Tradition trifft Transformation: Was das Produktionsende für Jäger bedeutet

Die Nachricht schlug ein wie ein Paukenschlag in der Jagdszene: Nach über 175 Jahren beendet ZEISS zum Jahresende 2026 die Fertigung seiner analogen Jagdoptik in Deutschland. Die traditionsreiche Produktion von Ferngläsern, Zielfernrohren und Spektiven am Standort Wetzlar wird eingestellt. Damit endet ein Kapitel deutscher Industriegeschichte – und es beginnt eine Neuausrichtung.

Hintergründe: Wirtschaftlicher Druck und technologische Umbrüche

Die Entscheidung zur Verlagerung der Fertigung basiert auf mehreren Faktoren. ZEISS nennt den zunehmenden Preis- und Wettbewerbsdruck, das schwache Konsumklima, den Strukturwandel hin zu digitalen Produkten sowie den hohen Produktionskostenstandort Deutschland als Gründe. Sebastian Kneißle, Head of Sales Central Europe für Zeiss Jagd & Natur, erklärt im Interview:

„Wir müssen uns […] wettbewerbsfähig aufstellen – und dazu zählt, dass wir unsere Lieferkette in Teilen anpassen. Die Montage in Wetzlar werden wir aus wirtschaftlichen Gründen und wegen der steigenden strukturellen Kostennachteile Ende 2026 auslaufen lassen.“

Von der Entscheidung betroffen sind rund 70 Mitarbeiter. Diese sollen in den kommenden Monaten im Rahmen eines sozialverträglichen Prozesses begleitet werden. Die Bereiche Kundenservice, Qualitätsmanagement und Logistik bleiben jedoch am Standort Wetzlar bestehen.

Verlagerung ohne Qualitätsverlust? Das bleibt das Versprechen

Künftig wird die Fertigung der Jagdoptiken im Ausland – insbesondere in Osteuropa und Fernost – erfolgen. Doch was bedeutet das für das Qualitätsversprechen des blauen ZEISS-Logos? Kneißle betont:

„Das blaue Logo steht auch in Zukunft unverändert für höchste Qualität. Wo ZEISS draufsteht, ist ZEISS drin.“
„Forschung und Entwicklung, Design, Qualitätsmanagement, Entwicklung digitaler Services und weitere zentrale Funktionen sind in Oberkochen und Köln beheimatet – und damit wie eh und je Made in Germany.“

Die zentrale Aussage: Auch wenn nicht mehr alles in Deutschland gefertigt wird, bleibt die Qualität und Entwicklung weiterhin stark in Deutschland verankert.

Service bleibt – Kunden sollen sich weiterhin verlassen können

Ein häufig geäußerter Kritikpunkt aus der Jägerschaft betrifft die Zukunft von Garantie, Reparatur und Service. Kneißle stellt klar:

„Für Kunden und Anwender gelten die Garantieleistungen, die Serviceangebote für Wartung und Reparatur sowie Kundenservice unverändert.“
„Unser ZEISS-Service-Team bleibt in Wetzlar wie gehabt bestehen und wird diese Leistungen auch in Zukunft mit einem Höchstmaß an Kompetenz und Leidenschaft erbringen.“

Digitalisierung treibt den Wandel – aber auch analoge Optik hat Zukunft

In Zeiten von Wärmebildkameras, Apps und KI-basierten Tools fragen sich viele Jäger, ob klassische Zielfernrohre bald der Vergangenheit angehören. Kneißle sieht beides:

„Bei ZEISS gehen wir davon aus, dass es künftig sowohl für analoge wie digitale Produkte einen Markt geben wird.“
„Auch kommende Generationen an Jägerinnen und Jägern werden ein hochwertiges Fernglas, ein Präzisionszielfernrohr und vielleicht ein Spektiv in ihrer Ausrüstung haben.“

Trotz des klaren Trends zur Digitalisierung will ZEISS also auch analoge Produkte weiterhin im Portfolio behalten.

Wildkameras und Innovation: Ein stark wachsender Bereich

Die bei Jägern beliebten ZEISS-Secacam-Wildkameras sind nicht von der Produktionsverlagerung betroffen. Diese werden unabhängig vom Wetzlarer Standort produziert. Kneißle betont:

„Für alle, die ZEISS-Secacam-Wildkameras nutzen, ändert sich nichts.“
„Unsere Ideen-Liste ist lang – und wir werden sowohl bei der Hardware als auch bei der App und digitalen Angeboten kontinuierlich Innovationen sehen.“

Die digitalen Produkte rund um Wildkameras, Datenpakete und Apps sollen also sogar noch weiter ausgebaut werden.

Vertriebswege und Handel bleiben stabil

Entwarnung auch für den Fachhandel: Die Vertriebsstruktur soll sich nicht ändern. ZEISS setzt weiterhin auf Fachhändler als primären Kanal – ergänzt durch Online-Angebote.

„Unsere Fachhandelspartner sind und bleiben für uns der zentrale Vertriebsweg.“
„Wir haben in Deutschland erst jüngst in den Ausbau unseres Vertriebsteams investiert – ein deutliches Signal in diesen Zeiten.“

Fazit: Ein mutiger Schritt mit langfristiger Strategie

Die Produktionsverlagerung von ZEISS markiert einen Wendepunkt. Für viele Jäger ist das Ende der Fertigung in Deutschland ein emotionaler Einschnitt – verbunden mit Unsicherheit und Kritik. Doch ZEISS stellt klar: Es geht nicht um ein Abschied, sondern um ein Neuausrichten. Die Leidenschaft für Jagd und Naturbeobachtung bleibt. Qualität und Service ebenfalls. Und mit einer klaren Strategie in Richtung Digitalisierung will ZEISS auch in Zukunft ein verlässlicher Partner für Jägerinnen und Jäger bleiben – egal ob analog oder digital unterwegs.

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