Die Rehkitzrettung mit Drohnen hat sich in den letzten Jahren als effizienter und tierschonender Standard etabliert. Immer mehr Jagdgemeinschaften, Hegeringe und ehrenamtliche Helfer setzen auf Drohnentechnologie, um Jungwild vor dem Mähtod zu schützen. Dabei stellt sich für viele die Frage: Lohnt sich die Investition in eine hochmoderne Hightechdrohne – oder tut es auch ein gut erhaltenes, gebrauchtes Modell?

Ich selbst habe mir vor Kurzem eine gebrauchte DJI Mavic 2 Pro mit umfangreichem Zubehör zugelegt. In diesem Beitrag möchte ich daher die praktischen Erfahrungen mit Bestandsdrohnen mit den technologischen Vorzügen neuer High-End-Modelle vergleichen – und dabei die wichtigsten Entscheidungsfaktoren beleuchten.

Was ist eine Bestandsdrohne?

Unter einer Bestandsdrohne versteht man Modelle, die vor dem 1. Januar 2024 auf den Markt gebracht wurden und keine sogenannte C-Klassifizierung nach der EU-Drohnenverordnung (EU) 2019/945 besitzen. Diese Drohnen dürfen weiterhin in der „offenen Kategorie“, meist der Unterkategorie A3, betrieben werden – mit gewissen Einschränkungen (z. B. Mindestabstand zu Personen, Gebäuden etc.).

Ein beliebtes Beispiel ist die DJI Mavic 2 Pro – eine Drohne mit hervorragender Kameraqualität, großer Nutzerbasis und bewährter Stabilität im Flugbetrieb. In meinem Fall wurde die Drohne mit einem Hartschalenkoffer, zwei Monitoren, sechs Akkus, diversen Ladekabeln und zwei Handmonitoren geliefert. Die Mavic 2 wurde mit einer zusätzlichen Wärmebildkamera ausgestattet und stammt von der Firma U-ROB. Die Drohne wirkt etwas gefrickelt, da die Wärmebildkamera über im 3D Druck hergestelltes Gerüst mit der Drohne verbunden wurde. Wahrscheinlich handelt es sich um einen der ersten Versuche eine Drohne für die Kitzrettung zu bauen; doch mehr dazu im Verlauf des Artikels.

Was spricht für den Kauf einer gebrauchten Bestandsdrohne?

Kostenvorteil

Der vielleicht offensichtlichste Vorteil liegt im Preis. Eine gebrauchte Mavic 2 Pro inklusive Zubehör (Akkus, Taschen, Ersatzrotoren, Controller) ist oft schon für unter 1.000 Euro erhältlich – je nach Zustand und Händler. Neue High-End-Modelle mit Wärmebildfunktion wie die DJI Mavic 3T kosten hingegen schnell 4.000 Euro oder mehr.

Bewährte Technik

Viele Bestandsdrohnen, allen voran die Mavic 2 Pro, haben sich in der Praxis über Jahre bewährt. Die Software ist stabil, es gibt reichlich Erfahrungsberichte, Tutorials und Community-Support. Auch Ersatzteile und Zubehör sind meist leicht verfügbar.

Gute Bildqualität für Sichtflüge

Gerade bei der Suche in den frühen Morgenstunden liefert die Hasselblad-Kamera der Mavic 2 Pro gestochen scharfe Bilder – perfekt für Sichtkontrollen oder die Kombination mit einer Spotter-Person am Boden.

Sofort verfügbar, kein technischer Overkill

Nicht jeder braucht die neuste Technik. Für viele Reviere und Einsatzzwecke ist eine Bestandsdrohne vollkommen ausreichend. Zudem entfallen Lieferzeiten, Aktivierungsprozesse und manchmal auch der Respekt vor zu viel Technik.

Nachrüstbar mit Wärmebildkameras

Für manche Modelle gibt es Nachrüstlösungen oder Module, die eine Wärmebildsuche ermöglichen. Alternativ kann man mit mehreren Systemen (z. B. günstige FPV-Drohne mit Wärmebild und Mavic 2 Pro für Sichtflug) arbeiten.

