Zusammenfassung:

Ein Geschoss und die davon ausgehenden Druckwellen haben verschiedene Auswirkungen auf ein Tier, die alle mehr oder weniger schnell zum Tod führen.

Für die Stopp- oder Augenblickswirkung eines Treffers ist der Treffersitz deshalb so entscheidend, weil nur die lähmende Wirkung auf zentrale Nervenbahnen das Tier an geordneter Bewegung also Flucht hindert. Daher das „Gesetz“: je näher der Treffer an der oberen Wirbelsäule, desto kürzer die Fluchtstrecke. Dies gilt für alle Kaliber und Geschosse. 

WEIL wir aber nicht immer so optimal treffen, sind Geschosse von Vorteil, die auch bei suboptimalem Treffer die Fluchtstrecke bestmöglich verkürzen. Hierfür ist die Höhe der Zielgeschwindigkeit einer der wichtigsten Wirkfaktoren neben der Geschosskonstruktion.

Die Auswahl eines Jagdkalibers und eines dazu passenden Büchsengeschosses hängt von der Wildart ab, die wir bejagen wollen. Hierbei ist das Wildgewicht eine der bestimmenden Größen. Auch die Jagdart und das Gelände, in dem wir jagen, spielen eine wichtige Rolle.

Beunruhigte Wildtiere sind schusshärter als vertraut äsende, so wie auch Wild in Gebirgs- und Steppenregionen. Besonders für Drückjagden wie für Gebirgsjagden brauchen wir schneller wirkende Kaliber-Geschoss-Kombinationen als bei Ansitzjagden im oder am Wald auf vertrautes Wild. Auch in der Brunft sind viele Wildtiere schusshärter als im restlichen Jagdjahr. Im felsigen Gelände ist eine besonders hohe Stoppwirkung ebenso wichtig wie auch ein Geschoss, das auf weite Entfernung noch gut wirkt, sowie bei unterschiedlichen Auftreffwinkeln.

Auf große Distanzen kommt es nicht nur auf die nötige Energie des Geschosses an, sondern auch auf eine möglichst geringe Windabweichung. Hierfür ist ein optimales Verhältnis zwischen Geschossgewicht und Geschwindigkeit wichtig, sowie eine flugoptimierte Form des Geschosses. (BC)

Die Bedingungen der Jagd spielen also für die Wahl des Kalibers wie für das Geschoss eine wichtige Rolle, nicht nur das Gewicht der gewählten Wildart. Jäger, die Wild unterschiedlicher Größe und Stärke bejagen wollen, wählen ihr Kaliber stets nach der schwersten Wildart, so wie ein Geschoss, das auf unterschiedliche Wildarten und Distanzen gut wirkt.

Ein wesentliches Kriterium für eine hohe Augenblickswirkung ist die Ziel- oder Auftreffgeschwindigkeit des Geschosses. Ebenso entscheidend ist die Konstruktion, die das Verhalten und die Wirkung eines Geschosses im Wildkörper mitbestimmt. Große Geschossdurchmesser und hohes Geschossgewicht allein sichern noch keine hohe Stoppwirkung, wenn die Zielgeschwindigkeit nicht ausreicht, damit das Geschoss noch wirken kann. Die Vorstellung ‚viel hilft viel‘ trifft gerade bei zu schweren Geschossen auf schwaches Wild oft nicht wie erwartet zu.

Auch die Größe des Ausschusses wird nicht allein vom Geschossdurchmesser und dem Geschossgewicht bestimmt, sondern v. a. von der dem Geschoss vorauseilenden Druckwelle.

Diese hängt vor allem von der Zielgeschwindigkeit des Geschosses ab. Besonders Deformationsgeschosse oder sogenannte Solids brauchen eine ausreichend hohe Zielgeschwindigkeit, eine deutlich höhere als Teilzerlegungs- Geschosse, um eine hohe Augenblickswirkung zu erzielen.  Jedes Geschoss hat seine optimale Zielgeschwindigkeit. Man spricht hier vom sog Wirkfenster eines Geschosses, das v. a. von der Geschosskonstruktion abhängt. Dieses Wirkfenster bestimmt auch die maximale Einsatzdistanz einer Kaliber-Geschoss-Kombination.

