(MB) Wenn wir uns für eine bestimmte Jagdhunderasse entscheiden, dann entschließen wir uns auch für eine gezielte Ausbildung des Hundes, um durch seine Unterstützung Beute zu machen. Sei es der Schweißhund, um angeschweißten oder verletzten Stücken nach einem Verkehrsunfall ein langes Leiden zu ersparen, der Erdhund, um dem Raubwild nachzustellen, der Stöberhund für die Arbeit vor dem Schuss, oder der Vorstehhund mit seinen vielseitigen Einsatzmöglichkeiten in Wald, Feld und am Wasser. Wir müssen immer über die Ausbildung den Weg zum Wild finden.
Die Möglichkeiten dazu sind so verschieden wie wir Hundeführer und unsere Hunde selbst. Es gibt also kein Patentrezept. Entscheidend ist, dass wir für uns einen Arbeitsplan aufstellen. Oder ich nenne es auch gern den Prägungsplan. Zuallererst stelle ich mir diese Fragen:
- Was soll mein Hund mit mir gemeinsam jagen?
- Was soll er leisten?
- Was erwarte ich dafür von meinem Begleiter?
- Wie bringe ich ihm bei, was ich von ihm möchte?
Bei der Förderung jagdlicher Anlagen müssen wir uns bewusst sein, dass wir viel Zeit benötigen werden. Einmal im Sinne von Ausbildungsreisen (nicht in jedem Revier finden wir alle Bedingungen zur Ausbildung vor) und zum anderen im Sinne von Zeit für die Übungstage. Bei der Arbeit am lebenden Wild kommt der Tierschutzaspekt hinzu. Sei es die Hasenspur, das Schwarzwildgatter, die Schliefenanlage, oder die lebende Ente. Wir müssen uns vor Augen führen, dass die Ausbildung am lebenden Wild notwendig ist, um den Hund auf seine zukünftigen Aufgaben vorzubereiten und dabei gleichzeitig die Achtung vor der Kreatur behalten. Die dazu herrschenden Regeln kann man Prüfungsordnungen oder z.B. im Falle der zugelassenen Saugatter den Leitlinien entnehmen.
Der Prägungsplan
Was kommt da beim Wildkontakt auf einen Hund zu? Im Wesentlichen wird der junge Hund, mal abgesehen von Raubwild und Raubzeug, in unseren Revieren auf beinahe alle in Deutschland vorkommenden Schalenwildarten treffen. Nur Gams und Sika sind bei uns nicht überall vertreten. Dabei machen die Schwarzkittel neben dem Rotwild den weitaus gefährlichsten Teil für einen Neuling bei der Bewegungsjagd aus.
Die Reizangel
Die Prägung fällt entgegen dem Gefahrenpotential beim Schwarz- und Rotwild trotzdem so aus, dass sie bei uns am Ende der Lernliste stehen. Ich beginne mit Schleppen und der Reizangel den Hund an die verschiedenen Gerüche und Geschmäcker zu gewöhnen. Eine Entenschwinge kann also einmal als Schleppgegenstand und einmal als Endstück an der Reizangel dienen. Ein anderes Mal nehme ich einen Rotwildlauf, oder ein Stück Sauschwarte. Wer am Raubwild arbeiten möchte nimmt entsprechend einen Fuchsbalg. Nebenbei gesagt, es ist sinnvoll sich mit ausreichend Wild einzudecken. Manchmal findet sich eine Stockente, ein Fasan, oder ein Fuchs am Straßenrand, der noch für die Hundeausbildung geeignet ist. Für diese Fälle müssen ein paar „blaue Säcke“ und Platz in einer Kühltruhe vorhanden sein. Die Stücke kann man auch je nach Zustand mehrmals verwenden! Eine in der Sonne aufgespannte und getrocknete Rehdecke kann viele Monate verwendet werden.
Exkurs: Zur den Prüfungen müssen Sie meist auch eigenes Schleppwild vorhalten. Dabei sollte die Wildart aber noch zu erkennen sein. Sprich es sollte noch einigermaßen appetitlich aussehen.
Die Hasenspur
Zur Hasenspur kann man sagen, dass sie nach den geltenden Prüfungsordnungen bei den meisten unserer Jagdhunde immer noch ein Pflichtfach ist. So sehr man darüber diskutieren kann, ob es sinnvoll ist bei den derzeitigen Hasenbesätzen in den meisten Teilen unserer Republik überhaupt noch Prüfungen am Hasen durchzuführen, so kann man auf jeden Fall festhalten, dass das üben der Hasenspur mit dem Welpen an sich gut investierte Zeit ist.
Wenn man selber keine Hasen im Revier hat, sollte man sich mit anderen Jägern vernetzen. Es macht einfach Freude und sagt viel über unseren Hund aus, wenn wir ihn am Hasen arbeiten sehen. Meist reichen weniger als zehn Hasenspuren aus, um die jagdlichen Anlagen des Welpen zu sehen und beurteilen zu können. Gleichzeitig können Sie im Rahmen dieser Ausbildung auch Defizite im Gehorsam und der Bindung zum Hundeführer erkennen.
Zum Beispiel: kehrt der Hund nach Verlieren/ oder Abbruch der Spur zurück, oder jagt er nur für sich? Im Laufe der ersten Monate haken Sie also nacheinander die zukünftig zu arbeitenden Wildarten auf ihrer Liste ab. Für die Förderung der jagdlichen Anlagen am Schwarzwild sollten sie auf jeden Fall mehrere Tage im Abstand von ca. 14 Tagen einplanen. Für die Erdhunde stehen ihnen die Schliefenwarte mit Rat und Tat zur Seite. Meiner Erfahrung nach ist es aber wie mit vielen Teilen der Hundeausbildung: Viel, hilft nicht immer viel! Sowohl bei der Hasenspur, in der Schliefenanlage, als auch im Saugatter hat der Hund nie den realen Erfolg. Man bricht die Arbeit jedes Mal ohne Beute ab.
Häufige Fehler
Wer die Möglichkeit hat, kann auch erlegtes Wild ähnlich einer Schleppe noch 50- 100 Meter vom Anschuss weg ziehen und das Stück mit dem Hund am Riemen arbeiten. Bitte verwechseln sie aber nicht diese Übung mit Nachsuchenarbeit. Mit stolz geschwellter Brust berichtet mancher Hundeführer von den ersten erfolgreichen Nachsuchen, wenn der kleine Zögling das erlegte Stück nach 50 Metern gefunden hat. Was ich meine ist: Freuen sie sich über ihren Hund, aber bitte überschätzen Sie nicht die Intensität der Arbeit. Das ist nahezu eine Geruchsautobahn auf der sich der Hund bewegt.
Noch ein Tipp zum Verhalten am erlegten Wild bei Bewegungsjagden. Ich empfinde es als eine Unart, wenn nach der Jagd Hunde an die Strecke, also unsere gewonnenen Lebensmittel, führen und zum Packen und Zerren animieren. Ermuntert rüden sie die jungen Hunde an. Ich bin kein Experte, aber was soll der Schüler dabei lernen? Anschneiden? Der umgekehrte Weg ist richtig. Lassen Sie ihren Hund das Wild bewinden. Macht er Versuche sich daran gütlich zu tun, dann unterbinden Sie dies sehr dominant. Spätestens bei einer Prüfung wird das Verhalten am Stück überprüft. Da wollen die Richter keinen Anschneider sehen und die meisten Jäger möchten ihr Wild auch ohne Bakterien aus einem Hundefang zubereiten. Und keine Sorge, im Jagdbetrieb wird ein Hund ein noch lebendes angeflicktes Stück trotzdem halten.
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