Nachteile und Herausforderungen bei Bestandsdrohnen

Kein EU-Kompatibilitätslabel (C-Klassifizierung)

Die wichtigste Einschränkung: Bestandsdrohnen dürfen seit Inkrafttreten der EU-Verordnung nur noch eingeschränkt genutzt werden. Der Betrieb ist auf Unterkategorie A3 beschränkt, was einen Mindestabstand von 150 Metern zu Menschen, Gebäuden und Verkehrswegen bedeutet. Allerdings gibt es eine Erleichterung, für den Einsatz der Drohnen für die Wildtierretung und zur ASP Bekämpfung kann von den Regeln abgewichen werden; mehr dazu hier: https://www.ble.de/SharedDocs/Downloads/DE/Projektfoerderung/Rehkitzrettung/Allgemeinverfuegung_BMDV_241001.pdf?__blob=publicationFile&v=1

Keine Flugerleichterung in Geo-Zonen ohne Sondergenehmigung

Viele Bundesländer verlangen bei Anträgen für Flüge in geografischen Gebieten einen A2-Fernpilotenschein und idealerweise eine C2-klassifizierte Drohne – beides kann eine Bestandsdrohne wie die Mavic 2 Pro nicht bieten. Egal wie aber bei der Benutzung einer Bestandsdrohne kommt man um das A2 Fernpilotenzeugnis fast nicht herum.

Technischer Verschleiß

Gebrauchte Drohnen haben oft schon einige Flugstunden hinter sich. Akkus können an Leistung verlieren, Motoren verschleißen, und kleine Defekte (z. B. Gimballager) kosten Zeit und Geld. Eine sorgfältige technische Prüfung vor dem Kauf ist Pflicht.

Keine Herstellergarantie mehr

Selbst bei guter Pflege ist ein Ausfall nie ausgeschlossen. Anders als bei neuen Drohnen ist die Reparatur dann oft kostenpflichtig – sofern Ersatzteile überhaupt noch offiziell erhältlich sind.

Hightech-Drohnen – was bieten die neuen Modelle?

C-Klassifizierung für besseren Rechtsstatus

Neue Drohnen wie die DJI Mavic 3T oder Autel EVO Max sind C2- oder sogar C3-zertifiziert und können dadurch in der Unterkategorie A2 betrieben werden – mit reduziertem Sicherheitsabstand. Das erleichtert Genehmigungen und erhöht die Flexibilität im Einsatz.

Integrierte Wärmebildtechnik

Hightech-Drohnen verfügen über Dual-Kamerasysteme mit RGB- und Wärmebildsensoren – ideal für die Kitzrettung in den frühen Morgenstunden. Die Bildqualität, Reichweite und Steuerbarkeit sind dabei auf dem neuesten Stand.

Automatische Flugrouten & KI-Unterstützung

Viele Modelle bieten Missionsplanung, Objektverfolgung und Hindernisvermeidung mit KI-Unterstützung. Das macht die Suche nach Kitzen effizienter und stressfreier für Pilot und Wild.

Höhere Sicherheit & Redundanz

Moderne Drohnen setzen auf redundante Systeme, Notlandefunktionen und verbesserte Sensorik. Das reduziert Ausfallrisiken – besonders in sicherheitskritischen Einsatzgebieten.

Langfristige Investitionssicherheit

Mit einer aktuellen Drohne ist man für zukünftige Regulierungen und Anforderungen besser aufgestellt. Das betrifft nicht nur die LuftVO, sondern auch Softwareupdates, Kompatibilität und Schulungsanforderungen.

Entscheidungshilfe: Was passt zu wem?

Kriterium Bestandsdrohne (z. B. Mavic 2 Pro) Hightechdrohne (z. B. Mavic 3T)
Kosten Günstig (ab 800 €) Hoch (ab 3.500 €)
Bildqualität (optisch) Sehr gut (4K-Kamera) Sehr gut bis exzellent
Wärmebildkamera Nur mit Zusatzgerät Integriert, hochauflösend
Rechtlicher Einsatzrahmen Eingeschränkt (A3) Flexibel (A2 mit A2-Schein)
Zukunftssicherheit Begrenzt Hoch
Praxisnutzen bei einfachen Einsätzen Hoch Hoch
Aufwand für Bedienung Mittel Hoch (mehr Technik)

Persönliches Fazit

Ich habe mich ganz bewusst für eine gebrauchte DJI Mavic 2 Pro entschieden – aus pragmatischen Gründen. Für meine Einsatzzwecke (Sichtung, Revierüberblick, Bilddokumentation) und mein Budget war das Gerät eine ideale Wahl. Die Tageslichtkameraqualität ist top, die Steuerung zuverlässig und das Zubehör vollständig. Da die Drohne nur für die ehrenamtliche Wildtierrettung vorgesehen ist, war ich bzw. die Mitglieder des Hegerings nicht bereit mehrere Tausend Euro in eine neue Drohne zu investieren. Trotz der Förderung durch das BEML kommen auf den Hegering mehrere Tausend Euro zu, die durch den Verein getragen werden müssen. Was hatte die Drohne im Lieferumfang und was musste gemacht werden?

