Ob wir nun wollen oder nicht: Die Verwendung von bleifreier Jagdmunition wird mit den neuen Gesetzgebungen für einen Großteil der Jägerschaft unumgänglich. Wir stellten fest, dass sich viele Waidgenossen erst jetzt dem Thema aus der Anwendersicht widmen. Immer wieder werden wir gefragt, welche bleifreie Munition denn nun empfehlenswert sei und wie man den Umstieg durchführen sollte.

Beim Umstieg auf Bleifrei stellt sich natürlich in erster Linie die Frage, welche Munition man nun verwenden solle. Dabei stößt man auf recht unterschiedliche Erfahrungswerte, wenn man sich im Bekanntenkreis umhört. Die Sorten der Munitionshersteller verhalten sich je nach Kaliber und Waffe doch recht unterschiedlich, so dass eine pauschale Aussage nicht leicht zu treffen ist. Schlechte Zielballistik und Wundwirkung werden durch zahlreiche Faktoren bestimmt, wobei Fehlerquellen oft auf den Schützen und äußere Einflüsse, wie Winkel und Entfernung oder Treffpunktlage zurückzuführen sind.

Kombination von Waffe und Munition

Als Auswahlkriterium für die Munitionssorte sollte daher folgendes beachtet werden: Zunächst sollte man sich mit seiner Waffe und dem verwendeten Kaliber befassen. Waidwerkt man mit der Waffe eines Herstellers aus dem amerikanischem Raum, sollte man auch grundsätzlich auf Munition amerikanischer Hersteller zurückgreifen. Sowohl Hornady, Barnes, Remington oder Federal haben bleifreie Munitionssorten* im Angebot. Verschießt man jedoch deutsche Munition aus einer amerikanischen Waffe, kann es unter Umständen zu Ablagen kommen, da Freiflug, sowie Zug- und Feldmaße andere Standards beinhalten. Unter Umständen kann dies auch in umgekehrter Form erfolgen. Dieses kleine Detail kann damit bereits eine Fehlerquelle für mangelnde Präzision sein, die man relativ leicht ausschließen kann. Einen guten Überblick über die verschiedenen Munitionssorten*, die der Markt bietet liefert der Artikel der DJZ, der trotz des Erscheinungsjahres 2012 noch Aktualität abbildet.

Geschossart

Im nächsten Schritt sollte man sich mit den Geschosstypen und der jeweiligen Wirkungsweise befassen. Grundsätzlich stehen dabei drei Konstruktionstypen zur Auswahl: Deformationsgeschosse (z.B.: Hornady GMX), Teilzerlegergeschosse (z.B.: Brenneke TUG Nature) und Solids (z.B.: SAX KJG). Die Geschosstypen entscheiden durch ihre Konstruktionsweise über das Ansprechverhalten, die Wundballistik und damit einhergehend über die Tötungswirkung. Damit sollte man sich ebenfalls befassen, um eigene Präferenzen auszuloten.

Material

Bei der Auswahl der Munitionssorte* gilt es auch auf das verwendete Material zu achten. Auch hier gibt es drei grundsätzlich unterschiedliche Munitionstypen, die aber alle einen wesentlichen Bestandteil beinhalten – Kupfer! In der Regel wird beim Material auf eine Legierung aus Kupfer und Zink zurückgegriffen. Liegt dabei der Kupferanteil über 80% heißt die Legierung Tombak. Enthält die Legierung weniger als 80% Kupfer wird das Material Messing genannt. Solids bestehen auch aus einer Legierung, verfügen jedoch über einen Kupferanteil knapp unter 100%. Das Verwendete Material bestimmt mit dem Härtegrad und der jeweiligen Oberflächenbehandlung, sowie deren Beschichtung das Innenballistische Verhalten und auch die Geschosswirkung.

Härtegrad

Da bleifreie Geschosse härter sind, als bleihaltige Munitionssorten, erzielen sie in der Regel eine höhere Durchschlagskraft. Die Deformationswirkung und das Ansprechen des Geschosses im Wildkörper ist gegenüber klassischer bleihaltiger Munition geringer. Daher sollte man bei bleifreier Munition leichtere Geschosse verwenden, damit Tötungswirkung und Wildbretentwertung die Wage halten.

Abrieb und Verschmierung

Die verwendeten Materialien sind natürlich auch verantwortlich für Verschmierungen, Ablagerungen und Abrieb in der Waffe. Hat man nun die passende, gewünschte Munitionssorte gefunden, empfehlen wir immer eine chemische Laufreinigung. Auch wenn man gleiche bzw. ähnliche Materialien im gleichen Kaliber verwendet, erzeugt doch jede Munitionssorte unterschiedliche Ablagerungen und Abrieb. Diese mögen minimal sein, und auch ein Kontrollschuss kann noch innerhalb eines 4cm Streukreises liegen, doch die unterschiedlichen Verschmierungen führen auch zu einer abweichenden Innenballistik. Daher ist eine gründliche chemische Reinigung mit einem Mittel wie beispielsweise Robla Solo* , in unseren Augen Pflicht. Diese Reinigung kann auch profesionell von einem Büchsenmacher vorgenommen werden.

Einschießen bleifreier Munition

Nun gilt es die Waffe mit der neuen Munition einzuschießen. Dabei ist es wichtig, dass zunächst mehrere Kontrollschüsse abgegeben werden, bevor man Das richtige Einschießen der Büchse beginnt. Erst nach mehreren Schüssen lagern sich genügend neues Geschossmaterial als Verschmierung im Lauf ab. Dies führt in der Folge erst dazu, dass die neue Munition gleichbleibend präzise verschossen werden kann.

Überprüfung in der jagdlichen Praxis

Nun gilt es mit der neuen Munition auch jagdliche Praxiserfahrung zu sammeln. Erst nach mehreren erlegten Stücken wird man feststellen können, ob man mit der Munition zufrieden ist. Um dies herauszufinden, sollte man ein Streckenbuch führen, um Daten wie Entfernung, Winkel, Treffpunkt, Ein- und Ausschuss, Wildbretentwertung, Fluchtstrecke usw. zu dokumentieren. Eine Auswertung der Stärken und Schwächen der verwendeten Munitionssorte lässt sich damit für jeden Jäger persönlich und abschließend vornehmen.

Unsere Erfahrungen

Auf die Frage hin welche Munitionssorten wir empfehlen, können wir sagen, dass die Kombination aus Waffe und Muntitionssorte leider nicht pauschal zu beantworten ist, um auch alle Jagdzwecke im jeweiligen Revier zu erfüllen. Wir haben im letzten Jagdjahr gute Ergebisse mit der Hornady GMX im Kaliber .308 Win erzielt, die wir aus unseren Savage Arms Waffen verschossen haben. Dieses Jahr sind wir mit den gleichen Waffen auf das Kupferjagdgeschoss von SAX umgestiegen, welche wir im Rahmen eines Produkttestes auch im Praxistest führen. Die äußerst präzise Munition überzeugt uns auf ganzer Linie.