Vor einiger Zeit habe ich einen Artikel über die Erreichung des Jagdscheins geschrieben. Ist dieser erstmal in der Tasche, kommt aber hoffentlich dann die Praxis. Für diese braucht man dann das nötige Werkzeug, sprich Fernglas, Büchse, Flinte, Messer und zur Aufbewahrung natürlich den notwendig zertifizieren Waffenschrank. Dazu kommt noch die passende Munition. Ob man nun auch noch die Jagdhose Hemd und den Hut braucht muss jeder selber entscheiden. Erstgenannte Gegenstände sind jedoch zur Ausübung der Jagd unabdingbar.

Wenn man das Glück hat in einem jagdlich geprägten Elternhaus oder Umfeld sich zu befinden oder aufzuwachsen, sollte die Erstausstattung kein großes Problem darstellen. Schnell kann man sich etwas leihen und erst einmal den ohnehin schon vom Jagdschein strapazierten Geldbeutel schonen. Schwieriger gestaltet sich diese Phase aber für den Jungjäger ohne die Möglichkeiten des jagdlichen Umfelds. Um für die Einladung zum ersten Bock trotzdem gewappnet zu sein, oder auch für die Tauben-, Krähen- oder Fuchsjagd flexibel einsetzbar zu sein, ist es zweckmäßig, das waidmännische Grundarsenal parat zu haben. Zudem kann man mit den eigenen Waffen auch den Schießstand besuchen, welches einem Sicherheit und zunehmend bessere Schießleistungen beschert.

Die Entscheidung für Gebrauchtes

Nach Erhalt meines Jagdscheins stand für mich natürlich ebenfalls fest, dass ich schnellstmöglich die erste Büchse und Flinte nebst Fernglas haben wollte. Schon während der Jägerausbildung habe ich mich natürlich belesen, mich mit anderen Aspiranten und erfahrenen Jägern ausgetauscht und das für und wider diverser Waffen abgewogen. Auch war ich bei verschiedenen Händlern und habe Neu- und Gebrauchtwaffen in die Hand genommen. Keine Frage, es gab viele schöne Neuwaffen, welche aber einfach nicht in mein Budget passten. Die Entscheidung viel also schnell, es musste etwas Gebrauchtes her. Ein 98er System mit Optik und eine ordentliche Doppelflinte im Kaliber 12/70 sollten es werden. Solides Handwerkzeug. Ganz einfach war es nicht, setzte ich mir eine Preisobergrenze für die Büchse bei 600 und bei der Flinte bei 150 Euro. Dieses ergab sich daraus, dass auch noch ein Waffenschrank, ein Fernglas, Munition, Beantragungskosten des Jagdscheins und der Waffenbesitzkarte sowie die Eintragungskosten und die Jagdhaftpflicht anfielen. Mitgliedsbeiträge in Landesjägerschaft, Kreisjägerschaft und Hegering nehme ich mal aus. Kurzum, der Schritt zur „Jagdbereitschaft“ ist nicht günstig. Um die Kosten zu minimieren habe ich mich daher nur auf gebrauchte Ausrüstung konzentriert.

Fernglas

Angefangen habe ich mit dem Fernglas, da ich dieses bereits vor Erhalt des Jagdscheins benutzen wollte. Aus Nachlässen oder auf Grund von Veränderungen im Jägerleben werden in den diversen Auktionshäusern eine große Menge an Ferngläser angeboten. Von Chinaschrott bis Luxusglas ist alles dabei, in einer gewaltigen Preisspanne. Hier gilt es das passende zu filtern und dann zu finden. Mir war im Schwerpunkt wichtig ein Glas eines namenhaften Herstellers mit gutem Service zu kaufen. Dadurch habe ich die Möglichkeit es aufarbeiten zu lassen. Zudem wollte ich durch ein großes Objektiv eine gute Sicht bei Dämmerung haben. So fiel nach einiger Suche meine Wahl auf ein Glas von Steiner, 7×50 aus der Military Serie und ich konnte es für unter 100 Euro erwerben. Sicherlich ein wenig Glück dabei, aber ich bin mit diesem Glas sehr zufrieden.