Dünne Wildkörper wie die des Rehwilds bieten dem Geschoss wenig Zielwiderstand, was vor allem die Wirksamkeit von Kupfersolids auf Reh und Gams erheblich mindern kann. Gerade Rehjäger haben oft einen unrealistisch hohen Anspruch an Wildbret- schonung. Hierfür empfehlen sich Geschosse mit geringer Zerlegung, die aber bei suboptimalen Weichschüssen oft keine ausreichende Augenblickswirkung liefern, vor allem, wenn zwecks Wildbretschonung zu langsame Kaliber-Geschosskombis gewählt werden. Schwere und langsame Kombinationen stoßen dann auf größere Distanzen schnell an ihre Wirkgrenzen.

Je enger dieses Wirkfenster eines Geschosses, desto entscheidender wird der optimale Treffersitz. Dies bedeutet in der Praxis, dass man mit einem harten Verbund- oder Deformations-geschoss  auf schwaches Wild nur mit einem Blattschuss eine ausreichende Augenblickswirkung erzielt, besonders wenn das Geschoss noch mit einer geringen Zielgeschwindigkeit auftrifft. Die Ziel- oder Auftreffgeschwindigkeit ist einer der wichtigsten Voraussetzungen für eine hohe Stopp- oder Augenblickswirkung, ganz besonders bei weichen Treffern, die die Wirksamkeit eines Geschosses erheblich mindern.

Das Kaliber bezeichnet den Geschossdurchmesser, die Geschwindigkeit des Geschosses wird aber v. a.  von der Pulvermenge in der Patrone bestimmt, also vom Volumen der Hülse. So haben z. B. Kaliber wie 7×64, 270 Winchester und 30-06 gleich große Hülsen mit annähernd der gleichen Pulvermenge. Diese bewirkt bei gleich schweren Geschossen eine ähnliche Geschossgeschwindigkeit, die entscheidend mitbestimmt, ob und wie ein Geschoss in einem Wildkörper wirkt.

Wichtiger als die Kaliberwahl ist die Wahl des zur Wildart passenden Geschosses. Das Geschoss allein bestimmt mit seiner Masse, seiner Zielgeschwindigkeit und seiner Konstruktion, was in einem Wildkörper nach dem Auftreffen passiert oder eben nicht, und wieviel Energie im Wildkörper abgegeben wird oder nicht.

Je nach Konstruktion bringt ein Geschoss mehr Sofortwirkung oder mehr Penetration, mit dem gewünschten Ausschuss auch bei starkem Wild. Über der Baumgrenze oder in einer baumlosen übersichtlichen Steppe ist es egal, wenn ein Wildtier noch Hundert Meter flüchtet: wir sehen ja, wo das Stück umfällt. In einem Wald mit dichtem Bewuchs ist nicht nur die Stoppwirkung wichtig, sondern auch ein Ausschuss für ausreichend Schweiß auf der Fluchtfährte, weil sonst das beschossene Stück evt. nicht oder nur schwer gefunden wird.

Gerade dies ist für viele Geschosse eine unüberwindliche Hürde: eine hohe Augenblicks- und Stoppwirkung dazu gleichzeitig einen sicheren Ausschuss, dies schaffen nicht alle Geschosse gleich gut. Hierfür ist eine Geschosskonstruktion wichtig, die beides kann. Dies sind seit jeher Geschosse, die einen Teil als Splitter abgeben und einen anderen Teil als stabiles Restgeschoss bewahren. Fast alle neueren Geschosse versuchen diesen Spagat zwischen beiden Eigenschaften, außer den reinen Deformations- oder Solid- Geschossen aus Kupfer. Diese Geschosse haben zwar die beste Penetration, machen auch bei starkem Wild meistens einen Ausschuss, haben aber vor allem auf schwaches Wild wie dem Reh oft keine ausreichende Stopp- oder Augenblickswirkung, wenn wir nicht direkt aufs Blatt treffen.

Dies stellt den Jäger vor die Entscheidung, für welche Wildart er sich optimal ausrüsten will. Je universeller eine Kaliber-Geschoss-Kombination sein soll, desto größer sind die Kompromisse, die er eingehen muss. Ein SUV kann nicht gleichzeitig ein Supersportwagen sein, auch wenn wir uns das manchmal wünschen. Die Frage ist immer die, was uns an Zielwirkung am wichtigsten ist. Welche Wirkung streben wir auf welches Wild an? Auf welche Distanz will ich jagen?

