Die Kurzwaffe ist auf der Jagd mehr als nur ein Notfallwerkzeug. Im entscheidenden Moment muss jeder Handgriff sitzen – denn beim Fangschuss, bei der Nachsuche oder in einer Stresssituation zählt Präzision und Routine. Doch beides fällt nicht vom Himmel. Nur durch regelmäßiges Training, gezielte Übung und das Wissen um die richtige Technik wird die Kurzwaffe zum sicheren Begleiter im jagdlichen Alltag.

Grundlegende Schießtechniken für Jäger

Grundsätzlich kann man die 8 Kriterien für den präzisen Schuss auf jede Waffe anwenden, so auch auf die Kurzwaffe. Gegenüber dem Langwaffenschießen ändern sich bei der Kurzwaffe folgenden drei Punkte, die gleichzeitig elementar wichtig sind:

Richtiger Griff:
Die Basis für präzises Kurzwaffenschießen ist eine stabile und entspannte Körperhaltung. Die Füße stehen schulterbreit, das Körpergewicht leicht nach vorne verlagert. Der Schießarm ist fast gestreckt, der zweite Arm stützt und stabilisiert. Die Hand umfasst den Griff fest, aber ohne Verkrampfung. Eine sichere, wiederholbare Haltung ist Voraussetzung für gleichmäßige Schussabgabe. Aktuell gibt es einen weiteren Trend im Kurzwaffenschießen für den Stand. Um ein besonders hohes Maß an Stabilität zur Rückstoßkompensation zu erhalten, versetzt man das rechte Bein (bei Rechtsschützen) einen Schritt nach hinten und streckt dieses durch; das Linke Bein ist leicht angewinkelt. Dabei zeigen beide Füße nach vorne. Dies Stand erzeugt ein sehr hohes Maß Stabilität und trägt dazu bei den Rückstoß besser kompensieren zu können.

Visierbild:
Das Auge richtet sich auf das Korn oder den Rotpunkt. Das Korn sollte scharf erkennbar und auf das Ziel ausgerichtet sein (sight focus). Schnelle Zielaufnahme ist besonders bei bewegtem Wild entscheidend – dazu helfen regelmäßige Zielwechselübungen und bewusstes Trainieren des „Auge-Hand-Ziels“. Zum Herstellen des Visierbildes gibt es einen neuen Trend bzw. Technik, das sog. target focus. Bei dieser Technik fokussiert man die Bildschärfe nicht auf das Korn, sondern das Ziel. Target focus wird für das dynamische Schießen auf kurze Distanzen und wechselnde Ziele benutzt.

Abkrümmen:
Der Abzug wird mit dem mittleren drittel des ersten Zeigefingergliedes gleichmäßig und kontrolliert betätigt. Ruckartiges Durchziehen („Mucken“) führt zu Fehlschüssen und unsauberen Treffern. Stattdessen: Dosierter, gleichmäßiger Druck, bis der Schuss bricht – immer mit voller Konzentration auf das geradlinige Abkrümmen.

Trockentraining vs. Schießstand – Wo und wie übt man am besten?

Man kann das Schießen bzw. die Abfolge von Handlungsabläufen auf verschiedene Weisen erlernen. Grundsätzlich ist das genaue Wiederholen bereits einstudierter Handlungsabläufe ein gutes Mittel, um Vorgänge in das Unterbewusstsein bzw. das sog. Muskelgedächtnis übergehen zu lassen. Um Handlungsabläufe zu wiederholen, bietet es sich Gesamtprozesse in Schritte zu unterteilen (8 Kriterien für den präzisen Schuss), um Einzelbestandteile des Prozesses gezielt trainieren zu können. Man kann einen Trainingseffekt auch erreichen, wenn man Handlungsabläufe in der Intensität mindert und in stressfreier Umgebung übt bzw. Wiederholt. Dieses Vorgehen nennt sich Trockentraining. Dem entgegen steht das vollumfängliche Schießtraining auf dem Schießstand. Eine ausgewogene Mischung aus Trockentraining und Training auf dem Schießstand ist hier anzustreben. Als Orientierung: im Spitzensport findet das Training zu ca. 70 als Trockentraining statt.

