(VG) Die Jagd auf Schwarzkittel stellt die Geduld vieler Jäger auf die Probe. Vielerorts nur in der Nacht aktiv, lassen sich die Sauen nur mittels Drückjagden oder Nachtansitzen effektiv bejagen. Als Jungjäger habe ich bis jetzt einige Erfahrungen mit der Jagd auf Schwarzwild sammeln können, jedoch ausschließlich bei Gesellschafts- und Erntejagden. In Folge der ganzen ASP Diskussion wollte ich meinen Beitrag zur Schwarzwildbejagung ausweiten und meine Jagdaktivitäten auch auf die Nacht erweitern.
Die waidgerechte Bejagung des Zuwachses vor der Muttersau über die letzten Jahrzehnte hat bei dem schlauen Schwarzwild deutliche Konsequenzen zur Folge. Die Leitbachen wissen ganz genau wann die Gefahr am größten ist und treten dementsprechend vielerorts nur noch im Schutz der Nacht auf die Fläche.
Die richtige Ausrüstung ist entscheidend!
Möchten wir diese in der Nacht bejagen sind wir als Menschen daher auf technische Hilfe in Form von nachttauglichen Optiken angewiesen. Daher war für mich, der ich meine Ausrüstung auf die Jagd am Tage ausgerichtet habe, zuerst die Frage zu klären mit welchem Glas ich die Jagd in der Nacht antreten möchte.
Ein Studium der einschlägigen Fachliteratur fördert schnell das Ergebnis zu Tage, dass Lichtstärke das A und O in der Nacht ist. Das wenige Licht des Mondscheins muss möglichst effektiv gesammelt und gebündelt werden, dass es ausreichend Helligkeit bietet um uns Jägern auch in der Nacht ein sicheres Ansprechen und Zielen zu ermöglichen.
Bayern kann wohl auch Nachtoptik?
Eine Internet Recherche und einige Diskussionen mit ausrüstungserfahrenen Jagdkameraden bei uns auf dem Blog weiter, war der Entschluss klar, wenn ein Jungjäger auf Preis-Leistung einerseits und maximale Performance in der Nacht andererseits achten muss. Dann kommt er erstens an einem 56er Glas und zweitens an Steiner nur schwer vorbei. Die obere Mittelklasse wird nicht nur auf dem Automarkt durch die Bajuwaren in Form von 5er BMWs und AUDI A6 dominiert, auch im Bereich der Optiken im Segment der oberen Mittelklasse liegen die Bayern weit vorne. Daher fiel meine Wahl auf das Bayreuther Zielfernrohr Nighthunter 3-15×56 in Kombination mit dem Nighthunter 8×56 Nachglas. Steiner gibt an mit 93 Prozent Lichttransmission vom Objektiv zu Okular beim ZF und 96 Prozent beim Glas absolute Weltspitze zu sein. Mich machen solche Angaben natürlich neugierig, aber ich bin praktizierender Jäger und kein theoretischer Ingenieur. Mich müssen die Produkte nicht im Labor sondern im Revier überzeugen, daher war ich sehr gespannt ob ich sich die 93 bzw. 96 Prozent auch im Revier bewähren. Also habe ich das Nighthunter auf meine Tikka montiert und eingeschossen, mich warm eingepackt und ins Revier begeben.
Der erste Eindruck
Beide Gläser sind hochwertig gearbeitet und liefern einen sehr guten ersten Eindruck. Die Wiederholung der Herstellerangaben aus der Packungsbeilage möchte ich euch ersparen, wen diese interessieren, der kann diese unter anderem hier auf der Homepage von Steiner nachlesen.
Das Nighthunter 8×56 ist auf den ersten Blick anders als andere Gläser. Steiner setzt nicht auf die Dachkanten-Bauweise, sondern auf die Poro-Bauweise.
