Seit Dezember letzten Jahres beschäftigen wir uns mit alternativen Ansitzeinrichtungen für deutsche Reviere. Angefangen haben wir mit den Ansitzleiter und dem Treesaddle/ Treestand. Nun möchten wir gerne den Klettersitz vorstellen. Im folgenden Artikel beschreiben wir unsere Erfahrungen mit diesem Gerät und Gasti hat am Ende des Artikels auch noch ein kleines Video dazu gepackt.
In deutschen Revieren sind meist die mobilen Ansitzleitern bekannt. Eine Ansitzleiter besteht aus einem Sitz mit Gewehrauflage und einer fest angebrachten Leiter. Diese Ansitzleitern sind gut geeignet, um nach einer Reviererkundung an einer lohnenden Stelle aufgebaut zu werden. Gut an den Ansitzleitern ist, dass diese allein oder zu zweit verbracht und aufgestellt werden können. Meistens haben die Ansitzleitern, eine durch die Bauart bedingte, feste Höhe. Hierdurch muss man sich schon beim Kauf darüber bewusstwerden, an welchen Stellen man die Ansitzleiter aufbauen will, am besten hat man schon Bäume vorerkundet, die sich für das Anbringen der Ansitzleitern anbieten. Martin hat in seinem Revier in Thüringen, mehrere Ansitzleitern nach vorheriger Erkundung angebracht, von denen wir auch erfolgreich jagen. Stellt man im Jahresverlauf fest, dass die Ansitzleitern verlegt werden sollen, so ist dies in wenigen Stunden gemacht. Ein Nachteil der Ansitzleitern ist, dass man meist sehr offen sitzt, sprich der Witterung ausgeliefert ist und evtl. Tarnung für den Jäger angebracht werden muss.
Welche Alternative zur Ansitzleiter gibt es?
Eine weitere Variante der leicht zu transportierenden Reviereinrichtung ist der Klettersitz. Im Grunde genommen kann man den Klettersitz mit einer Ansitzleiter vergleichen. Der Klettersitz besteht aus einem Sitz mit Gewehrauflage und einer Plattform für die Füße, die zum Klettern benutzt werden. Beim Kletterbaumsitz fehlt gegenüber der Ansitzleiter, die Leiter selbst. Das Prinzip ist einfach, der Kletterbaumsitz besteht aus einem Oberteil, welches man benutzt, um sich beim Klettern nach oben abzustützen. Die Plattform des Sitzes wir mit den Füßen nachgezogen und dient als Stütze, um das Oberteil weiter nach oben zu heben. Dieser Vorgang wird so häufig wiederholt, bis man die gewünschte Sitzhöhe erreicht hat. Auch diese Ansitzeinrichtung kann leicht zu zweit transportiert werden und ist sehr schnell aufgebaut.
Was braucht man für den Einsatz des Klettersitz im Revier?
Der Einsatz eines Klettersitzes ist auf den ersten Blick etwas Materialintensiver als die Jagd vom Ansitz, da man den Ansitz immer mitführen muss. So benötigt man für die Jagd mit den Klettersitz mindestens die Waffe, eine Sicherung sowie eine Säge oder Heppe zum Entfernen von Ästen. Neben diesem bereits genannten Material kann man noch über eine Stirnlampe nachdenken, falls man in der Dämmerung arbeiten muss.
Das oben genannten Material ist der Ausstattungssatz für das Klettern und Jagen mit dem Klettersitz. Was Sie zusätzlich mitführen wollen, hängt von Ihren Jagdgewohnheiten ab. Wenn Sie eine Wildkammer zur Verfügung haben benötigen Sie keinen Wildgalgen etc. Auch die Frage, wo Sie Zusatzmaterial lagern (Auto, Rucksack etc.) müssen Sie für sich definieren.
Was benötigt man für eine Klettersicherung?
Zur Eigensicherung beim Klettern kann man folgendes verwenden:
- Kletterseil/ Arbeitsseil
- Bandschlinge
- Karabiner
- Reepschnur
- Sitzgeschirr/ Brust-Sitzgeschirr
In das Arbeitsseil knotet man einen 8-Knoten und legt es um den Baum. Danach bindet man einen Karabiner mit einer Prusikschlinge in das Seil und verbindet den Karabiner mit dem Sitzgeschirr. Statt des Arbeitsseils kann man auch eine Bandschlingen verwenden. Wir verwenden für die Eigensicherung HMS Karabiner; hier kann der Karabiner gegen unbeabsichtigtes Öffnen gesichert werden.
