Ein Klassiker der Jagdliteratur – literarisch stark, historisch ambivalent
„Mein Jägerleben“ von Walter Frevert gehört unbestritten zur klassischen Jagdliteratur im deutschsprachigen Raum. Der Sammelband vereint die berühmte Trilogie des Oberforstmeisters in einer wertigen Gesamtausgabe und gibt Einblick in das jagdliche Leben eines Mannes, der als leidenschaftlicher Jäger über Jahrzehnte hinweg seine Erlebnisse und Eindrücke festgehalten hat.
Inhalt und Stil
Mit über 600 Seiten entführt das Werk den Leser in eine vergangene Jagdzeit, in der Frevert mit bildhafter Sprache, detailreichen Schilderungen und viel Pathos seine Liebe zur Jagd, insbesondere zur Rotwildhege, beschreibt. Dabei versteht er es, Natur und Jagdgeschehen emotional aufzuladen – eine Fähigkeit, die ihm bis heute eine treue Leserschaft sichert.
✔ Stilistisch hochwertig und lebendig geschrieben
✔ Vielfältige Jagderlebnisse, insbesondere Rotwild im Fokus
✔ Zeitdokument jagdlicher Praxis im frühen 20. Jahrhundert
Zielgruppe und Wirkung
Das Buch ist ein Genuss für passionierte Jägerinnen und Jäger, die sich für klassische Jagderzählungen begeistern und das Waidwerk in seinen traditionellen Formen schätzen. Für Leser ohne jagdlichen Hintergrund oder mit moderner Sicht auf Jagdethik wirkt die Erzählweise mitunter romantisierend und verklärt.
Kritische Einordnung
Unbestritten bleibt, dass Freverts Erzählungen aus heutiger Sicht kritisch betrachtet werden müssen. Viele Einstellungen zur Trophäenjagd und zur Rolle des Jägers wirken aus der Zeit gefallen. Auch seine persönliche Verstrickung in das politische System des Dritten Reichs bleibt im Buch nahezu unerwähnt – ein Aspekt, der eine kritische, kommentierte Neuauflage wünschenswert erscheinen lässt.
Für wen ist dieses Buch geeignet?
✔ Jäger, die klassische Jagdliteratur schätzen
✔ Historisch interessierte Leser mit jagdlichem Hintergrund
✔ Sammler und Liebhaber der Paul Parey Edition
Fazit
„Mein Jägerleben“ ist ein literarisch starkes Werk, das einen authentischen – wenn auch verklärten – Einblick in die Jagdkultur des 20. Jahrhunderts bietet. Als Zeitdokument und Jagderzählung hat es seinen Platz in der Jagdliteratur verdient. Zugleich zeigt es aber auch, wie notwendig eine reflektierte Auseinandersetzung mit der eigenen jagdlichen Geschichte ist.
Bewertung: ⭐⭐⭐⭐☆ (4,0/5)
Pro:
✅ Literarisch eindrucksvolle Jagderzählungen
✅ Eindrucksvolles Zeitdokument für jagdlich Interessierte
✅ Klassiker mit hohem nostalgischem Wert
Kontra:
❌ Romantisierte Darstellung ohne kritische Einordnung
❌ Jagdethik und politische Haltung nicht zeitgemäß reflektiert
Empfehlung: Für Liebhaber klassischer Jagdliteratur ein wertvolles Werk – idealerweise ergänzt durch kritisches Bewusstsein für historische Kontexte und jagdethische Entwicklungen.
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