Die neuesten Zielfernrohre sind mit einer Ein- und Abschaltautomatik für den Leuchtpunkt im Absehen ausgestattet. Dieses Feature gibt es nun zum Nachrüsten für viele ältere Modelle. Ein kleines Bauteil, der LP Guard, liefert für wenig Geld das, womit teure Modelle derzeit werben. Wir haben ihn getestet.

Die neuesten Zielfernrohre haben heute fast alle eine Leuchtpunktautomatik als „Must Have“. Diese macht die händische Bedienung, insbesondere das Ein- und Abschalten des Leuchtpunktes überflüssig. Das Zielfernrohr erkennt anhand des Neigungswinkels automatisch, wann der Rotpunkt an oder aus sein muss. Damit wird die Batterie geschont und ihre Lebensdauer erhöht.

Florian Patzer, ein aus Deutschland stammender Ingenieur, stellte sich in der Schweiz die Frage, wieso diese Technik nicht auch für alle älteren Modelle verfügbar ist. Ohne sich ein neues Zielfernrohr kaufen zu müssen, kann doch jeder Jäger oder Sportschütze auch von diesem Feature profitieren. Patzer gründete ein eigenes kleines Unternehmen und entwickelte eine einfache Lösung, den LP Guard. Er ließ sich den Markennamen schützen und liefert seinen Kunden, was die Großen des Marktes nicht liefern wollen – Eine Leuchtpunktautomatik zum Nachrüsten.

Sein Konzept: Eine einfache Lösung, die wirklich jeder Schütze, allein, zu Hause, innerhalb weniger Minuten nachrüsten kann. Später muss man sich keine Gedanken mehr über seinen Leuchtpunkt machen. Er ist bei sehr hoher Batterielebensdauer stets einsatzbereit. Die Idee und das Konzept fanden wir so gut, dass wir den LP Guard von F.Patzer Engineering für verschiedene Modelle in der Praxis getestet haben.

Der LP Guard

Meostar mit LP Guard

Der LP Guard ist im Grunde nichts anderes, als eine kleine Platine oder ein Adapter. Die Knopfzellenbatterie des Zielfernrohres wird in diesen Adapter integriert und wandert dann wieder zurück ins Batteriefach. Die Platine erkennt von nun an den Neigungswinkel des Zielfernrohres und steuert daraus resultierend den Stromfluss der Knopfzellenbatterie. Dafür verantwortlich ist die auf der Platine verbaute Elektronik.

Die Platine ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, erklärt sich auf den zweiten Blick, auch für einen Nichtelektroningenieur trotzdem fast von selbst. Klar erkennt man, wie die Batterie integriert wird.

Der kleine Adapter wirkt fein und fragil. Der LP Guard ist dennoch solide gearbeitet und wird im Batteriefach des Zielfernrohres sicher geschützt. De facto kommt man mit dem kleinen Adapter auch nur beim Einbau in Berührung.

Bei Bestellung wird an den Kunden eine Einbauanleitung als PDF verschickt, welche man daheim einfach ausdrucken kann. Der LP Guard wird in einer kleinen, bruchfesten Schatulle, geliefert, indem sich je nach Zielfernrohr noch zusätzliche kleine Bauteile befinden. Das liegt daran, dass der LP Guard spezifisch für die Zielfernrohre verschiedener Hersteller angepasst ist. Er variiert in den Einbaumaßnahmen. Es gibt also nicht den einen LP Guard, der für alle Zielfernrohre gleichermaßen geeignet ist, sondern man muss explizit den LP Guard für das eigene Zielfernrohr bestellen. Die Liste der Zielfernrohre, die sich mit dem LP Guard aufrüsten lassen, findet sich auf der Seite des Herstellers.

Einbau

Anfangs stellt sich je nach Modell die Frage, was denn die kleinen Gummiringe oder die mitgelieferten Aufkleber aus der Schatulle sollen. Ein Blick in die digitale Anleitung verrät sofort, dass sie zur besseren Fixierung der Batterie und der Platine im Batteriefach oder der Isolation dienen. Die mitgelieferte Anleitung erklärt in 4 bildhaften Darstellungen die relativ einfachen Einbauschritte. Auch wenn die Anleitung einfach gehalten ist, kann sie für den Laien etwas verwirrend erscheinen. Das liegt zum einen daran, dass beim eventuell vorhandene Federn oder Halterungen aus dem Batteriedeckel entfernt werden müssen, oder zum anderen der Sitz des LP Guards im Batteriefach etwas schwierig erscheinen mag.