Im Lieferumfang waren enthalten:

  1. DJI Mavic 2 Pro mit angeflanschter Wärmebildkamera
  2. Fernsteuerung für die Drohne mit Halterung für ein Tablet und einer 3D gedruckten Halterung für den externen Monitor
  3. 3 Akkus Wärmebild + Ladegerät, 3 Akkus Drohne + Ladegerät
  4. Großer Fernseher und ein kleiner Funkmonitor für das Wärmebild + Ladegeräte und Netzkabel
  5. 2 Monitore für das Handgelenk
  6. Insgesamt 4 Verlängerungskabel und Netzkabel für 12V Anschlüsse im Auto
  7. Hartschalenkoffer mit vorgefertigtem Schaumstoffinlay
  8. Zusatzantenne mit Magnetfuß für das Auto

Gekostet hat die ganze Party 1000€. Aus meiner Sicht und durch meine jetzigen Erfahrungen mit der Drohne ein gerechtfertigter Preis. Fairerweise muss man erwähnen, das wir ein Video-Out-Kabel tauschen mussten und einen Motor der Drohne gewartet haben. Zudem wurde das gesamte Material gereinigt, die Akkus gepflegt, neu sortiert, Kabelbrüche ausgebessert und der Schaumstoff an manchen Stellen erneuert. Hierdurch sind allerdings keine nennenswerten Kosten entstanden, mit etwas handwerklichem Geschick kann man alle Arbeiten selbst erledigen.

Natürlich komme ich in rechtlicher Hinsicht nicht an alle Einsatzbereiche heran – aber für viele Aufgaben ist das auch gar nicht nötig. Die Drohne fliegt sicher, liefert hochwertige Aufnahmen und macht genau das, was ich brauche. In der Praxis benutze ich den kleinen Monitor als Pilot und den großen externen Fernseher benutzen wir als Team, damit alle einen Blick auf das Bild der Wärmebildkamera haben. Die Monitore für das Handgelenk funktionieren, allerdings kommt es häufig zu Abbrüchen des Funksignals, so dass die Wildtierretter im Feld keinen garantierten Blick auf das Wärmebild haben, sobald sie im Einsatz sind.

Für ambitionierte Kitzretter, die regelmäßig in Geo-Zonen operieren oder größere Flächen effizient abdecken wollen, kann sich der Griff zur Hightechdrohne jedoch lohnen – insbesondere wegen der integrierten Wärmebildtechnik und der C-Klassifizierung. Zudem haben die modernen Drohnen, wie die Matrice 4T, KI-Funktionne in die Software integriert, die GEO-Tagging erlauben, bereits beflogene Flächen kennzeichnen u.v.m.

Zubehör der gebrauchten Drohne und Drohne

Fazit

Ob sich der Kauf einer Bestandsdrohne oder einer Hightechdrohne lohnt, hängt stark vom Einsatzprofil, Budget und rechtlichen Umfeld ab. Wer mit begrenzten Mitteln einsteigen, Erfahrungen sammeln oder einfache Sichtflüge durchführen möchte, ist mit einer gut erhaltenen Mavic 2 Pro bestens bedient. Für meine bzw. die Zwecke des Vereins reicht die „kostengünstige“ Variante einer Bestandsdrohne vollkommen aus, da wir nicht ganzjährig Drohne fliegen, sondern nur in den Monaten April bis Juli, haben wir uns entschieden, kein großes Investment zu leisten.

Wer jedoch regelmäßig in sensiblen Bereichen fliegt, Fördermittel nutzen oder die Effizienz maximieren will, sollte über eine Investition in eine moderne, zertifizierte Drohne mit integriertem Wärmebild nachdenken.

Am Ende zählt nicht nur die Technik, sondern die verantwortungsvolle Anwendung im Sinne des Tierschutzes – ganz gleich, ob mit Neuware oder bewährter Bestandsdrohne. Gasti hat für Euch die wichtigsten Aspekte in einem Video festgehalten:

Passende Produkte (Anzeige)

Zum Fernpilotenzeugnis

Versicherungen

Versicherungen für Rehkitzrettung

Passende Jagdausrüstung

DJI Matrice 4T

DJI Matrice 4T

DJI Matrice 30T

DJI Mavic 3T

DJI Mavic 3T

S600 Powerstation

S600 Powerstation