Büchse

Eine Büchse in meinem Budget von 600 Euro mit Optik kann man bestimmt auch von privater Jägerhand erstehen. Nur stellen sich hier zwei Probleme in den Weg. Ersteres ist, dass der ein oder andere Jäger den Wert seiner alten Büchse eher ideell statt am tatsächlichen Markt anlehnt. Zweitens kann der Privatmann für einen einwandfreien Zustand nicht so garantieren, wie es der gewerbliche Büchsenmacher muss. Trotzdem habe ich auch hier den Markt im Internet beobachtet und konnte mir darüber klar werden, dass der Plan schwer aber nicht unmöglich war. Ich besuchte auch diverse Waffenhändler und konnte dann auch einen 98er Lizenznachbau in 30-06 mit einem 3-12×56 Glas erstehen. Bestimmt nicht die High-End Waffe, aber ein solides und wenig geführtes Gewehr mit allem was ich für meinen jagdlichen Anfang brauche. Hierfür habe ich mein Büchsenbudget von 600 Euro auch ausgereizt. Es lohnt sich zu warten, zu vergleichen und dann, wenn die passende Waffe da ist, vielleicht auch mal 2-4 Wochen vor der Jagdscheinprüfung „seine“ Waffe zu reservieren, wenn der Verkäufer diesen Service anbietet.

Flinte

Oftmals ist es so, dass während eines Jagdscheinkurse, Mitglieder der Jägerschaften und Hegeringe, „überzählige Waffen“ an den Jungjäger bringen wollen. Hier ist auch das ein oder andere Schnäppchen zu machen. So ähnlich bin ich an meine Flinte gekommen. Für einen wirklich sehr günstigen Preis konnte ich meine avisierte 12/70 Bockflinte erstehen. Wenig geführt und top in Schuss. Wiederum keine Schönheit und erst recht kein Luxusprodukt, aber man muss sich ja auch noch steigern können im Jägerleben. Ich rate aber jedem, diese Waffen „von privat“ vor dem Kauf vom Büchsenmacher durchsehen zu lassen, sodass keine Überraschungen auftreten. Jeder seriöse Verkäufer sollte das auch zulassen.

Waffenschrank

Nicht unerheblich und sogar eine Voraussetzung ist der Waffenschrank. Hier kann man es auch günstig halten und im Internet oder in Zeitungen nach Inseraten suchen. Sie werden es erraten, auch hier viel meine Wahl auf einen Schrank aus einem Nachlass und so bin ich zu einem B-Schrank für weniger als den Preis eines A-Schranks gekommen. Allerdings ist der gesetzlich vorgeschriebene A-Schrank ebenfalls sehr günstig, ausreichend und vor allem wertstabil.

Munition

Aus eigener Erfahrung kann ich nur jedem raten nicht an der Munition zu sparen. Mein Sparwahn hier hat mich dazu verleitet, mich hier ebenfalls der unteren Preisskala anzunähern. Jedoch kann ich nun sagen, dass mich nur die hochpreisige Munition von RWS in Sachen Präzision zufrieden gestellt hat. Also hier ruhig direkt oben angreifen und dann mit gutem Gewissen waidwerken.

Messer

Für die rote Arbeit habe ich zu einem günstigen Arbeitsmesser von Fiskars gegriffen. Dieses ist soweit ausreichend, aber ich werde es wohl irgendwann gegen ein schweres solideres austauschen. Dabei habe ich mir noch ein Dickis Gekrösemesser gekauft, welches das Aufbrechen merklich „sicherer“ macht – Mein absoluter Geheimtip.

Fazit

Zusammen habe ich meine jagdliche Grundausrüstung für ziemlich genau 1000 Euro erstanden. Das reicht für manch einen nicht mal für das Jagdglas oder eine einzelne Waffe. Zuzüglich zu den genannten Kosten sind noch Ausgaben für Jagdschein, Jagdabgabe, WBK und Eintragungen sowie Haftpflicht einzuplanen. Wer mag kann noch in die Jägerschaft eintreten, wobei weitere Kosten anfallen.

Ich habe keinen Gegenstand geerbt oder geschenkt bekommen, sondern durch aufmerksame Suche im Internet und auch im Einzelhandel günstig erstanden. Wer ebenfalls nicht so viel Geld ausgeben möchte oder kann, dem rate ich zu dieser Methode, und wie bereits im Artikel angesprochen:

„Ein Jägerleben ist lang und man kann sich immer noch verbessern, verändern, belohnen oder seinen jagdlichen Begebenheiten anpassen, nur die Ruhe! Es macht ja auch Spaß!“

In diesem Sinne, Waidmannsheil auf der Jagd in Feld und Flur!