine komplette Jagdausrüstung samt Büchse zusammen rein. Einen Schlafsack und eine Iso-Matte kann man anschnallen.

Das Programm beinhaltete den Marsch auf die Hütte. Von dort sollte dann zwei Tage lang gepirscht werden. Da wäre der Rucksack als Kleiderschrank am Schlafplatz verblieben und die reduzierte Form als Gewehrtragetasche mit den nötigsten Utensilien für das Bergen des Wildes und verweilen an temporären Beobachtungsstellen hätten am Hüftgurt Platz gefunden. Das Erlebnis steht noch aus.

Variante 1 – Rucksack gesamt im Revieralltag

Ich mag es einfach alles dabei zu haben. Aufbrechset für die wildbretschonende rote Arbeit, Bergewerkzeug, Poncho, Decke, Gehörschutz, Astsäge und vieles mehr. Die vielen Fächer des Sniper Pack lassen alles gut organisiert verschwinden.

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Die Deckelfächer habe ich mit Verbandszeug und Waffenreinigungsgerät befüllt. Alle Fächer lassen sich übrigens komplett so öffnen, dass der liegende Rucksack wie ein Schrank befüllt werden kann. Unendlich viele Schlaufen, Spannbänder und Ösen lassen auch sensible Teile wie eine Zielfernrohr oder Fernglas gut befestigt im Rucksack untergebracht sein. Komplette Wasserflaschen kann man in den Seitentaschen befestigen. Im Hauptfach sind auch Öffnungen für Schläuche für ein Camelbag oder für eine Antenne, falls jemand so etwas dabei hat, beispielsweise Hundeführer für die Ortungsgeräte.

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Bei der Menge an Verstaumöglichkeiten möchte man meinen, dass man einen Verpackungsplan benötigt. Es ist jedoch so, dass ich durch die Anordnung der stabilen Reissverschlüsse von allen Seiten an jede Tasche ran komme. Ich muss also nicht umherschieben und rumbasteln, um einzelne Gegenstände raus zu suchen.

Die Waffe kommt dann in das dafür gemachte Fach. Die gepolsterte Hülle befindet sich innerhalb des Rucksacks zwischen der eigentlichen Rückwand und der Wand, die das größenverstellbare Tragesystem beinhaltet. Die Größe lässt sich übrigens innerhalb kurzer Zeit anpassen. Es sind nur wenige Handgriffe und man kann auch bei Trägerwechsel die Verstellungen anpassen. Neben dem sind auch der Deckel in der Höhe und die Schulterriemen in der Länge verstellbar. Hier bleibt also kein Wunsch an Tragekomfort offen.

Die Waffentasche ist für ein Präzisionsgewehr mit mittlerer bis großer Reichweite ausgelegt. Da kommen schon mal acht bis zwölf Kilogramm zusammen. Für uns Jäger ist es also möglich sämtliche Langwaffentypen darin unterzubringen. Wer Sorgen um sein Zielfernrohr hat, kann das wie erwähnt in einer Seitentasche gut befestigt verstauen. Meine Drückjagdwaffe mit einer Gesamtlänge unter einem Meter verschwindet regelrecht im Polster und benötigt nicht einmal den Deckel der Tasche.

Variante 2 – Rucksacktragesystem nur mit Gewehrtasche

TT hat dafür gesorgt, dass man die Gewehrtasche mit dem Rückenteil problemlos mittels Klettverschluss verbinden kann. Genauso schnell kann man die Tasche auch entfernen und zusätzlich dazu, den Hüftgurt vom Tragesystem entfernen und mit der Gewehrtasche verbinden. Die aufgenähten Schlaufen auf der Waffentasche und am Hüftgurt bieten immens viele Möglichkeiten zum Anbringen von weiterem Material. Die Waffentragetasche fungiert dann wie der Rucksack selbst und lässt sich sehr komfortabel transportieren.

Variante 3 – Hüftgurt des Tragesystems als einzelner Gürtel / Dutybelt

Dutybelts oder Warriorbelts sind Transportsyteme für Stückzahl mäßig begrenzte Ausrüstung an der Hüfte. Meist handelt es sich um Verbandsmaterial, Munition, Kurzwaffen, Wasser oder was auch immer man für einen zeitlich begrenzten Einsatz benötigt und immer am Mann haben sollte. Der abgetrennte Hüftgurt des Rucksacks kann mittels zusätzlicher Taschen als ein Duty Belt eingesetzt werden. Unterschiedlichste Taschen lassen sich mittels des bewährten MOLE-Systems einfach und vielseitig am Hüftgurt befestigen. Die gute Polsterung und die Dreiteilung des Gurtes lassen ihn beinahe unspürbar am Körper anliegen. Ich selbst habe mir fürs Durchgehen einen vollwertigen Warriorbelt angeschafft und habe den Hüftgurt daher nur für einen Trageversuch als solchen Genutzt. Für Jäger die sich mit solchen Systemen nicht auskennen ist dieser eine gute Alternative um damit erste Erfahrungen zu sammeln.

Ich selbst bin von Dutybelts beim Durchgehen absolut überzeugt. Der Rücken bleibt frei, es kommt daher auch bei längeren und anstrengenden Jagden zu keinem Wärmestau am Rücken, da die Luft dort genauso wie am Rest des Oberkörpers zirkulieren kann. Und trotzdem muss ich auf die für meine Belange notwendige Ausrüstung nicht verzichten, da ich diese stets am Gürtel bei mir habe.

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Fazit

Wie ihr seht, sind es beinahe nicht zu erschöpfende Möglichkeiten, die der Rucksack für die Jagd bietet. Man kann gefühlt alles rein packen. Einen Ansitzsack kann man dran binden. Einen großen Schirm für verregnete Drückjagdtage an der Seite befestigen und das komplette Aufbrechwerkzeug inklusive Galgen, Flaschenzug und Bandschlingen findet Platz. Die Waffe ist gepolstert und trocken verstaut. Eigentlich bleibt kein Wunsch offen. Für den ein oder anderen dürfte das Volumen von insgesamt 45 + 15 Liter Fassungsvermögen zu groß sein. Diese können den Rucksack mittels der vorhandenen Kompressionsriemen auf die benötigte Größe verkleinern. Bedingt durch das ausgeklügelte Verstausystem bleibt die Ausrüstung trotzdem an dem dafür vorgesehen Platz.

Für mich sind die 60 Liter hervorragend für die mehrmals im Jahr stattfindenden Kurzausflüge zum Jagen bei Freunden. Das Tragesystem ist hervorragend für mittlere bis schwere Lasten konzipiert, so dass Aufstiege zu Hütten oder der Marsch zum Drückjagdstand kein Problem darstellen. Zu guter Letzt meine ich, das Material und die professionelle Verarbeitung wahrscheinlich nie an seine Grenzen zu bringen, dies rechtfertigt auch den Preis von 449 Euro, insbesondere wenn man diesen mit Konkurrenzprodukten von Swedteam etc. vergleicht.

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