Es gibt bewährte Kaliber-Geschoss-Kombinationen mit dafür passenden Geschoss- gewichten und -konstruktion wie die der Kaliber 7×64, .270 Win und 30-06 mit ihrem optimalen Hülsenvolumen. Bis 250 Meter können aber auch Kaliber mit kleineren Pulverräumen wie 6.5×55 und .308 Win noch gut mithalten, mit nicht zu schweren, ausreichend schnellen Geschossen auch noch etwas weiter.

Optimierte Kaliber-Geschoss-Kombinationen in den hier genannten stärkeren Mittelkalibern stehen in der Zielwirkung den Magnumkalibern bis ca. 400 Meter kaum nach, ohne deren Nachteil des starken Rückschlags. Fast alle Jäger treffen mit moderaten Mittelkalibern besser als mit den schnellen Magnum-Kalibern. Man bleibt mit moderaten Mittelkalibern beim Schuss eher im Ziel, sieht also das Stück zeichnen und ist im Falle einer Flucht schneller wieder im Ziel für einen notwendigen Nachschuss, als mit einem Magnumkaliber, das die Büchse aus der Schussrichtung schleudert. Besonders bei Verwendung großer Vergrößerungen im Zielfernrohr findet man sein Ziel nicht schnell genug wieder.

Es ist außerdem so, dass viele Geschosse aus einem schnellen Magnum-kaliber sogar schlechter wirken als aus moderaten Mittelkalibern. Zum einen zerlegen sich zu weiche Geschosse bei hohen Zielgeschwindigkeiten oft bevor sie ausreichend wirken können, machen dann auch keinen Ausschuss. Zum andern sprechen einige Geschosse schlechter an, wenn sie zu schnell und zu hart sind, dies v. a. bei schwächeren Wildarten mit wenig Zielwiderstand.

Man sollte sich also sehr gut überlegen, ob für die eigene Jagd ein Magnum-kaliber Sinn macht. Bis 200 kg Wildgewicht und 350-400 Meter Schussdistanz eher nicht. Für die Zielwirkung von Geschossen gilt der Grundsatz, dass jedes Extrem die Effektivität einer Kaliber-Geschoss-Kombination mindert.

Dazu kommt, dass schwere Geschosse aus Magnums oft mehr Windabweichung haben als flugoptimerte Geschosse aus schnellen Mittelkalibern. Was aber besonders schwer wiegt ist die Tatsache, dass viele Büchsen in Magnum-kaliber nicht die gewünschte Präzision erzielen. Hier sind moderate Mittelkaliber den Magnums oft überlegen.

Es gibt Geschosse, die eher universell auf verschiedene Wildarten und Distanzen geeignet sind als Spezialisten, die für einzelne Wildarten oder weite Entfernungen optimiert wurden. Die meisten Jäger wollen heute universell für mehrere  Wildarten ausgerüstet sein, wählen also meist sog Universalkaliber, die aber auch universell wirksame Geschosse brauchen. Was für die Gams optimal ist, ist nicht unbedingt für den Hirschen gleich gut.

Das Angebot an Büchsenpatronen wird immer unübersichtlicher. Hier für sich das Passende für die eigene Jagdsituation auszuwählen, überfordert inzwischen so manchen Jäger. Was sich seit Jahrzehnten bewährt hat, muss nicht schlechter sein als neue Geschosse. Seit den Anfängen moderner Büchsengeschosse haben sich Zweikern- und danach Zweikammergeschosse als besonders universell bewährt. Mit deren Eigenschaften können nur wenige moderne Verbundgeschosse mithalten, und dies auch nur, wenn sie schnell genug auftreffen.

Einige neue Geschosse bauen auf altbewährten Bauprinzipien auf wie das der H-Mantelbauart, wie z. B.  das neue Speed Tip Professional und das bereits seit einigen Jahren bewährte EVO Green. Die hohe Augenblickswirkung bewährter stumpfer Geschosse wird heute von Spitzgeschossen mit Hohlspitze geleistet. Die dazu verwendeten Plastikspitzen verbessern die Flugeigenschaften moderner Geschosse. Vor allem auf weite Distanz spielt die Form des Geschosses eine wichtige Rolle für die Aufrechterhaltung der Geschwindigkeit.

Für die schnelle Wirkung ist jedoch die Geschosskonstruktion, also das Innenleben des Geschosses wichtiger, z. B. durch eine Hohlspitze.

Die höchste Wirkung liefert uns auch das beste Geschoss nur mit einem optimalen Treffersitz, und der ist auch für moderne Geschosse noch immer der hohe Blattschuss.

C. Pirker

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