Trockentraining:
Viele Bewegungsabläufe lassen sich zuhause gefahrlos und ohne Munition trainieren. Ziehen, Holstern, Zielaufnahme, das nehmen des Visierbildes und die Abzugskontrolle können als Routinen ins Muskelgedächtnis übergehen. Vorteil: Kein Schussknall, kein Rückstoß, volle Konzentration auf Technik. Ein großer Pluspunkt für alle, die wenig Zeit für den Schießstand haben.

Training auf dem Schießstand:
Der Schießstand ist und bleibt unverzichtbar – denn hier lernt man, mit Rückstoß, Geräusch und Stress umzugehen. Nur unter realen Bedingungen lassen sich Präzision, Reaktionsvermögen und Schussdisziplin wirklich überprüfen. Das Zusammenspiel aus beiden Trainingsarten – Trockentraining zuhause und scharfes Schießen auf dem Stand – ist der Schlüssel zum Erfolg.

Häufige Fehler beim Kurzwaffenschießen – und wie man sie vermeidet

  • Falsche Grifftechnik:
    Ein zu lockerer oder verkrampfter Griff führt zu schlechten Treffern und unsicherem Handling. Tipp: Den Griff bewusst üben, idealerweise mit Videoanalyse oder unter Anleitung.
  • Abzugsfehler („Mucken“):
    Viele Schützen reißen am Abzug, vor allem unter Stress. Hier hilft das gezielte Trainieren der Abzugsbewegung im Trockentraining.
  • Unsichere Zielaufnahme:
    Gerade in der Dämmerung oder mit Handschuhen kann das Visierbild schwer erkennbar sein. Moderne Leuchtpunktvisiere oder spezielle Kurzwaffen-Visiere schaffen hier Abhilfe.
  • Holsterfehler und Nachlässigkeit:
    Ziehen, Holstern und Sichern sind typische Fehlerquellen – vor allem, wenn man diese Abläufe selten trainiert. Insbesondere der richtige Griff an der Waffe vor dem Ziehen aus dem Holster ist eine hohe Fehlerquelle. Wer sie regelmäßig übt, reagiert im Ernstfall sicher und souverän.

Effektive Trainingsmethoden für Jäger

Schießkino/ Schießstand:
Realistische Jagdszenarien, bewegte Ziele und wechselnde Distanzen – das Schießkino bietet die ideale Plattform, um das Schießen unter jagdnahen Bedingungen zu trainieren. Hier können Fangschüsse, Nachladevorgänge und der Umgang mit bewegtem Wild gefahrlos simuliert werden. Auf dem Schießstand kann man alle „Standardübungen“ abbilden und zielgerichtet unter den Bedingungen trainieren, die man auch im Wettkampf vorfinden wird.

Trockentraining und Routinen:
Regelmäßige Wiederholungen von Ziehen, Holstern, Magazinwechsel, Ladehemmungen beheben und schnelle Zielwechsel festigen die Abläufe. Drills können auch zuhause als Teil des Trockentrainings durchgeführt werden.

Wettkampf:

Wettkampf ist kein Training! Jedoch sollte die Teilnahme an einem Wettkampf das Ziel des Trainings sein. Im Wettkampf erzeugt man Druck und simuliert somit die mögliche Anspannung auf der Jagd oder anderen praxisnahen Situationen. Zudem ist der Weg zum Wettkampf meist ein ausgewogenes Training.

Eigener Trainingsplan:
Wer Fortschritte machen will, sollte sein Training dokumentieren. Eine einfache Notiz zu Treffern, Abläufen und gefühlten Schwierigkeiten reicht aus, um den eigenen Lernerfolg sichtbar zu machen. Wer im Verein trainiert, kann sich auch mit anderen Jägern austauschen und voneinander lernen.

Fazit: Übung macht den Meister – Dranbleiben lohnt sich

Gezieltes Training mit der Kurzwaffe sorgt nicht nur für mehr Sicherheit, sondern macht auch einfach Spaß. Wer regelmäßig übt, gewinnt Routine, Präzision und Selbstvertrauen – und kann im entscheidenden Moment sicher und waidgerecht handeln.

Ob Schießstand, Trockentraining oder Wettkampf – wichtig ist das Dranbleiben. Nutzen Sie die modernen Möglichkeiten und tauschen Sie sich mit erfahrenen Schützen aus. Die Kurzwaffe wird so zum zuverlässigen Begleiter im Revier.

Im nächsten Beitrag unserer Reihe schauen wir auf typische jagdliche Einsatzsituationen – und wie die Kurzwaffe dort gezielt zum Einsatz kommt.

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