Wir haben uns in den letzten Jahren stark mit der Thematik Flinte auseinandergesetzt und versucht viele Fragen grundliegend zu klären, allerdings sind wir an vielen Stellen an unsere Grenzen gekommen. Die Ballistik des Schrotschusses und auch das Schaftmaß ist zwar viel umschrieben jedoch fanden wir nur wenige objektive Anhaltspunkt zur Erklärung. Im folgenden Artikel möchten wir dem Jäger gerne unsere Erkenntnisse zum Thema Schaftmaß näherbringen und die wichtigsten Punkte zusammenfassen.

Fakt ist, dass das Schaftmaß Auswirkungen auf die Schießleistungen des Flintenschützen hat; sei es beim jagdlichen Flintenschießen oder beim Tontaubenschießen, es gilt: „Der Schütze schießt, der Schaft trifft.“ Versucht man nun objektive Gesichtspunkte für das persönliche Schaftmaß zu finden, so steht man oft vor einer Wand des Schweigens. Natürlich ließt man viel über Schaftlänge, Schränkung, Senkung und Pitch aber was hat es damit auf sich und woher kommen diese Maße?

Die Schaftlänge der Flinte

In der Literatur findet man unterschiedliche Herangehensweisen zur Ermittlung der richtigen Schaftlänge. Eine sehr häufig erwähnt Methode ist das Messen der Unterarmlänge. Hierzu platziert man die Flinten in der Armbeuge und hält diese senkrecht nach oben. Gelingt es dem Schützen in diesem Anschlag den Zeigefinder auf den Abzug zu platzieren, sag man, dass das Schaftmaß richtig ist. Wenn man allerdings etwas darüber nachdenkt. Kommt man schnell zu dem Schluss, dass dies nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann, da unterschiedlich große Menschen, die gleiche Unterarmlänge haben können. Somit ist dieses Vorgehen lediglich ein Anhalt für das richtige Schaftmaß.

Anhalt-für-das-Flintenschaftmass

Um die richtige Schaftlänge der Flinte zu ermitteln kommt man nicht darum herum noch weitere Kontrollen durch zu führen. Hierzu bietet es sich an einige Probeanschläge durchzuführen. Hierbei sollte man darauf achten, dass man behinderungsfrei und bequem in den Anschlag kommt. Sprich, man geht mehrfach in einen Probeanschlag und achtet darauf, dass man mühelos die Flinte an die Unterkieferoberkante heben kann, ohne dabei an der Schulter hängen zu bleiben. Sollte der Schaft an der Schulter mehrfach hängen bleiben, ist er mit Sicherheit zu lang. Sollte der Schaft zu einfach an die Wange geführt werden können, ohne dabei an der Schulter hängen zu bleiben, ist er wahrscheinlich zu kurz.

reibungsloser Flintenanschlag

Die Schränkung bei der Flinte

Die Schränkung ist ein Maß für den seitlichen Versatz des Schaftes gegenüber der Laufachse. Dieser Versatz resultiert daraus, dass man eine Waffe nicht exakt unterhalb des Auges in der Schulter anschlagen kann. Auf der Abbildung sehen sie die biometrischen Daten im Gesicht des Schützen, die als „Schränkung“ auf den Schaft der Flinte übertragen werden müssen. Ob die Flinte eine Schränkung hat, kann man überprüfen indem man von oben entlang der Laufachse auf die Schaftspitze guckt. Steht diese ab, ist der Schaft geschränkt. Sollte der Schaft keine Schränkung aufweisen, muss man damit rechnen, dass die Schrote rechts am Ziel vorbeigehen. Man kann die fehlenden Schränkung nur ausgleichen, wenn man darauf achtet, dass man stets den Kopf soweit neigt, damit das Korn immer mittig der Laufschiene ist.

