Sicherheit ist mehr als Routine

Ob auf der Nachsuche, beim Fangschuss oder im Schießstand – wer mit der Kurzwaffe jagdlich unterwegs ist, trägt eine besondere Verantwortung. Schon kleine Unachtsamkeiten können zu gefährlichen Situationen führen. Die sichere Handhabung ist deshalb kein „nettes Extra“, sondern Grundvoraussetzung für Waidgerechtigkeit, Teamarbeit und den eigenen Schutz. Dieser Beitrag zeigt typische Risiken, gibt praktische Tipps für den Alltag und schildert echte Beispiele aus dem Revier.

1. Typische Sicherheitsrisiken beim Umgang mit der Kurzwaffe

Unachtsamkeit beim Laden und Entladen:
Viele Unfälle passieren nicht beim Schuss, sondern beim Hantieren abseits des Zielvorgangs – etwa wenn die Waffe versehentlich geladen bleibt oder im falschen Moment entladen wird.

Unsachgemäßes Holstern und Ziehen:
Das schnelle Ziehen der Kurzwaffe unter Stress birgt Gefahren: Gerät der Finger vor dem Ziehen an den Abzug, kann es zu unbeabsichtigten Schüssen kommen. Auch beim Wiedereinstecken ins Holster besteht das Risiko von Fehlgriffen und Auslösen des Abzugs.

Falscher Umgang beim Überqueren von Hindernissen:
Beim Überklettern von Zäunen oder Hindernissen wird die Kurzwaffe oft unzureichend im Holster gesichert. Gelgentlich findet man Berichte im bundesanzeiger von Menschen, die Ihre Waffe im Wald oder bei der Feldjagd verloren haben, da diese nicht fest im Holster saß.

Nachlässigkeit im Umgang mit Mitjägern und Hunden:
Eine ungesicherte oder offen getragene Kurzwaffe im engen Kontakt mit anderen Jägern oder Hunden kann schnell zu brenzligen Situationen führen.

2. Praktische Tipps für den sicheren Alltag

Regelmäßige Sicherheitsüberprüfung:
Vor und nach jedem Einsatz: Waffe entladen, Verschluss und Lauf kontrollieren, Magazin separat lagern.

Holster-Training:
Ziehen und Holstern regelmäßig im Trockentraining üben, immer darauf achten, dass der Finger erst nach dem Ziehen auf den Abzug geht.

Abzugsfinger-Regel:
Finger bleibt grundsätzlich gerade und weg vom Abzug, bis das Ziel sicher erfasst ist.

Sicherheitsabstand zu anderen:
Niemals mit gezogener Waffe auf Personen oder Hunde zugehen, klare Kommunikation im Team, besonders bei Drückjagden oder Nachsuchen.

Aufbewahrungspflicht ernst nehmen:
Zuhause und unterwegs nur in verschlossenen Behältnissen, Schlüssel und Kombinationen nie offen herumliegen lassen.

Lauf immer in eine sichere Richtung:
Auch bei der Kontrolle, Reinigung oder beim Aufnehmen/Abstellen – niemals auf Personen oder unklare Ziele richten.

Fehler offen ansprechen:
Bei Unsicherheit im Umgang im Team oder bei der Jagd lieber einmal zu oft nachfragen oder einen erfahrenen Schützen um Rat bitten.

3. Fallbeispiele aus der Jagdpraxis

1. Nachsuche bei Nacht:
Ein Jäger wollte einem verletzten Überläufer den Fangschuss antragen. Im Stress und bei schlechter Sicht rutschte ihm beim Ziehen der Kurzwaffe der Finger versehentlich auf den Abzug. Glücklicherweise war der Lauf zu Boden gerichtet, und es kam „nur“ zu einem Fehlschuss. Der Schreck saß trotzdem tief – und hat den gesamten Nachsuchentrupp für das Thema Holsterdisziplin sensibilisiert.
Quelle: Erfahrungsbericht eines Nachsuchengespanns aus Hessen, 2022.

2. Der Schuss im Auto:
Nach einer Drückjagd wurde die Kurzwaffe im Revierfahrzeug „nur eben schnell“ auf den Beifahrersitz gelegt. Beim Einsteigen rutschte sie vom Sitz, fiel auf den Boden und ein Schuss löste sich. Niemand wurde verletzt, aber das Auto trug ein deutliches Einschussloch davon. Die Lehre: Waffen immer sofort entladen und sichern, auch für kurze Fahrten.
Quelle: Bericht aus einer Jagdhaftpflicht-Versicherung, anonymisiert, 2021.

3. Vergessene Munition im Magazin:
Bei einer Routinekontrolle vor einer Drückjagd stellte ein Jäger fest, dass sich in der Pistole noch eine Patrone im Magazin befand, obwohl er sicher war, die Waffe nach dem letzten Einsatz entladen zu haben. Ein potenziell gefährlicher Fehler, der leicht hätte zu einer unangenehmen Situation beim Umgang im Jagdteam führen können. Seitdem überprüft er die Entladung der Waffe immer doppelt – besonders nach langen Jagdtagen oder wenn mehrere Waffen im Einsatz sind.
Quelle: Rückmeldung eines DJV-Mitglieds nach einem Sicherheitstraining, 2023.

Fazit: Sicherheit ist Einstellungssache

Wer die Kurzwaffe jagdlich nutzt, ist immer auch Vorbild für andere. Sicherheit ist nicht nur eine Frage der Routine, sondern vor allem der inneren Haltung: lieber einmal mehr prüfen, als ein Risiko eingehen. Wer konsequent auf Sorgfalt und Teamgeist setzt, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch Mitjäger, Hunde und das Ansehen der Jagd in der Öffentlichkeit.

Passende Jagdausrüstung (Anzeige)

ARCHON Type B

ARCHON Type B

Walther PDP

SIG Sauer P320

Glock-17-Gen5-MOS-FS-I_600x600

GLOCK 17 Gen. 5