LP Guard Anleitung
LP Guard Zeiss Batteriefach

Beim Blick ins Batteriefach ergibt es sich jedoch, in welcher Position die Platine eingesetzt werden muss, damit die Kontakte passen. Der richtige Sitz des LP Guard im Batteriefach ist wichtig, damit die Steuerung der Knopfzellenbatterie funktionieren kann. Bei einigen Modellen ist ein Isolierbandaufkleber für die Knopfzelle mitgeliefert. Das Aufbringen auf die Batterie ist ein wenig Fummelarbeit. Er klebt zwar auf der Knopfzelle, lässt sich jedoch nicht so einfach eng anliegend um die Rundung kleben. Es empfiehlt sich mit einem kleinen harten Gegenstand die Isolierung gegen die Rundung zu drücken, bis der Isolieraufkleber fest hält. Danach kann der LP Guard samt Knopfzelle ins Batteriefach gesetzt werden. Der Kontakt des LP Guard wird mit dem Kontakt des Batteriefaches verbunden, die Isolierung verhindert den Dauerbetrieb der Batterie. Sobald der Deckel wieder zugeschraubt wurde, ist das Zielfernrohr mit automatischen Leuchtpunkt einsatzbereit.

Funktionsweise des LP Guards

Der Leuchtpunkt wird automatisch eingeschaltet, wenn die Waffe mit der Optik in den Anschlag gebracht wird. Neigt man die Waffe über einen Winkel von 30° zur Seite, schaltet sich der Leuchtpunkt automatisch ab. Der LP Guard schaltet wiederum zu, wenn die Neigung zur Erdachse kleiner 30° Neigung beträgt. Namhafte Hersteller bewerben diese Funktion intensiv, mit deren Hilfe sich ein Verkanten der Waffe vermeiden lassen soll. Unserer Meinung nach, lässt sich über Sinn oder Unsinn dieser Werbestrategie streiten. In jeden Fall verfügt der LP Guard auch über diesen Modus.

Wird die Waffe geschultert oder liegend im Fahrzeug transportiert, registriert das der LP Guard und schaltet den Leuchtpunkt automatisch ab, um die Batterie zu schonen.

Stellt man die Waffe in den Schrank oder auf dem Stand ab, schaltet sich der Leuchtpunkt aus, wenn sich die Waffe und damit die Optik länger als 90s in Ruhe befinden. So wird abermals die Batterie geschont.

Der Leuchtpunkt schaltet sofort zuverlässig wieder zu, sobald die Waffe in den Anschlag gebracht wird.

Durch das permanente automatische Abschalten wird der Stromverbrauch reduziert. Das soll laut FP Engineering dazu führen, dass bei einer Knopfzelle von 200 mAh, sich die Lebensdauer der Batterie theoretisch auf über 3 Jahre verlängert, wenn die Waffe permanent im Schrank gelagert werden würde. Bei intensiver Nutzung soll die Batterielebensdauer ca. 300 Tage betragen.

Der Leuchtpunkt kann mit Hilfe des LP Guard eingeschaltet bleiben. Der Schütze muss sich um die Aktivierung des Leuchtpunktes keine Gedanken mehr machen.

Er wird sogar daran erinnert, wenn die Batterie gewechselt werden muss. Bei schwacher Batterieleistung blinkt der Leuchtpunkt beim in Anschlag gehen dreimal auf. So wird rechtzeitig signalisiert, einen baldigen Batteriewechsel durchzuführen. Generell sollte man sowieso immer eine Knopfzelle als Backup dabei haben. Zurück zu Hause sollte dann jedoch die Knopfzelle spätestens gewechselt werden.

Im Praxistest

Wir haben mit zwei Zielfernrohrmodellen den LP Guard getestet: Erstens mit Meopta Meostar R1 3-12×56 RD und zweitens mit Zeiss Diavari VM 3-12×56.
Der Einbau und die Inbetriebnahme gestaltete sich abhängig vom Modell unterschiedlich. Bei Modellen die ein Isolierband benötigen, dauert der Einbau durch das Aufkleben ein wenig länger. Es ist etwas mehr Fingerspitzengefühl gefragt. Hat man das System aber verstanden dauert der Einbau keine 5 Minuten.