Diese Bauweise hat den Nachteil, dass das Glas insgesamt etwas sperriger und voluminöser ist als es die Konkurrenzprodukte sind. Es bietet jedoch den Vorteil, dass man nicht auf die jeweilige Entfernung fokussieren muss, das Bild bleibt von vorne bis hinten in allen Bereichen scharf.
Das Nighthunter 3-15×56 ist ein klassisches Zielfernrohr, die 5-Fach Vergrößerung lässt sich im gesamten Bereich mühelos verstellen. Es verfügt am linken Turm über einen Parallaxeausgleich, wichtig fürs zielgenaue Schießen in den oberen Vergrößerungsbereichen, und eine elfstufige Absehensbeleuchtung für den Tag- bzw. Nachteinsatz. Diese funktioniert einwandfrei und überblendet das Bild nicht, es ist also kein Rotstich in der Nacht wahrnehmbar, der bei dem einen oder anderen günstigen Mitbewerber das Bild in der Nacht wahrnehmbar stört. Das Bild ist sowohl beim Glas als auch beim ZF kontrastreich und bis an den Rand scharf. Die Lichtstärke beeindruckt ungemein.
Das Auge braucht Licht
Ich reagiere immer allergisch auf Begründungen, dass tausend Euro mehr fürs Glas sich lohnen würden, weil man dann fünf bis zehn Minuten länger oder früher sitzen bleiben könnte, mich überzeugt das nicht. Anders wird die Sache bei der Nachtjagd, hier reden wir nicht mehr über Sekunden oder Minuten, hier reden wir davon ob man ausreichend Licht hat um zu jagen oder nicht. Hier geht es also um ganze Ansitze die „ins Wasser fallen“ könnten, weil das eigene Glas nicht genug Leistung bringt. Wer sich in die Thematik der Bejagung bei Nacht einliest, merkt sehr schnell, die geeigneten Nächte im Jahr sind gezählt. Davon zieht man noch die ab, an denen das Wetter (Wolken) nicht mitspielt oder das Privatleben keine Jagd zulässt, dann bleiben nicht mehr viele Nächte übrig an denen die Schwarzkittel erfolgreich bejagt werden können. Da ist man für jede zusätzliche Nacht dankbar die einem durch leistungsfähige Gläser geschenkt wird. Wenn man also nicht wahllos auf schwarze Schatten schießen möchte, was sich schon aus Gründen der Waidgerechtigkeit verbietet, dann ist man als Mensch auf technische Hilfe angewiesen. Solange Nachtzieloptiken bei der Jagd nicht gestattet sind, bleiben lichtstarke Zielfernrohre die einzige Alternative.
Die Praxis im Revier
Zielfernrohr montiert und eingeschossen geht es auf ins Revier. Da Erfahrungen und Berichte aus der Praxis das sind was man eigentlich lesen möchte, würde ich euch anhand meiner Jagdlichen Aktivität mit diesen Produkten gerne davon berichten:
Zum Fernglas Steiner Nighthunter 8×56:
Oft war ich mit diesem Glas draußen pirschen um einige Damhirsche im Revier bestätigen zu können. Für lange Pirschgänge ist dieses Glas keines falls ungeeignet, da es für seine Größe recht leicht ist und man nicht diesen „Stein“ um den Hals hat, was oftmals störend ist. Gestochen scharf und wirklich kontrastreich kann man das Wild auch in tiefer Dämmerung ausmachen. Allerdings ist für jedes Glas irgendwann mal Schluss, wo kein sichtbares Licht vorhanden ist, kann auch der Nighthunter nicht weiterhelfen.
Der Autofokus hat es mir ermöglicht das Wild beim Ansitz ohne jegliche Verstellung auf allen möglichen Distanzen gleich scharf zu betrachten, was eine wirkliche Erleichterung ist, gerade wenn es doch mal schnell gehen muss und man in der Jungjäger typischen Hektik wiedermal in die falsche Richtung gedreht hat.
