Der Frühling markiert für das Rehwild eine Phase des Wandels. Mit dem Ende des Winters und dem Erwachen der Vegetation beginnt für den Rehbock eine Zeit intensiver Umstellungen in seinem Verhalten und biologischen Rhythmus. Während der Winter von Energiesparmodus, reduzierter Bewegung und sozialem Zusammenhalt in Sprünge geprägt ist, setzt sich im Frühjahr ein Territorialverhalten durch. Im Mai befinden sich die Böcke in einer entscheidenden Phase, in der sie ihr Revier abstecken und verteidigen.

Revierbildung und Sozialstruktur

Zu dem Thema der Rehwildbejagung gibt es zwei sehr gute Bücher, die weitestgehend deckungsgleiche Empfehlungen geben, die wir hier gerne darstellen möchten. Dr. Konstatin Börner hat kürzlich beim KOSMOS-Verlag das Buch „Auf Rehe jagen“ veröffentlicht und bereits vor einiger Zeit hat Gert von Harling ebenfalls beim KOSMOS-Verlag das Buch „Auf Rehe und Sauen“ veröffentlicht. Beide Bücher sind gut geeignet eine Strategie zur Rehwildbejagung zu entwickeln. Doch die wichtigsten Erkenntnisse aus eigener Erfahrung und den Erfahrungen der beiden Autoren werden wir nun etwas genauer darstellen.

Bereits im März und April beginnen die Böcke mit dem Reviermarkieren. Dieses Verhalten nimmt im Mai deutlich zu. Der Bock etabliert seine Grenzen durch Fegen an markanten Stellen sowie durch gezielte Plätze, an denen er seinen Duft hinterlässt. Das Revier wird gegen gleichstarke oder schwächere Rivalen vehement verteidigt. Junge, noch nicht etablierte Böcke oder schwächere Tiere werden oft aus den besten Einständen verdrängt und ziehen rastlos umher.

Der etablierte Bock hingegen bewegt sich regelmäßig auf bekannten Wechseln innerhalb seines Territoriums. Dabei folgt er einem täglichen Rhythmus, der stark von den Lichtverhältnissen und Umweltfaktoren abhängt.

Aktivätsmuster und Äsungsverhalten

Mit steigenden Temperaturen und dem besseren Nahrungsangebot verändert sich auch das Äsungsverhalten des Bocks. Während im Winter energiehaltige Nahrung wie Knospen und Rinde bevorzugt wird, stehen im Mai frische Gräser, junge Triebe und Blätter auf dem Speiseplan. Die reichhaltige Nahrung führt zu einer gesteigerten Aktivität.

Morgens und abends sind die besten Zeiten, um den Bock auf der Äsung zu beobachten. In den warmen Mittagsstunden hingegen sucht er kühlende Deckung im Wald. Besonders an warmen Maitagen ist es ratsam, sich auf die späte Dämmerung zu konzentrieren, da die Böcke dann bevorzugt aktiv werden.

Ein weiteres auffälliges Verhalten im Mai ist das Markieren durch „Platztreten“, eine typische Geste, bei der der Bock mit den Vorderläufen den Boden bearbeitet und Duftdrüsensekrete absetzt. Dieses Verhalten nimmt zu, sobald sich erste Konkurrenten nähern.

Körperliche Veränderungen und Vorbereitung auf die Brunft

Im Mai verfärbt sich der Rehbock von seinem grauen Winterfell hin zur rötlichen Sommerdecke. Dieser Wechsel ist von Bock zu Bock unterschiedlich und geschieht schrittweise. Zudem verfegen spätestens jetzt auch die späten Böcke ihre Geweihe. Die Hormone steigen an, und der Bock wird zunehmend aufmerksamer und reizbarer.

Im Hinblick auf die spätere Blattzeit im Juli bereitet sich der Rehbock schon jetzt instinktiv auf die Paarungszeit vor. Während er im Mai noch vorsichtiger agiert, nimmt seine Scheu in den kommenden Wochen schrittweise ab. Dennoch ist das Verhalten im Mai oft schwer vorhersehbar: Einerseits ist der Bock territorial und äsungsaktiv, andererseits bleibt er oft versteckt und meidet riskante offene Flächen. Dieses Verhalten tritt im Jahresverlauf in Intervallen auf und führt zu der Bejagungstheorie der Intervalljagd.

Was ist die Intervalljagd?