LP-Guard-Zeiss-1

Passende Batterien

Die verwendete Knopfzelle im Zielfernrohr kann jedoch für den Schützen eine kleine Herausforderung sein. Der LP Guard ist jeweils auf die verwendete Knopfzelle des Herstellers angepasst. So hat das Meostar eine CR2354. Viele Schützen wechseln jedoch nach Ablauf dieser Batterie auf die billigere Variante CR2032 die kompatibel und zuverlässig mit einer etwas kürzeren Lebensdauer ebenso funktioniert. Teilweise werden diese sogar mit dem Zielfernrohr verkauft. Der Hersteller F.Patzer Engineering liefert daher die passende Batterie einfach als tollen Service für den Endkunden mit. Man muss nur vorher prüfen, welche Knopfzelle man eben verwendet.

Meostar LP Guard Model

Zuverlässigkeit

Nachdem der Einbau vollzogen ist, gilt nur noch: Leuchtpunkt einschalten und von nun an vergessen!

Nach dem Einbau kann durchaus das Gefühl entstehen, dass so wie die Platine im Deckelfach sitzt, diese doch verrutschen oder verwackeln sollte. Man ist zunächst etwas skeptisch. Doch in der Praxis lässt sich nur eins feststellen. Der LP Guard hält was er verspricht!

Es ist wirklich total einfach und man vergisst den Rotpunkt und den LP Guard beim Führen der Waffe zunehmend. Denn er funktioniert tadellos. Im Trockentest erfüllt der LP Guard zuverlässig was er verspricht. Auf dem Schießstand wollten wir die Schockresistenz überprüfen und auch hier funktionierte die Technik einwandfrei. Nach mehreren schnellen Schüssen hintereinander blieben die Funktionen konstant.

LP Guard Zeiss Einbau fertig

Witterung

Der Batteriedeckel schützt den LP Guard gleich der Batterie. Witterung, Spritzwasser, Feuchtigkeit können dem LP Guard damit nichts anhaben. Auch bei Regen gab es daher keine Einschränkungen im Revier. Offen bleibt die Frage wie es sich mit Kälte und Minusgraden verhält. Dringt keine Feuchtigkeit in das Deckelfach verrichtet der LP Guard zuverlässig seine Arbeit. Lediglich die Batterielebensdauer verkürzt sich. Der LP Guard sollte aber auch hier frühzeitig davor warnen.

Winkelschießen

Interessant blieb auch die Frage, wie sich der LP Guard bei Winkelschüssen verhält. Gerade für die Gebirgsjagd ist dies ein nicht zu vernachlässigender Faktor. Wir konnten nur vom Hochsitz aus, verschiedene Anschläge in steilen Winkeln durchführen. Das Ergebnis: Es klappt! Dennoch wollten wir nicht auf die Erfahrung eines Schweizer Jägers verzichten, der den LP Guard seit einem dreiviertel Jahr im Gebirge nutzt. Er sei rundum zufrieden und habe keine Probleme feststellen können.

LP Guard Zeiss Modell

Pirsch

Auf der Pirsch kann es allerdings vorkommen, dass bei häufiger Schrägstellung der Waffe in der Pirschhaltung der LP Guard nicht ausschaltet und sich damit im Dauerbetrieb befindet. Geschultert schaltet sich der LP Guard wiederum aus. Wer also mehrere Stunden pirscht sollte dies im Hinterkopf behalten. Die Trageweise der Waffe ist also entscheidend.

Die Frage der Akzeptanz

Wir wollten wissen, wie andere Jäger auf dem LP Guard reagieren und gingen daher in den ENOK Outdoor Shop und stellten das Produkt im Trockentest samt Einbau der Kundschaft vor. Nach anfänglicher Skepsis überzeugte im Resultat die Funktionalität. Bei diesem Preisleistungsverhältnis ist der LP Guard ein tolles Produkt, welches das Interesse zum Nachrüsten weckt. Im Resultat ein spannendes Feature, was so mancher Jäger im Zielfernrohr verwenden wollen würde.

Fazit

LP-Guard-Zeiss-Test

Über einem Monat haben wir das Produkt testen können und sind wirklich positiv überrascht. Eine tolle Erfindung, die zuverlässig bietet, was sie verspricht. Der LP Guard ist damit eine praktische und kostengünstige Lösung für alle Jäger und Sportschützen, die ihre Optik mit einer Leuchtpunktautomatik nachrüsten wollen. Wir haben uns daher entschlossen das Produkt weiter zu begleiten und praktisch zu nutzen. Zu diesem Zweck stellen wir in Kürze drei LP Guard motivierten Jägern kostenlos zur Verfügung. Wer nicht warten möchte, kann bereits jetzt seinen LP Guard für 69,-€ bei F.Patzer Engineering direkt in Deutschland bestellen.

Der LP-Guard