Beim Treesaddle Hunting haben wir ein Sitzgeschirr verwendet, da es deutlich komfortabler ist im Baum hängend zu jagen als auf dem Treestand zu stehen. Beim Klettersitz ist es etwas anders. Für das Klettern mit dem Klettersitz verwenden wir ein Brust-Sitzgeschirr bei dem wir das Sicherungsseil am Rücken einbinden können (hier klicken). Durch diese Form der Sicherung schränke man sich in der Bewegungsfreiheit nicht ein und kann sich 360° drehen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Eigensicherung ist die Verbindung des Oberteils vom Klettersitz zum Unterteil. Hierfür verwenden wir Gurte, die mit Schnellverbindungen miteinander verbunden werden und in der Länge variiert werden können. Sollte einem das Unterteil abhauen, fangen die Sicherungsleinen dieses auf und man hat noch die Möglichkeit sich selbst und die gesamte Situation zu retten. Sollten sich das Unterteil komplett verabschieden, kann man nur noch den Jagdkameraden anrufen du hoffen, dass dieser eine Leiter hat.
Wie gehen wir mit dem Klettersitz jagen?
Grundsätzlich ist es sinnvoll bereits vor dem geplanten Ansitz einen Baum im Revier erkundet zu haben. Idealerweise ist der Weg zu diesem Baum bereits gefegt und der Baum wurde so markiert, dass man diesen auch in Dunkelheit findet. Eine andere Variante ist der Reviergang ohne zuvor einen Baum erkundet zu haben; hierfür muss man deutlich mehr Vorlauf einplanen, da man zunächst einen Baum erkunden, diesen evtl. von Ästen befreien und erklimmen muss.
Besonders gut bieten sich Bäume mit sehr grober Rinde an, die wenige bis keine Äste haben. Totholz sollte man meiden auch zu dünne Bäume (unter 20cm Durchmesser) sind nicht geeignet.
Hat man einen Baum gefunden, bringt man den Klettersitz und kann mit diesem den Baum beklettern. Gasti zeigt in seinem Video am Ende des Artikels, wie es geht. Das A und O beim Klettern mit einem Klettersitz ist die Eigensicherung. Wie man sich im Baum sichert, zeigt Gasti ebenfalls in seinem Video.
Neben der Variante des Ansitzes mit dem Klettersitz, kann man den Klettersitz auch für die Drückjagd benutzen. Für das Drückjagd-SetUp bietet es sich an, den Abstand zwischen Fußteil und Oberteil des Klettersitzes etwas zu vergrößern, so dass man bequem stehen kann und eine Gewehrablage hat. Bei unserem Klettersitz konnte man den Sitz hochklappen und wir waren somit sehr flexibel. Der stehende Anschlag auf dem Klettersitz hat den Vorteil, dass man 360° wirken kann, zusätzlich hat man die Möglichkeit am Baum anzustreichen (bei der sitzenden Varianten kann man lediglich 180° wirken).
Fazit
Aus unserer Sicht ist das Jagen mit dem Klettersitz eine echte Alternative für deutsche Reviere, da jeder Jäger mit dieser Ansitzeinrichtung jagen gehen kann. Der Treestand erfordert sehr viel Klettergeschick und viel Ausbildung, das ist beim Klettersitz nicht der Fall.
Weiterhin hat der Klettersitz den Vorteil, dass man sehr hoch in die Baumkronen kommt und in einem steilen Winkel nach unten schießen kann (Gasti hat hierzu bereits einen Artikel geschrieben und auf unserem YouTube Kanal ein Video veröffentlicht). Zudem bin ich sehr flexibel bei der Wahl des Ortes für meinen Ansitz und man kann im Jahresverlauf auf Veränderungen in der Vegetation reagieren.
Ein Nachteil dieses Ansitzes ist, dass man in der Auswahl der Bäume auf astfreie Bäume für das Klettern angewiesen ist, zudem sollte es ein Baum mit grober Rinde sein, um genügend Halt zu bieten. Auch beim Klettersitz besteht eine erhöhte Verletzungsgefahr gegenüber den herkömmlichen Ansitzeinrichtungen. Was für viele Jäger jedoch das größte Argument gegen den Klettersitz ist, ist der fehlende Schutz vor der Witterung.
Zusammenfasst kann man aber sagen, dass Klettersitz für unsere Art zu jagen sehr geeignet ist und wir werden auch in Zukunft diese Ansitzvariante nutzen. Aus diesem Grund hat sich Gasti auch entschieden den Klettersitz ins Programm der Akademie für Jäger und Sportschützen aufzunehmen. Solltet Ihr Interesse an einer Ausbildung haben, könnt Ihr Euch einfach bei Ihm melden: www.moderne-schiesslehre.de Das Konkurrenzprodukt aus den USA wäre der Summit Treestand Viper SD
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