Die Intervalljagd ist eine jagdliche Strategie, die darauf abzielt, durch bewusste Jagdpausen und gezielte Bejagungsperioden den Jagderfolg zu optimieren und gleichzeitig den Druck auf das Wild zu minimieren. Diese Methode ist besonders bei der Bockjagd im Mai effektiv, da sie die natürlichen Verhaltensmuster des Wildes respektiert und gezielt nutzt.

Grundprinzipien der Intervalljagd

Das Hauptziel der Intervalljagd ist es, Wild nicht durch zu viele Jagdeintritte aus einem Gebiet zu vertreiben. Statt täglich oder gar mehrfach pro Woche den gleichen Ansitzplatz zu nutzen, setzt man bewusst auf eine Jagdstrategie mit Pausen. Die Intervalljagd basiert auf folgenden Prinzipien:

  1. Geplante Ruhephasen: Nach einem oder zwei erfolglosen Ansitzen folgt eine bewusste Pause von mehreren Tagen bis einer Woche, um dem Wild Zeit zur Erholung zu geben.
  2. Wildkameras als Kontrollinstrument: Durch gezielte Kameraeinsätze kann der Jäger die Präsenz des Wildes beobachten, ohne selbst ständig vor Ort sein zu müssen.
  3. Variation der Ansitzorte: Wechselnde Ansitzpositionen verhindern, dass sich die Böcke an die Gefahr gewöhnen und in ihrem Verhalten reagieren. Aus diesem Grund haben wir in den letzten Jahren viel mit Alternativen und mobilen Ansitzeinrichtungen experimentiert.
  4. Optimale Zeitpunkte nutzen: Statt auf „gut Glück“ zu jagen, konzentriert man sich auf Wildaktivitätsmuster und bejagt gezielt die besten Uhrzeiten. Die besten Zeitpunkte können zum einen über die Aktivitäten auf den Wildkameras ermittelt werden und zum anderen kann man sich an die Grundregel halten, dass im Mai am frühen Morgen oder in Dämmerung hinein die meiste Aktivität zu erwarten ist.
Wildkamera - Bock im März 25 im Bast

Anwendung auf die Bockjagd

Gerade die Jagd auf alte, erfahrene Böcke profitiert enorm von der Intervalljagd.

  • Reduzierter Jagddruck: Erfahrene Böcke meiden Ansitze, die zu oft bejagt wurden. Durch Intervalljagd bleibt das Wild im gewohnten Rhythmus und bietet bessere Chancen zur Erlegung.
  • Gezielte Bejagung zur Hauptaktivität: Dank Wildkameras oder systematischer Pirsch kann man die Hauptaktivitätszeiten eines Bocks ausloten und genau dann auf ihn ansetzen.
  • Geringere Beunruhigung des Bestandes: Besonders in Revieren mit hohem Freizeitdruck oder starkem Jagddruck ist die Methode effizient, um das Wild nicht dauerhaft zu vergrämen.

Welcher Bock soll entnommen werden?

Bei dieser Frage scheiden sich oft die Geister und je kleiner das Revier ist desto weniger kann man eine pauschale Aussage treffen, da möglicherweise das Rehwildvorkommen zu gering ist. Glaubt man Dr. Börner gelten jedoch folgende Grundregeln bei der Abschussplanung von Rehwild:

  • Ein ideales Geschlechterverhältnis beträgt 1:1,
  • Eine Drittelung der Altersgruppen ist anzustreben (Schmalrehe/ Jährlinge, zwei/ dreijährige Stücke, das letzte drittel älter als vier Jahre)
  • Zu viel Schonung führt zu Abwanderung. Schwache mittelalte und reife Böcke sollten entnommen werden, sobald sich eine Gelegenheit bietet. Die Schonung von Platzböcken hat nachweislich keinen Einfluss auf den genetischen Zustand der Population.
  • Jagd bedeutet Störung. Aus diesem Grund sollte man bereits zu Beginn des Jahres versuchen viel Strecke zu machen, um schnell Ruhephasen in das Revier einkehren zu lassen.

Fazit

Die Kombination aus einem guten Verständnis der biologischen Abläufe des Rehbocks im Mai und der gezielten Nutzung der Intervalljagd kann die Erfolgschancen auf den Maibock erheblich steigern. Wer die Strategie konsequent umsetzt, reduziert nicht nur den Jagddruck, sondern sichert sich auch nachhaltig eine bessere Wildbeobachtung und -bejagung. In den folgenden Artikeln werden etwas detaillierter auf die Bejagung des Rehwildes im Frühjahr und die Bejagungstechniken eingehen.

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