Die Senkung des Flintenschafts

Auf der nebenstehenden Abbildung haben wir versucht die Senkung des Flintenschafts zu visualisieren. Die Senkung ist im Grunde genommen der Abstand zwischen dem Schaftrücken und der Visierlinie. Um die Senkung messen zu können, verlängert man die Visierlinie mit einem Lot und misst den Abstand zwischen der Schaftspitze und dem Lot. Der Abstand sollte zwischen 50 und 55mm liegen. Als Schütze kann man auf einfache Weise überprüfen, ob das Senkugsmaß der Flinte zu ihm passt. Hierzu muss man die Waffe mit geschlossenen Augen in den Anschlag bringen. Der Schaft sollte oberhalb des Unterkiefers an der Wange anliegen. Wenn man jetzt die Augen öffnet, sollte sich das gewünschte Visierbild ergeben. Ist zu viel Laufschiene zu sehen, wird es zu einem Hochschuss kommen, ist zu wenig Laufschiene zu sehen wird es entsprechend zu einem Tiefschuss kommen.

Der Pitch

Für das Pitchmaß gibt es zwei Messweisen. Zum einen kann man den Abstand der Mündung zur Wand messen, vorausgesetzt die Flinte steht mit der Schaftkappe auf dem Boden. Zum anderen kann man den Abstand der Schaftspitze zum Boden messen, wenn die Visierlinie parallel zur Wand steht. Die Auswirkungen des Pitchmaßes sind: Bei einer angemessenen Senkung provoziert ein zu geringes Pitschmaß einen Hochschuss.

Pitch bei der Flinte

Ermitteln der Treffpunktlage

Durch da Ermitteln der Treffpunktlage kann man Rückschlüsse auf die Richtigkeit der Schaftmaße ziehen, vorausgesetzt man führt einen korrekten und reproduzierbaren Flintenanschlag aus. Die Treffpunktlage der Flinte kann man entweder an der Kreidewand oder der Hasenscheibe auf einem entsprechenden Schießstand ermitteln. Hierzu schießt man mit dem gewohnten Anschlag drei bis fünf Schrotgaben auf die Zielscheibe und versucht aus der Schrotanhäufung den mittleren Treffpunkt zu ermitteln. Den mittleren Treffpunkt kann man auch mit Hilfe der Rangebuddy-App ermitteln, dafür muss man natürlich nicht alle Schrote markieren, sondern lediglich eine ausreichende Anzahl am Rand der Schrotanhäufungen. Zum Zielen sei gesagt, dass man das Ziel oder die Zielmitte aufsitzen lässt, um einen Schuss abzugeben.

Wenn man den mittleren Treffpunkt ermittelt hat, misst man den Abstand zum angestrebten Treffpunkt auf der Scheibe. Der mittlere Treffpunkt bei einer Schrotflinte sollte ca. 15cm oberhalb des Zielpunktes auf einer Entfernung von 25m liegen. Folgende Situationen können auftreten.

  1. Der mittlere Treffpunkt liegt auf dem Zielpunkt. Dies bedeutet einen Tiefschuss also ist die Senkung/ Pitch zu groß
  2. Der mittlere Treffpunkt liegt deutlich höher als 15cm über dem Zielpunkt. Der Hochschuss kann eine Konsequenz einer zu geringen Senkung/ Pitches sein.
  3. Liegt der mittlere Treffpunkt links vom Ziel, ist der Schaft zu wenig geschränkt.
  4. Liegt er jedoch zu weit rechts, ist der Schaft zu viel geschränkt.

Fazit

Um das richtige individuelle Schaftmaß zu finden genügt es nicht Körpermaße zu messen und diese auf einen Schaft zu übertragen. Vielmehr muss man neben den Körpermaßen unter professioneller Betreuung das Schützenspezifische Anschlagverhalten und dessen körperliche Konstitution beurteilen lassen, um Rückschlüsse auf ein sinnvolles Schaftmaß zu zulassen.

Das reine Wissen über Senkung, Schränkung, Pitch und Schaftlänge reicht nicht aus, um abschließend beurteilen zu können, ob die Flinte richtig geschäftet ist. Sollte der Schütze nicht das Geld für einen Profi in Hand nehmen wollen, muss er wohl oder übel mit dem Normalschaft leben und sich auf diesen einschießen. Manche Flinten, wie z.B. die in unseren Tests verwendete Benelli 828U haben die Möglichkeit durch Unterlegscheiben die Schaftmaße zu verändern. Dies funktioniert auch ganz gut, ist allerdings mit viel Aufwand verbunden.

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