Im Folgenden möchte ich meine Erfahrungen gemäß des Vorbereitungskurses zur Jägerprüfung kurz skizzieren und meine Einschätzungen eines Jungjägerkurses bei einer Jägerschaft beleuchten. Meine Absicht ist es nicht, die Jagdschulen mit Kompaktkurs als die falsche Wahl darzustellen, ich habe einen solchen Kurs nicht durchlaufen und kann die Qualität eines solchen Kompaktkurses demnach nicht bewerten.
Vorstellung:
Zu meiner Person. Mein Name ist Timo, ich bin 30 Jahre alt, verheiratet, beruflich bei der Bundeswehr beschäftigt und habe den Jägerkurs von September 2013 bis April 2014 bei einer Jägerschaft in Niedersachsen durchlaufen. Ich hatte nahezu keine jagdliche Vorbildung oder Orientierung und bin demnach als totaler Anfänger in das Abenteuer Jagdschein gestartet.
Zum Ablauf und Inhalt:
Der angesprochene Jägerkurs erstreckte sich über einen Zeitraum von knapp sieben Monaten. Wöchentlich wurde die Ausbildung an zwei Abenden fachgebunden durchgeführt. Referenten oder Lehrer in diesem Kurs waren Angehörige der Jägerschaft und beruflich vom Wildmeister bis zum Gymnasiallehrer vertreten. Alle Referenten, auch wenn sie die Ausbilderstelle „nur“ nebenberuflich / ehrenamtlich durchführten, haben durchweg Kompetenz bewiesen und waren mit Herzblut bei der Sache. Hier wurde ständig mit persönlichem Ausbildungsmaterial wie Präparaten, Waffen, Herbarien oder auch jagdlichen Instrumenten der Unterricht praktisch dargestellt. Methodisch und didaktisch waren die komplexen Themen anschaulich und strukturiert aufbereitet. Gerade Themen wie „Jagdrecht und verwandtes Recht“ sowie „Wildbrethygiene und Wildkrankheiten“ wurden von ehrlichen Fachleuten, hier Förster und Veterinär, Wildtierkunde vom namenhaften Wildmeister, umfassend ausgebildet. An Wochenenden ist die Schießausbildung in den ersten drei Monaten durchgeführt worden. Zusätzlich wurde ein Zusatztermin in der Woche angeboten. Zudem fanden an mehreren Wochenenden über den gesamten Kurszeitraum Reviergänge statt, welche einem die Revierarbeit sowie jagdliche Praxis näher brachten.
Die Bereiche Naturschutz, Waldbau, Hege und Wildtierkunde, bekamen durch diese Exkursionen den praktischen Bezug, welcher im reinen Unterricht nur theoretisch vermittelt werden kann. Während des Lehrgangszeitraumes wurden auch an diversen Treib- und Drückjagden teilgenommen. Dabei wurden die Kursteilnehmer in der Treiberwehr eingesetzt. Nach diesen Jagden war die Möglichkeit gegeben, selber Wild aufzubrechen, sodass viele Kursteilnehmer wichtige praktische Erfahrung sammeln konnten. Den Kursteilnehmern war über den Zeitraum ihrer Ausbildung einen Lehrprinz zu Seite gestellt. Dieser musste von den Jungjägeranwärtern selbst gesucht werden und sollte eine aktive jagende Person sein. Falls keine Verbindung in jagdliche Kreise bestand, wurde hier durch die Jägerschaft vermittelt. Mit dem Lehrprinz-Konzept wurde der Jungjägeraspirant an die wirkliche jagdliche Praxis und die Revierarbeit herangeführt. Erste Kontakte in die örtliche Jägerschaft wurden geknüpft, was ein nicht zu vernachlässigender Aspekt ist. Zudem resultierte daraus oft auch noch die Möglichkeit einen ersten Bock zum 1. Mai im Revier des Lehrprinzen schießen zu dürfen. Ein schöner Nebeneffekt.
Persönliche Wahrnehmung:
Es wäre falsch zu sagen, dass die zeitliche Aufwendung über die o.g. sieben Monate unerheblich ist. Ich habe diesen Kurs so betrieben, dass er den Schwerpunkt meiner Freizeit in diesem Zeitraum darstellte. Zusätzlich zu den genannten Terminen musste selbstverständlich auch noch der vermittelte Stoff aufgearbeitet werden. Hier ist jeder seines eigenen Glückes Schmied, der eine braucht dafür mehr Zeit, der andere weniger. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die für verschiedene Smartphone angebotenen Apps zum lernen der Prüfungsfragen eine erhebliche Stütze sind und, jedenfalls im Land Niedersachsen, eine gute schriftliche Prüfung fast ein Garant für eine erfolgreiche Jägerprüfung darstellt.
Aus meiner Sicht hat der Kurs in der Jägerschaft zudem den enormen Vorteil kein reiner Prüfungsvorbereitungskurs zu sein. Die Jägerschaften bilden durch diese Kurse den eigenen Nachwuchs aus und möchten deshalb gute und waidgerecht jagende Jäger ausbilden und dies praxisnah gestalten. Ich unterstelle den Jagdschulen nicht, dem wider zu handeln, erachte allerdings angesichts der Komplexität des Stoffes den Zeitraum von mehreren Monaten als besser geeignet um einen nachhaltigen Lernprozess zu gewährleisten. Zudem identifiziert sich der Jungjäger über einen langen Zeitraum mit der Jagd und wächst so über ein halbes Jahr mit dem Thema zusammen.