Doch der große Reiz war es die Gläser in der Nacht und bei Mond zu testen. Da aber jegliche Versuche in meinem Revier Schwarzwild vor die Gläser zu bekommen scheiterten, wich ich zu einem Jagdfreund aus.
Seine Kirrung lief, er gestattete es mir dort die Leistung der Gläser zu testen. Es war eine Kirrung im Wald kurz vor der Feldkante wo das Schwarzwild oftmals verharrt und sichert bevor es auf das Feld zieht. Angelegt war die Kirrung auf einer kleinen freien Fläche wo genug Licht hinkommen sollte und der Untergrund mit hellem trockenen Gras die Konturen besser abzeichnen ließ.
Es dauerte nicht lange und das Schwarzwild wechselte an. Als die Sauen auf der Kirrung standen bot sich mir die Gelegenheit einige Fotos durch Glas und das Zielfernrohr zu schießen. Die Handykamera kann es leider nicht 100 prozentig einfangen, aber über die Lichtleistung und Schärfe des Fernglases bin ich vollkommen überzeugt.
Das Steiner Nighthunter 3-15×56:
Auch das Zielfernrohr überzeugte mich. Glas klares Bild, wirklich guter Kontrast und einen fein einstellbarer Rotpunkt, welcher gut auf die verschiedenen Helligkeitsverhältnisse bei Tag und Nacht abgestimmt werden kann, ohne dass der Rotpunk zu dominant wird und das Bild überstrahlt. Das Zielfernrohr ist für die Nachtjagd bestens geeignet.
Ebenso überzeugt es auch in der Dämmerung. Oftmals kommen Rot-, Dam-, Muffel- oder Rehwild erst in der späten Dämmerung wo es nun wirklich an am Equipment liegt ob das Stück noch sicher anzusprechen und im Falle des Falles zielsicher zu bejagen ist. Einen solchen Fall hatte ich vergangene Woche auf ein Stück Rehwild.
Immer wieder Glaste ich die Schilfkante ab, bis dann tatsächlich ein Stück Rehwild austrat. Es war bereits 17:15 Uhr durch. Als es breit stand konnte ich die Schürze entdecken. Plötzlich trat ein zweites Stück heraus, während ich gerade meine Tikka hoch nahm. Da ich nun nicht mehr wusste welches Stück welches ist, musste ich wieder warten bis eines der Stücke seine Schürze zeigte.
Eines war ein Bock der schon anfing zu schieben, was ich dann durch das Zielfernrohr erkennen konnte. Auch auf 15 facher Vergrößerung ist das Nighthunter Extrem noch sehr lichtstark. Als das andere Stück breit stand erkannt ich, dass es weiblich ist und ließ das Schmalreh im Feuer auf gemessene 106m im Knall zusammenbrechen.
Diese Vergrößerung half mir auch schon dabei Damhirsche auf über 600m ausreichend ansprechen und beobachte zu können. Auch wenn ich nicht auf solch weite Distanzen schieße, ist es mir doch eine Freude das Wild bei seinem Treiben zu beobachten.
Bei Distanzen bis 400 m lassen sich Damhirsche mit diesem Glas wirklich gut ansprechen.
Auch auf der Drückjagd hatte ich dieses Zielfernrohr ebenfalls ausprobiert. Es ist mit seiner 3-15 fachen Vergrößerung ein typischer Allrounder, hat aber wie zu erwarten Schwächen bei typischen Drückjagdsituationen wo schnelle Schüsse auf kurze Distanzen abgegeben werden müssen. Dafür ist das Glas ja auch nicht gedacht, sein Einsatzzweck ist der Ansitz in der Dämmerung und in der Nacht und hier bin ich mit meinen Gläsern voll und ganz zufrieden, mir und meinen Jagdfreunden bereiteten sie die letzten Monate sehr große Freude.
Hinterlasse einen Kommentar