Die Sommermonate, insbesondere der Juli, markieren den Höhepunkt der Rehbockjagd in Deutschland. Mit Beginn der Blattzeit steigt die Aktivität der Rehböcke deutlich an. Sie verlassen ihre Einstandbereiche, suchen intensiv nach weiblichem Wild und reagieren empfindlich auf Locklaute. Dies macht den Juli zu einem idealen Monat, um selektiv auf Rehböcke zu jagen. Doch welche Böcke sind jetzt überhaupt gefragt? Und wie erkennt man, ob ein Bock zur Strecke kommen sollte oder besser noch geschont wird? In diesem Beitrag widmen wir uns der Altersbestimmung, dem Erkennen starker Stücke und einer waidgerechten Selektionsstrategie.

Warum ist der Juli so wichtig für die Bockjagd?

Im Juli beginnt die sogenannte „Blattzeit“, die Paarungszeit des Rehwildes. Die Rehböcke werden zunehmend unvorsichtiger, reagieren auf Fieplaute und zeigen sich häufiger in der Fläche. Für Jäger bietet sich dadurch die einmalige Gelegenheit, reife Böcke gezielt anzusprechen und zu bejagen. Gleichzeitig ist es die Zeit, in der sich jagdethisches Handeln besonders bewähren muss: Nicht jeder sichtbare Bock sollte automatisch bejagt werden. Eine gute Vorbereitung und ein geschultes Auge sind jetzt wichtiger denn je.

Altersbestimmung: Auf das Feingefühl kommt es an

Die Altersansprache ist eines der wichtigsten Kriterien für die Entscheidung, ob ein Rehbock erlegt werden sollte. Junge Böcke, etwa einjährige, erkennt man oft an ihren schlanken Körpern, langen Läufen, schmalem Haupt und kurzstangen Geweihen. Ihr Verhalten ist meist neugierig und verspielt. Reifere Böcke hingegen wirken kompakter, haben eine kürzere Vorderpartie, einen kräftigen Träger und ein breiteres Haupt. Auch das Verhalten – etwa dominantes Markieren oder aggressives Vertreiben von Nebenbuhlern – gibt Aufschluss über das Alter.

Die Altersansprache erfordert Übung und Erfahrung. Wer sich unsicher ist, sollte lieber zurückhalten. Falsch angesprochene Stücke können zu einem Ungleichgewicht in der Altersstruktur führen und den Aufbau eines gesunden Bestands stören. Viele Revierinhaber setzen daher auf detaillierte Beobachtung und führen Sichtungsprotokolle oder Wildkameras zur besseren Einschätzung der Wildstruktur.

Kapitale Böcke erkennen: Mehr als nur das Geweih

Ein kapitaler Bock ist nicht nur an seinem imposanten Geweih zu erkennen. Zwar sind starke, gleichmäßige Stangen mit ausgeprägter Perlung und breiter Rose auffällige Merkmale, doch auch Körperbau, Verhalten und die Reaktion auf Locklaute spielen eine Rolle. Ein reifer Bock tritt mit Selbstbewusstsein auf, zeigt ein territorial geprägtes Verhalten und meidet oft offene Flächen außerhalb der Blattzeit. Solche Tiere zu erlegen ist Ziel vieler erfahrener Jäger – nicht nur wegen der Trophäe, sondern weil ihre Entnahme in eine geplante Wildbewirtschaftung passt.

Wichtig: Nicht jeder Bock mit großem Geweih ist automatisch ein starker oder alter Bock. Es gibt auch genetisch veranlagte, junge Tiere mit außergewöhnlichen Trophäen, deren Erlegung langfristig zu einer genetischen Verarmung führen kann. Die äußerliche Erscheinung muss also immer im Kontext mit dem beobachteten Verhalten und der Altersansprache bewertet werden.

Selektionsstrategie: Welche Böcke sollen bejagt werden?

Eine waidgerechte Rehwildbewirtschaftung basiert auf der Erhaltung einer natürlichen Altersstruktur. Die Erlegung sollte sich deshalb nicht ausschließlich an der Trophäe orientieren, sondern an biologischen und wildbiologischen Kriterien.

In vielen Revieren gilt: Zunächst schwache oder nicht entwicklungsfähige Böcke entnehmen, dann reife, kapitale Böcke, die ihre Gene weitergegeben haben. Junge, gut veranlagte Tiere sollten geschont werden. Ebenso ist der soziale Aspekt zu berücksichtigen: Ältere Platzböcke strukturieren das Sozialgefüge des Rehwildes und verhindern, dass zu junge Böcke in die Fortpflanzung drängen.

Je besser die Kenntnis über das Wild im Revier ist, desto erfolgreicher lässt sich eine gezielte Selektionsstrategie umsetzen. Wichtig ist dabei auch die Kommunikation innerhalb der Jagdgemeinschaft, um Überraschungen und Missverständnisse zu vermeiden.

Fazit: Verantwortung in der Blattzeit

Die Rehbockjagd im Juli ist eine faszinierende, aber auch anspruchsvolle Aufgabe. Sie verlangt vom Jäger nicht nur schießtechnisches Können, sondern auch viel Feingefühl, Wissen und Respekt vor dem Wild. Altersansprache, das Erkennen starker Stücke und eine durchdachte Selektionsstrategie bilden die Grundlage für eine nachhaltige und waidgerechte Jagd. Wer sich intensiv mit seinem Revier beschäftigt und bereit ist, auch einmal auf den Schuss zu verzichten, leistet einen wertvollen Beitrag zur Hege unseres Rehwildes.

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