Nicht zu vernachlässigen ist der finanzielle Faktor. Hier ist ganz klar der Vorbereitungskurs der Jägerschaft dem Kompaktkurs einer Jagdschule überlegen. Billig ist der Jagdschein allgemein nicht, jedenfalls nach meiner persönlichen Bewertung. Preislich bewegt sich der Jägerkurs bei der Jägerschaft im Bereich zwischen 750 und 1000 Euro zuzüglich Munition und Eintrittsgeldern für Museen oder Wildparks oder dem Getränk während der Unterrichtsstunden. Oftmals kann man auch die Kosten in mehreren Raten zahlen, was die Bezahlung sehr viel angenehmer macht und dadurch auch dem Kurzentschlossenen die Tür zum Jagdschein öffnet. Diesem gegenüber steht der Kurs in der Jagdschule mit gut dem doppelten an finanzieller Belastung gegenüber wobei ggf. auch noch Unterbringung und Verpflegung extra bezahlt werden muss. Selbstverständlich hat man den Jagdschein dann allerdings innerhalb von zwei bis drei Wochen in der Hand. Von der Differenz ist kann man eventuell die erste gebrauchte Büchse, sicher aber Flinte bezahlen. Für mich war aber auch wichtig, mit meinem Geld die Jägerschaft zu stärken, welches später meinen jagdlichen Möglichkeiten zu Gute kommt oder zum Schutz des Wildes und zur Lebensraumverbesserung eingesetzt wird.
Zusammenfassend kann ich über den Umfang der Ausbildung, sowie der Qualität sagen, dass ich mich umfassend auf die Jägerprüfung vorbereitet gefühlt habe. Ich habe mich auf jede Unterrichtsstunde, jeden Reviergang und jede Schießstunde gefreut und konnte durch diesen Kurs tolle Menschen aus der Region kennenlernen und Freund- und Seilschaften knüpfen.
Was zählt unterm Strich:
Von dem hier beschriebenen Kurs haben von 25 Teilnehmern 23 bestanden. In meinen Augen ein ordentliches Ergebnis und die letzten zwei ziehen gewiss noch nach.
In diesem Sinne und egal für welchen Kurs man sich entscheidet,
Weidmannsheil
Timo Kißler
Hallo,
Befinde mich gerade im Jägerkurs und muss sagen, dass er interessant ist und mir Freude macht. Natürlich ist auch die Sorge da in irgendeinem der Prüfungsfächer vielleicht am Ende nicht zu bestehen. Der beste Weg zum Erfolg ist sicherlich häufiges Lernen. Es ist ja schon sehr beachtlich was man an Wissen alles anhäufen muss. Die schriftliche Prüfung wird man bei entsprechendem Lernfleiss bestehen, die Schießprüfung macht mir noch ein wenig Sorgen. Allerdings sind wir ja nicht mal 2 Monate im Kurs, da baut sich in der nachfolgenden Zeit sicherlich noch mehr Selbstvertrauen auf. Wünsche allen viel Glück und Wissen!
Hallo Brenner,
wir wünschen viel Erfolg bei Deiner Prüfung, das wird schon. Eines sei nur angemerkt, ein Jäger lernt eine Leben lang. Wir freuen uns über tägliche Rückmeldung und gute Beiträge von Lesern, viele Jäger haben wirklich viel Sachverstand und das kommt meist durch jahrelange Erfahrung.
Gruß Michael
Hallo Michael,
Danke für die Aufmunterung!
Nun sind wieder einige Wochen vergangen. Theorie, Praxis und Schießen haben sich verbessert.
Zwei Dinge liegen mir persönlich am Herzen: Die Jäger sollten untereinander einen frohen Gemeinschaftssinn besitzen. Denn ohne Solidarität ist alles nur halb so wertvoll. Und zum zweiten: Jeder Jäger sollte darauf bedacht sein ein guter Jäger zu sein und dies auch in die Öffentlichkeit und unter den „Kollegen“ so vermitteln. Ich habe persönlich sehr wenig Verständnis für Jäger die meinen das man alles abschießen muss was vor die Flinte läuft. Jedes Wild hat auch freundliche Aufmerksamkeit verdient. Ich muss nicht jedes Reh in der Jagdzeit und nicht jeden Fuchs, Marder, Hasen usw. zur Strecke bringen. Jeder Jäger ist mitverantwortlich für das Bild das sich die Öffentlichkeit von den Jägern macht. Nicht waidgerechtes Verhalten sollte in der Zukunft ruhig stärker sanktioniert werden. Diesbezüglich bin ich unserem Jagdleiter/Kursleiter in Heidelberg dankbar für seine mahnenden Worte. Auch weitere Lehrer machen uns immer wieder deutlich wie wichtig Waidgerechtigkeit ist.
Prüfung im Mai bestanden. Freude groß!
Nun erste Erfahrungen im Revier. Lernprozess ist größer als ich dachte.
Kameradschaft unter Jägern ist was wertvolles und sollte wie ein hohes Kulturgut geachtet, geschätzt und gefördert werden.